Politik

Berichte über Folterung verhafteter Prinzen in Saudi-Arabien

Anonymen Quellen zufolge sollen viele der in Saudi-Arabien Festgenommenen gefoltert werden.
24.11.2017 15:49
Lesezeit: 2 min

Nach Angaben des Generalstaatsanwalts des Königreichs Saudi-Arabien wurden im Verlauf der Korruptionsermittlungen gegen zahlreiche Prinzen und Staatsbedienstete 201 Personen festgenommen. „Bisher wurden insgesamt 208 Personen verhört. Von diesen 208 Personen wurden sieben ohne Anklageerhebung freigelassen (...). Das potenzielle Ausmaß korrupter Praktiken, die aufgedeckt wurden, ist sehr groß”, zitiert die Saudi Gazette den Generalstaatsanwalt Sheikh Saud Al-Muajab aus einer Mitteilung.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, über Jahre hinweg mindestens 100 Milliarden Dollar unterschlagen zu haben. „Basierend auf unseren Untersuchungen in den vergangenen drei Jahren schätzen wir, dass mindestens 100 Milliarden Dollar durch systematische Korruption und Unterschlagung über eine Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten widerrechtlich angeeignet wurde”, so der Generalstaatsanwalt.

Doch das Middle East Eye berichtet, dass die Angaben des saudischen Generalstaatsanwalts zur Anzahl der Festgenommenen nicht korrekt seien. Dem Blatt zufolge sollen über 500 Personen festgenommen worden sein und doppelt so viel verhört worden sein. „Einige hochrangige Personen, die am Samstag in Saudi-Arabien inhaftiert wurden, wurden während ihrer Verhaftung oder während der Verhöre so schlimm geschlagen und gefoltert, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten (...). Einige Gefangene wurden gefoltert, damit sie Details ihrer Bankkonten preisgeben”, so das Middle East Eye. Bei dieser Behauptung stützt sich das Blatt auf Aussagen anonymer Mitglieder des Königlichen Gerichts.

Einer der prominentesten Inhaftierten soll Prinz Bandar bin Sultan sein. Er ist der ehemalige Geheimdienst-Chef Saudi-Arabiens. Nach einem Bericht der Haaretz aus dem Jahr 2012 spielte Prinz Bandar in einer Kollaboration mit der CIA die entscheidende Rolle bei der Bewaffnung und Finanzierung der Söldner in Syrien, die Assad stürzen sollten.

Die New York Times führt aus: „Die saudischen Bemühungen wurden von dem extravaganten Fürsten Bandar bin Sultan, dem damaligen Geheimdienstchef, angeführt. Er veranlasste saudische Spione dazu, für die syrischen Rebellen (ausländische und syrische Söldner, Anm. d. Red.) Tausende von AK-47 und Millionen Patronen Munitionen in Osteuropa zu kaufen. Die CIA half dabei, einige der Waffenkäufe für die Saudis zu arrangieren – einschließlich eines großen Deals in Kroatien im Jahr 2012.”

The Daily Mail berichtet, dass bei der Folterung der festgesetzten saudischen Prinzen US-amerikanische Söldner zum Einsatz kommen sollen. Die Söldner sollen unter anderem der Söldner-Firma Academi, ehemals Blackwater, angehören. Die Prinzen sollen massiven Erniedrigungen und körperlichen Misshandlungen ausgesetzt sein. Eine Quelle, die mit den Folterungen betraut ist, sagte dem britischen Blatt, dass alle Folterer privaten Sicherheitsfirmen angehören. Mohammed bin Salman wolle nicht, dass die Prinzen von saudischen Offizieren gefoltert werden, die ihr Leben lang Befehle der Prinzen ausgeführt haben. Einige der Verhöre führe Mohammed bin Salman selbst durch. Er stelle den Inhaftierten zunächst Fragen. Wenn er keine Antwort bekommt, verlässt er den Raum, damit die US-Söldner Hand an die Prinzen anlegen können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...