Finanzen

Sorge um Kryptowährung Tether drückt den Bitcoin-Preis

Möglich Probleme bei Tether, der drittgrößten Kryptowährung nach Handelsvolumen, setzen den Bitcoin-Kurs unter Druck.
05.02.2018 17:31
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Am Freitag ist der Bitcoin-Preis erstmals seit Ende November vorübergehend wieder unter die Marke von 8.000 Dollar gefallen. Das war ein Minus von rund 60 Prozent zum bisherigen Allzeithoch von rund 20.000 Dollar am 17. Dezember.

Ein entscheidender Grund für diesen Absturz ist möglicherweise eine andere weit verbreitete Kryptowährung namens Tether. Berichten zufolge sollen die Aktivitäten der Macher von Tether den Bitcoin-Preis künstlich in die Höhe getrieben haben.

Die Kryptowährung mit dem Kürzel USDT wurde bereits 2015 gestartet und hat eine Besonderheit – sie ist an den US-Dollar gekoppelt. Ein Tether entspricht dabei einem Dollar. Dadurch ist Tether auf dem Markt die einzige stabile Kryptowährung.

Wenn zum Beispiel wie in den letzten Wochen die Preise für beinahe alle Kryptowährungen fallen, bleibt Tether stabil zum Dollar und gewinnt sogar deutlich an Wert – relativ zu Bitcoin, Ethereum, Ripple, Bitcoin Cash und so weiter.

Tether dient also in der Kryptowelt als eine Art Ersatz für den Dollar. Auf Online-Börsen wie Bitfinex oder Poloniex kann man mit Tether andere Kryptowährungen kaufen und umgedreht diese anderen Kryptowährungen wieder für Tether verkaufen.

Aktuell gehört Tether mit einer Marktkapitalisierung in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar zu den 20 größten Kryptowährungen. Allerdings ist Tether mit einem täglichen Handelsvolumen zwischen zwei und sechs Milliarden Dollar die Nummer drei hinter Bitcoin und Ethereum.

Tether wird von dem Unternehmen Tether Limited ausgegeben, das seiner Webseite zufolge in Hongkong sitzt und den Rechtsvorschriften der British Virgin Islands untersteht. Unternehmenschef ist Jan Ludovicus van der Velde, der zugleich CEO der Börse Bitfinex ist.

In seinem Whitepaper nennt das Unternehmen den entscheidenden Vorteil von Tether: „Die Nutzer von Börsen wissen, wie riskant es sein kann, Fiat-Geld bei einer Börse zu haben. Bei der wachsenden Zahl von Insolvenzen [von Börsen] kann dies recht gefährlich sein.“

Anders als Fiat-Geld kann man Tether jederzeit und praktisch sofort von einer Börse abziehen oder zu einer Börse überweisen. Wenn man Dollar zu einer Börse überweisen oder von dort abziehen will, dauert dies länger und ist mit einem entsprechend größeren Risiko verbunden.

Der schon seit einigen Monaten anhaltende Vorwurf gegen Tether lautet, dass das Unternehmen gar nicht die 2,2 Milliarden Dollar besitzt, mit denen die 2,2 Milliarden Einheiten der Kryptowährung den Angaben des Unternehmens zufolge gedeckt sind.

Verstärkt hat sich dieser Verdacht, nachdem Bloomberg Anfang der Woche berichtet hat, dass die US-Wertpapieraufsicht CFTC bereits am 6. Dezember Stellungnahmen von Bitfinex und Tether angefordert hat. Seitdem hat sich die Menge an Tether um rund 50 Prozent erhöht.

Allein im Monat Januar hat das Unternehmen rund 850 Millionen Coins erschaffen und verkauft. Dafür müsste Tether entsprechend rund 850 Millionen Dollar eingenommen haben, mit denen die neuen Coins nun gedeckt sein sollen.

Die Kritiker von Tether haben statistische Analysen angeführt, wonach neue Tether vor allem dann erschaffen worden sind, wenn der Bitcoin-Preis gerade gefallen ist. Doch der Grund dafür könnte einfach sein, dass die Spekulanten bei Preisstürzen Angst bekommen und ins stabile Tether fliehen.

Im September letzten Jahres veröffentlichte Tether ein Dokument, wonach es damals sogar über mehr Fiat-Geldreserven verfügte, als es bis dahin Coins erschaffen hatte. Die Namen der Banken, wo die Konten mit insgesamt 443 Millionen Dollar unterhalten werden, waren jedoch geschwärzt.

Noch immer hat Tether nicht mitgeteilt, mit welchen Banken das Unternehmen zusammenarbeitet. Zudem hat der Wirtschaftsprüfer Friedman LLP, der die damalige Prüfung durchgeführt hatte, in der vergangenen Woche seine Zusammenarbeit mit Tether beendet, wie Coindesk berichtet.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gab es keinerlei Belege für Probleme bei Tether. Auch der Preis hält sich trotz aller negativen Berichte weiterhin bei einem Dollar pro Coin. Doch wenn es tatsächlich Probleme geben sollte, hätte dies massive Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis.

Sollten die 2,2 Milliarden Tether nicht durch Dollar gedeckt sein, so könnte der Tether-Preis auf Null abstürzen. Dadurch ginge plötzlich eine Nachfrage nach Bitcoin und anderen Kryptowährungen in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar verloren. Die Kurse würden in der Folge massiv einbrechen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...