Finanzen

China steigt zur digitalen Weltmacht auf

Lesezeit: 2 min
20.12.2017 16:48
Die Regierung Chinas setzt auf Innovation. Aus dem Land dürften die nächsten Weltmarktführer der digitalen Branche kommen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China entwickelt sich seit einigen Jahren zu einem Vorreiter im Bereich der digitalen Anwendungen, des Internets und der Kommunikation. Wie der EUObserver berichtet, werden Unternehmen aus dem Reich der Mitte in den kommenden Jahren die Weltmärkte erobern. Europa – und selbst die USA – dürften ernste Schwierigkeiten bekommen.

Die ersten Anzeichen dieser tektonischen Verschiebung sind bereits in verschiedenen Abwehrmaßnahmen der Europäer zu erkennen, schreibt der EUObserver. Der zunehmende Einfluss der Chinesen auf dem Markt für Batterien beispielsweise hat dazu geführt, dass sich europäische Unternehmen aus der Branche zusammengeschlossen haben und Allianzen bilden, um verlorengegangene Marktanteile zurückzuerobern.

Zu diesen Reaktionen zählt auch die Allianz zwischen Siemens und dem französischen Alstom-Konzern auf dem Markt für Züge und insbesondere Hochgeschwindigkeitszüge. Beide Unternehmen versuchen dadurch, dem chinesischen Konkurrenten CRRC entgegenzutreten, welcher in der jüngsten Vergangenheit mehrere lukrative Projekte in Europa für sich beanspruchen konnte.

Ursächlich für den Aufstieg Chinas im Bereich der digitalen Technologie ist die Voraussicht der Regierung, welche die Wirtschaft des Landes seit einigen Jahren grundlegend umbaut: Aus einer auf Massenfertigung basierenden Volkswirtschaft soll so eine von Innovation getriebene Dienstleistungs-Gesellschaft werden. Die Tatsache, dass die Kommunistische Partei die einzige politische Kraft im Land ist, verleiht ihren Maßnahmen und Zielen eine hohe Durchschlagskraft.

Offenbar zeigt die Strategie erste bedeutende Erfolge. Mit der ZTE Corporation und dem Smartphone-Hersteller Huawei Technologies verfügt China bereits heute über die beiden Firmen, welche weltweit am meisten Anwendungs-Patente anmelden. China wird derzeit nur noch von den USA übertroffen, was Investitionen in Forschung und Entwicklung betrifft. Im vergangenen Jahr gaben die Chinesen dafür etwa 14 Mal so viel aus wie im Jahr 2000.

Der chinesische Online-Handel wird Schätzungen zufolge im Jahr 2020 jenen der USA, Großbritanniens, Japans, Deutschlands und Frankreichs zusammengenommen übertreffen. Konzerne wie Baidu, Alibaba, Tencent und Xiaomi befinden sich bereits unter den zehn größten Technologie-Unternehmen weltweit. Mit BYD kommt zudem der Weltmarktführer für Elektromobilität aus China.

Grundlage für den Erfolg ist das immense Potential des Landes. China verfügt über eine arbeitsfähige Bevölkerung von mindestens 800 Millionen Menschen, von denen etwa 170 Millionen weiterreichend gebildet sind oder über akademische Abschlüsse verfügen. Entscheidend für den weiteren Aufstieg werden die Millionen Studenten sein, von denen viele im westlichen Ausland in technischen oder naturwissenschaftlichen Fächern studieren und die früher oder später wieder in ihre Heimat zurückkommen werden.

Im Westen wenig bekannt ist, dass China zudem über eine riesige Anzahl an jungen Unternehmen im technologischen Bereich verfügt. Diese erhalten von staatseigenen Banken in großem Umfang Kredite. Im Jahr 2016 beliefen sich die Kapazitäten chinesischer Venture Capital-Fonds auf rund 320 Milliarden Dollar – etwa ein Viertel der weltweiten Wagnisinvestitionen entfallen damit auf chinesische Investmentgesellschaften. Ein Schwerpunkt stellt die Millionenstadt Shenzhen an der Mündung des Perlflussdeltas im Süden des Landes dar. Dort haben sich in den vergangenen Jahren etwa 30.000 Startups angesiedelt. Die Sonderwirtschaftszone, die heute über 10 Millionen Einwohner beherbergt, war in den 1980er Jahren noch eine Kleinstadt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...