Wegen des Zeigens eines verbotenen Stalin-Films ist am Freitag laut AFP ein Moskauer Kino von der Polizei durchsucht worden. Der französisch-britische Streifen behandelte auf satirische Weise den Machtkampf nach dem Tod des sowjetischen Diktators im Jahr 1953. Das russische Kulturministerium hatte landesweit die Aufführung des als "extremistisch" eingestuften Films untersagt und Kinos vor "rechtlichen Folgen" gewarnt, sollten sie ihn zeigen.
Trotzdem hatte das liberale Moskauer Kino Pionier mehrere Vorstellungen der Stalin-Satire des britischen Regisseurs Armando Iannucci angesetzt. Nach der ersten Aufführung am Freitagvormittag betraten sechs Polizisten das Kino, begleitet von mehreren Männern in Zivil. Die Polizisten vernahmen Mitarbeiter des Kinos und machten Fotos vom Bildschirm eines Computers, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP beobachtete.
Am Freitagabend erklärte das Kino auf seiner Webseite, die noch anstehenden Aufführungen der Satire müssten "aus Gründen, die nicht an uns liegen", ausfallen.
"Der Tod Stalins" hätte bereits am Donnerstag in die russischen Kinos kommen sollen. Doch in einer Gruppe russischer Filmschaffender und Politiker war der Film nach einer Vorpremiere am Montag auf Ablehnung gestoßen. In einem Brief an Kulturminister Wladimir Medinski forderten sie ein Verbot des Streifens, weil dieser "extremistisch" sei und russische Nationalsymbole "angreift". Anderntags untersagte das Ministerium die Aufführung.
Das Pionier gehört dem Oligarchen Alexander Mamut. Eine Besucherin des Films am Freitagvormittag sagte der AFP, sie sei dem Kino dankbar, dass es den Film gezeigt habe. Die Russen hätten immer noch "Angst", über die Stalin-Diktatur zu lachen. Andere Besucher hielten den Film eher für eine Tragödie als für eine Komödie.
Im Kurzbotschaftendienst Twitter bedankte sich Regisseur Iannucci für "all die Nachrichten der Unterstützung", die er diese Woche erhalten habe. Er hoffe weiterhin, dass die Russen den Film noch zu sehen bekämen.