Finanzen

EU bereitet Zölle gegen verschiedene US-Produkte vor

Die EU arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an einer Liste möglicher Importzölle für US-amerikanische Waren.
20.02.2018 12:59
Lesezeit: 1 min

Nach den US-Drohungen mit Strafzöllen auf ausländische Stahl- und Aluminiumprodukte bereiten sich die Europäer offenbar auf einen Handelskonflikt vor. „Wenn es tatsächlich zu US-Beschränkungen für unsere europäische Stahlunternehmen kommen wird, wird die EU hierauf angemessen reagieren“, kündigte am Dienstag eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums an. Die Bundesregierung stehe in engem Austausch mit der EU-Kommission. Sie reagierte damit auf einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Demnach könnte es Gegenmaßnahmen der EU geben, sollten die USA europäische Stahl- und Aluminiumlieferungen erschweren. Sie könnten etwa Motorräder des US-Herstellers Harley-Davidson und Bourbon-Whiskey aus den Bundesstaaten Tennessee und Kentucky treffen.

Alarmiert äußerte sich auch die deutsche Wirtschaft. Das US-Handelsministerium habe „die Büchse der Pandora geöffnet“, weil es die nationale Sicherheit bemühe, um Stahl- und Aluminiumporte zu erschweren, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Volker Treier. „Andere WTO-Mitglieder könnten das als Steilvorlage nehmen, um an anderer Stelle protektionistische Maßnahmen zu begründen.“ Den deutschen Außenhandel könnte das schwer treffen. „Eine für die deutsche Exportwirtschaft unglückselige Kettenreaktion droht“, sagte Treier der Nachrichtenagentur Reuters. Dass die EU eigene Instrumente aufzeige, sei zwangsläufig und folgerichtig.

US-Handelsminister Wilbur Ross hatte einen Bericht für Präsident Donald Trump vorgelegt. Umfang und Umstände der Stahl- und Aluminiumimporte drohen demnach, die nationale Sicherheit zu beeinträchtigen. Sie könnten die US-Industrie in diesem Bereich an die Wand drücken. Ross empfahl dem Präsidenten, bei Maßnahmen dagegen unter drei Optionen zu wählen. Er könnte Zölle von mindestens 24 Prozent auf Stahlimporte allgemein erheben, Stahllieferungen aus zwölf Ländern wie China, Südkorea oder Brasilien - nicht aber aus der EU - mit Zöllen von mindestens 53 Prozent belegen oder Stahllieferquoten für alle Länder festlegen.

Ähnliches gilt für Aluminium-Produkte. Für Entscheidungen hat Trump bis Mitte April Zeit.

Das deutsche Wirtschaftsministerium widersprach dem Ansatz der US-Regierung generell. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass europäische oder deutsche Stahlimporte die nationale Sicherheit der USA bedrohen oder beeinträchtigen könnten. Insofern teile man nicht Ross' Einschätzungen nicht. Das Problem weltweiter Stahlüberkapazitäten müsse gemeinsam im Globalen Stahlforum angegangen werden. Das Ministerium warnte vor übereiltem Handeln. Es gebe nur einen Vorschlag an den Präsidenten, aber keine Entscheidungen.

Die FAZ hatte berichtet, die EU könne binnen Tagen auf Importbeschränkungen der USA reagieren, sofern sie europäische Unternehmen treffen. Bei diesen Reaktionen liege der Fokus auf Agrarprodukten wie Kartoffeln und Tomaten. Darüber hinaus wollten die Europäer die USA durch Gegenzölle auf Produkte festlegen, die für die Wahlkreise von Unterstützern des Präsidenten wirtschaftlich interessant seien.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor dem Kassensturz: Schuldenkollaps rückt näher - was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
19.05.2025

Die USA taumeln auf einen finanziellen Abgrund zu: Moody’s entzieht der Supermacht das Top-Rating, Investoren fliehen, und der Kongress...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
19.05.2025

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fünf Jahre nach Brexit: Neuer Kurs zwischen EU und London
19.05.2025

Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich EU und Großbritannien wieder an – doch nicht ohne Reibung. Was bedeutet das für Handel,...

DWN
Finanzen
Finanzen ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?
19.05.2025

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China dreht der Welt den Rohstoffhahn zu - Industrie droht der Stillstand
19.05.2025

Mitten im geopolitischen Machtpoker nutzt China seine Dominanz bei seltenen Erden als Waffe – und bringt westliche Industrien ins Wanken....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Innere Kündigung: Frühzeitig erkennen und wirksam handeln
19.05.2025

Eine Kündigung kommt in der Regel nicht einfach aus dem Nichts. Oft zeigen Mitarbeiter Anzeichen dafür, dass sie das Unternehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel hausgemacht: Nach Corona-Lockdown und Dauermigration fast 3 Millionen Menschen ohne Berufsabschluss
19.05.2025

Trotz immenser Zuwanderung, leere Lehrstellen und Fachkräftemangel: Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen...

DWN
Politik
Politik Gasfunde in der Schwarzmeerregion: Türkei meldet strategischen Energieerfolg – Erdgasvorkommen mit enormem Wert
19.05.2025

Die Türkei entdeckt im Schwarzen Meer neue Erdgasvorkommen von enormem Wert. Der Fund unterstreicht Ankaras anhaltenden Kurs in Richtung...