Politik

Draghi fordert gemeinsame Maßnahmen gegen Banken-Krise

EZB-Chef Mario Draghi fordert ein gemeinsames Vorgehen der Euro-Staaten gegen die massive faulen Kredite der Banken.
07.11.2017 17:10
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

EZB-Präsident Mario Draghi fordert gemeinsame Maßnahmen im Euro-Raum zum Abbau von Problemdarlehen in den Bilanzen vieler Banken. "Gegenwärtig ist das wichtigste Thema hier, die faulen Kredite anzugehen", sagte der Notenbank-Chef am Dienstag auf einer EZB-Konferenz in Frankfurt. Obgleich sich die Bestände an notleidenden Darlehen bei großen Geldhäusern verringert hätten, sei das Problem nicht gelöst. Viele Institute seien noch nicht in der Lage, große Verluste zu verkraften. Bei ihnen sei unter anderem das Verhältnis von faulen Krediten zum Kapitalpuffer hoch. Die EZB ist seit Herbst 2014 zusätzlich für die Aufsicht der größten Banken im Währungsraum zuständig.

Als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise schleppen Banken in der Euro-Zone 844 Milliarden Euro an faulen Krediten mit sich herum. Damit nimmt ihre Bereitschaft ab, neues Geld zu verleihen, was das Wachstum der Wirtschaft dämpft. Regulatoren, Aufseher, Banken und nationale Behörden müssten gemeinsam das Problem angehen, forderte Draghi. Vor allem müsse ein Umfeld geschaffen werden, in dem Problemkredite wirksam abgebaut werden könnten.

Die EZB-Bankenaufsicht hatte kürzlich Richtlinien zum künftigen Umgang mit neuen Problemdarlehen vorgestellt. Insbesondere in Italien – Draghis Heimatland – hatte dies heftige Kritik ausgelöst. Dort wird befürchtet, dass heimische Banken zu stark belastet werden. Zudem besteht die Sorge, dass ähnliche Vorgaben künftig auch für den Altbestand an faulen Darlehen aufgestellt werden. Denn hier liegt das eigentliche Problem. Auf italienische Banken entfällt immer noch rund ein Viertel aller Problemkredite in der Euro-Zone. Allein Italiens führende Privatkundenbank Intesa Sanpaolo schrieb im dritten Quartal faule Kredite im Umfang von 646 Millionen Euro ab.

Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Pier Carlo Padoan erneuerte unterdessen seine Kritik an der Europäischen Zentralbank. Der EZB-Vorstoß "überschreitet die Grenzen der Aufsicht". Insider sagten Reuters zuletzt, wegen der lautstarten Kritik aus Rom könnten die Richtlinien für den Umgang mit dem Altbestand eher milde ausfallen. Am Montag hatten sich die Finanzminister der Euro-Länder allerdings hinter den Vorstoß der EZB gestellt. Es habe hierzu eine generelle Übereinstimmung gegeben, so Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem.

Die oberste EZB-Bankenaufseherin, Daniele Nouy, wies darauf hin, dass die Kontrolleure den jeweiligen Einzelfall beim Thema Altbestand im Blick haben werden. Die Situationen seien hier sehr unterschiedlich. Bewertungen und Lösungen würden daher nur für den Einzelfall erarbeitet. Banken mit hohen Beständen würden der Aufsicht eigene Abbaupläne vorlegen und die EZB stelle sicher, dass diese glaubwürdig und ambitioniert genug seien. "Und um glaubwürdig zu sein, müssen sie realistisch sein, sie können uns keine Wunder versprechen," so die Französin. Ihr EZB-Kollege, Bankenaufseher Ignazio Angeloni, hatte jüngst gesagt, es sei offen, ob die Vorgaben für neue Problemdarlehen künftig auch für den Altbestand gelten sollten. Es sei möglich, dass den Regulierern die Abbaupläne der Institute letztlich ausreichten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Meloni wird Trumps Brücke nach Europa
24.04.2025

Giorgia Meloni etabliert sich als bevorzugte Gesprächspartnerin Donald Trumps – und verschiebt das diplomatische Gleichgewicht in Europa.

DWN
Politik
Politik Rot-Grüner Koalitionsvertrag für Hamburg steht
24.04.2025

SPD und Grüne wollen in Hamburg weiter gemeinsam regieren – trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse. Der neue Koalitionsvertrag steht,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warum irische Firmen im deutschen Green-Tech-Boom Milliardenwachstum anstreben
24.04.2025

Irlands Green-Tech-Firmen erobern den deutschen Markt – mit strategischem Fokus auf Energie, Infrastruktur und Digitalisierung.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Goldpreis fällt – Ist der Gipfel bereits überschritten?
24.04.2025

Nach einem historischen Rekordhoch hat der Goldpreis nun zum zweiten Mal in Folge deutlich nachgegeben – ein möglicher Wendepunkt am...

DWN
Politik
Politik USA und China: Handelsgespräche stehen still – Trump setzt weiter auf Eskalation
24.04.2025

Washington und Peking liefern sich einen erbitterten Handelskrieg – von Verhandlungen fehlt jede Spur. Trumps Strategie setzt weiter auf...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...