Finanzen

Neue Seidenstraße: China stößt in Asien auf Schwierigkeiten

Lesezeit: 3 min
11.02.2018 19:12
In mehreren Staaten Asiens wurden Projekte für die Neue Seidenstraße Chinas gestoppt. Es gab Unstimmigkeiten zwischen China und den betroffenen Staaten.
Neue Seidenstraße: China stößt in Asien auf Schwierigkeiten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die staatlich pakistanische Wasserbehörde hat dem Bau eines großen Staudamms (Diamer Bhasha Damm) am Indus-Fluss keine Genehmigung erteilt. Zuvor hatten sich die Regierungen Islamabads und Pekings auf den Bau des Staudamms im Rahmen der Neuen Seidenstraße geeinigt. Das Projekt hat nach Angaben von Voice of America (VoA) einen Wert von 14 Milliarden Dollar.

Das indische Institute for Defense Studies and Analyses (IDSA) berichtet, dass das Projekt im pakistanischen Teil von Kaschmir angesiedelt ist. IDSA wörtlich: „In Pakistan ist das Projekt politisch umstritten und wird aufgrund seiner Lage in einer hohen seismischen Zone als ökologisch gefährlich eingestuft. Die größte Herausforderung war bisher der Mangel an finanziellen Mitteln, um die vor 14 Jahren auf 14 Milliarden Dollar geschätzten Kosten für den Bau von Gebäuden zu decken. Seit seiner Entstehung hat dieses Projekt am Indus-Fluss im Rahmen der Water Vision 2025 und der Water and Power Development Authority (WAPDA) aufgrund zahlreicher logistischer Hürden beispiellose Verzögerungen erlebt. Darüber hinaus gibt es geopolitische Implikationen, da der Standort des Projekts in einer von Indien beanspruchten Region liegt.”

Zudem habe es zwischen China und Pakistan Unstimmigkeiten bezüglich der Eigentümer-Übertragung und der Auflagen gegeben, die von China verlangt wurden. China hatte sich bereit erklärt, die gesamte Finanzierung zu übernehmen, und bestand auf diverse Sicherheiten.

Eine weitere Hürde lag darin, dass Pakistan ein „Kein-Einwand-Zertifikat” von Indien benötigte, da sich das Projekt in Kaschmir befindet. Die Region wird territorial sowohl von Pakistan als auch von Indien beansprucht.

Wang Yang, der chinesische Vize-Außenminister, besuchte im November 2017 Pakistan, um eine Vereinbarung über den Ausbau von Eisenbahnstrecken in der südlichen Stadt Karachi zu treffen. Der Deal kam nicht zustande. Eine geplante Vereinbarung über den Bau eines Flughafens in der pakistanischen Hafenstadt Gwadar im Wert von 260 Millionen Dollar konnte ebenfalls nicht erzielt werden.

Die Neue Seidenstraße stößt auch in anderen asiatischen Regionen auf Hürden.

Nepal

Im November 2017 sagte die Regierung von Nepal den Bau eines Staudamms im Wert von 2,5 Milliarden Dollar ab. Das Projekt sollte von der chinesischen China Gezhouba Group umgesetzt werden. Rupak Sapkota, ein Analyst am Nepal-Institut für strategische Analysen, sagte, dass die Annullierung des Plans das Ergebnis eines Konflikts zwischen den politischen Fraktionen Nepals über ihre jeweilige politische Ausrichtung gen Indien oder China sei. „Nepal versucht immer noch, eine ausgeglichene Position zwischen Indien und China zu finden”, zitiert die South China Morning Post Sapkota.

Sapkota zufolge gibt es in Nepal eine Konkurrenz zwischen der pro-indischen Kongress-Partei und der pro-chinesischen Kommunistischen Partei Nepals, die aktuell regiert. Madhav Das Nalapat von der indischen Manipal University meint hingegen, dass der Stopp des Projekts nicht das Ergebnis der innenpolitischen Querelen Nepals, sondern des „hartnäckigen” statt „freundlichen” Verhandlungsansatzes der Chinesen sei. Darin würden sich die Chinesen in keinster Weise von den US-amerikanischen und europäischen Unternehmen unterscheiden.

Myanmar

Im November 2017 wurden in Myanmar die Pläne von PetroChina zum Bau einer Raffinerie im Wert von drei Milliarden Dollar abgesagt. Die Raffinerie sollte in der Stadt Dawei errichtet werden. Es sollte die größte Raffinerie des Landes werden. Allerdings stieß das Projekt bereits nach einer Einigung zwischen Myanmar und China auf Widerstand.

Ein anonymer Industrieller aus Myanmar sagte den Myanmar Times: „Dawei macht keinen Sinn für einen Tiefwasserhafen. Die Raffinerie ist zu klein, um rentabel zu sein”. Aufgrund von Sandbänken und zusätzlichen Baggerarbeiten würden weitere Kosten von einer Milliarde Dollar entstehen.

Die geplante Raffinerie sollte eine Produktion von 100.000 Barrel pro Tag haben – mehr als die kombinierte Produktion der bestehenden Raffinerien Myanmars. Aber immer noch nicht groß genug, um mit Raffinerien in Asien zu konkurrieren, die mit geringen Margen von mindestens 600.000 Barrel pro Tag arbeiten.

Das Dawei-Projekt würde nur dann Sinn machen, wenn die Raffinerie größer wäre und Zugang zu einer Pipeline hätte, die sich ostwärts zum Golf von Thailand erstreckt, um den thailändischen Markt zu erschließen und Lieferungen per Schiff nach Südchina zu ermöglichen, so die Myanmar Times.

Einer der Hauptgründe für das Scheitern des Projekts war ein neues Steuergesetz in Myanmar. Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtete im Oktober 2017, dass Myanmar eine zusätzliche Steuer für die Förderung von Rohöl verabschiedet hatte. PetroChina weigerte sich diese zusätzliche Steuer zu zahlen.

Sri Lanka

Unstimmigkeiten gibt es auch zwischen Sri Lanka und China. Das Land verkaufte am 9. Dezember 2017 einen 70-prozentigen Anteil am Hafen von Hambantota – im Süden von Sri Lanka – an die China Merchants Port Holding für 1,12 Milliarden Dollar. Die Chinesen werden Nutzungsrechte über einen Zeitraum von 99 Jahren haben, berichtet die South China Morning Post.

Zuvor wollte die Regierung von Sri Lanka einen 80-prozentigen Anteil an China verkaufen. Doch dies löste Proteste von Gewerkschaften und Oppositionsgruppen aus und zwang die Regierung zu einigen Revisionen, die die Rolle Chinas bei der Durchführung von Handelsgeschäften beschränken soll. Die Regierung von Sri Lanka musste einen Deal mit China abschließen, da das Land Peking sechs Milliarden Dollar schuldet. Der Verkauf der 70-prozentigen Anteile war eine Umwandlung der Schulden, so das Blatt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...