Politik

Feier zur Einheit: Demonstranten beschimpfen Angela Merkel

Lesezeit: 2 min
04.10.2016 02:00
Vor einem Festakt zur Deutschen Einheit haben zahlreiche Demonstranten Bundeskanzlerin Merkel beschimpft. Die Kanzlerin ging auf den Zwischenfall nicht ein.
Feier zur Einheit: Demonstranten beschimpfen Angela Merkel

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Demonstranten haben die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Dresden gestört. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am Montag trotzdem von einem Tag der Freude und Dankbarkeit und rief zu gegenseitigem Respekt auf. Bundestagspräsident Norbert Lammert warb beim Festakt in der Semperoper für ein weltoffenes, vielfältiges und optimistisches Deutschland. „Wir leben in Verhältnissen, um die uns fast die ganz Welt beneidet“, sagte er.

Die Kanzlerin, Bundespräsident Joachim Gauck und andere Gäste wurden vor dem Festakt von mehreren hundert Demonstranten beschimpft und angepöbelt, darunter vor allem Anhänger des Pegida-Bündnisses. Sie riefen „Volksverräter“, „Haut ab“ und „Merkel muss weg“. Auch Trillerpfeifen ertönten. Die Frau des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) brach in Tränen aus, als sie durch die aufgebrachte Menge ging, berichtet die dpa.

Nach dem Festakt nahmen 4.000 bis 5.000 Menschen an einem Pegida-Aufmarsch quer durch die Stadt teil. Zu Zusammenstößen mit Gegendemonstranten kam es dabei nicht. 2.600 Polizisten waren im Einsatz. Einer Bilanz der sächsischen Landesregierung zufolge kamen rund 450.000 Menschen zum Bürgerfest und damit weniger als erwartet. Ursprünglich hatte die Staatskanzlei mit etwa 750.000 Besuchern gerechnet.

Merkel ging in einer kurzen Stellungnahme am Rande des Festaktes nicht direkt auf die Demonstranten ein, rief aber zur Dialogbereitschaft auf. 26 Jahre nach der Wiedervereinigung gebe es neue Probleme, sagte sie. „Und ich persönlich wünsche mir, dass wir diese Probleme gemeinsam, in gegenseitigem Respekt, in der Akzeptanz sehr unterschiedlicher politischer Meinungen lösen und dass wir auch gute Lösungen finden.“

Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche fand die zentrale Feier in der Semperoper statt. Die Festrede hielt Bundestagspräsident Lammert, der von den Deutschen vor allem mehr Selbstbewusstsein, Optimismus und Zufriedenheit mit dem Erreichten verlangte. „Das Paradies auf Erden ist hier nicht. Aber viele Menschen, die es verzweifelt suchen, vermuten es nirgendwo häufiger als in Deutschland“, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf die hunderttausenden Flüchtlinge im Land.

Lammert monierte, dass die Deutschen das Bild ihres eigenen Landes viel zu negativ zeichneten. „Wir können und dürfen durchaus etwas mehr Selbstbewusstsein und Optimismus zeigen“, sagte er. Deutschland könne sich „durchaus eine kleine Dosis Zufriedenheit“ erlauben, wenn nicht sogar ein Glücksgefühl. Das heutige Deutschland sei sicher nicht perfekt, aber in besserer Verfassung als je zuvor.

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) warnte in seiner Rede vor den Gefahren des Populismus. „Beschämt erleben wir, dass Worte die Lunte legen können für Hass und Gewalt“, sagte der Bundesratspräsident. „Das ist menschenverachtend und zutiefst unpatriotisch. Dem stellen wir uns alle entgegen.“

Am frühen Abend distanzierte sich die sächsische Polizei von der Durchsage eines Beamten, der Teilnehmern der Pegida-Demonstration einen „erfolgreichen Tag“ gewünscht hatte. Diese Äußerung „entspricht nicht unserer Philosophie und wird einer Überprüfung unterzogen“, erklärte die Polizei.

Bereits am Sonntag sorgten ein Brandanschlag auf drei Polizeifahrzeuge sowie Pöbeleien gegen Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) für Aufregung. Vor einer Woche hatten Unbekannte Sprengstoffanschläge auf eine Moschee und das Kongresszentrum verübt, wo am Montagnachmittag der Empfang des Bundespräsidenten stattfand. Merkel traf am Montag am Rande der Feierlichkeiten die Familie des Imams der Moschee.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...