Finanzen

Norwegen will Großbritannien mit arktischem Erdgas versorgen

Lesezeit: 2 min
14.04.2018 23:07
Norwegen will Großbritannien künftig mit Erdgas aus der Arktis versorgen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ab Ende des Jahres will der norwegische Gasnetzbetreiber Gassco mittels einer neuen Pipeline arktische Erdgasfelder erschließen. Hauptabnehmer wird Großbritannien sein, berichtet die norwegische Zeitung Aftenposten. Bislang ist Russland einer der Hauptenergielieferanten Großbritanniens.

Rund die Hälfte des in Großbritannien benötigten Erdgases stammt aus Europa, den restlichen Energiebedarf deckt das Land aus einer eigenen Erdgasproduktion und dem Import von Flüssiggas. Nach einer Auswertung der Britishgas.co.uk kommen 35 Prozent des europäischen Erdgases aus Russland, rund 23 Prozent werden aus Norwegen geliefert. Ab Ende des Jahres könnte sich das Volumen der norwegischen Gaslieferungen erhöhen: Dann will der norwegische Gasnetzbetreiber Gassco mit der Pipeline Polarled Großbritannien an arktische Erdgasfelder anschließen.

Bereits im Jahr 2011 hatte sich Gassco zum Bau der rund 674,5 Milliarden Euro teuren Pipeline unter dem Projektnamen Aasta-Hansteen entschlossen, seit April 2015 wird sie von Gassco in Zusammenarbeit mit internationalen Energielieferanten wie der norwegischen Statoil, der deutschen Wintershall, der niederländischen Shell, der französische Total und der US-amerikanische Exxon Mobile errichtet.

Für Norwegen ist es die erste Gasfelderschließung in der Arktis. In einer Tiefe von 1.300 Meter will Gassco künftig 70 Millionen Kubikmeter (bcm) Gas auf der Bohrinsel Aasta-Hansteen fördern. Diese befindet sich rund 300 Kilometer vor der norwegischen Küste. Über eine rund 486 Kilometer lange Leitung soll das Gas in die Erdgasaufbereitungsanlagen im nordnorwegischen Nyhamna (rund 100 Kilometer südlich von Trondheim gelegen) transportiert werden.

In Nyhamna läuft ein rund 8.300 Kilometer langes Pipeline-Netz zusammen, welches Großbritannien und Europa an das norwegische Gasnetz direkt anschließt. Seit 2015 betreibt die Gassco drei Pipeline eigens für den Gasexport in die Gasterminals im schottischen St. Fergus und ins englische Easington, welche 1977 und 2006 in Betrieb genommen wurden. Auf dem europäischen Festland ist Nyhamna mittels vier Pipelines an die niedersächsischen Küstenorte Dornum und Emden, an das niederländische Zeebrugge und das französische Dunckerque angeschlossen.

Im internationalen Vergleich ist Norwegen laut einer Studie des europäischen Handelsinstituts OEC das dreißigst größte Exportland der Welt. Im vorvergangenen Jahr exportierte es Güter für rund 72,3 Milliarden Euro, die Importe lagen bei 58,5 Milliarden Euro. Rund die Hälfte seiner Exportumsätze erzielte es mit der Ausfuhr von Öl (17,8 Milliarden Euro) und Erdgas (16,4 Milliarden Euro). Hauptabnehmer der Waren waren Großbritannien (14,9 Milliarden Euro), Deutschland (10,3 Milliarden Euro) und die Niederlande (6,8 Milliarden Euro).

Neben dem norwegischen Erdgas ist Großbritannien auch auf russische Energielieferungen angewiesen. In Zusammenhang mit dem angeblichen Giftgas-Attentat auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergei Wiktorowitsch Skripal hatte die britische Premierministerin Theresa May angekündigt, Großbritannien werde langfristig versuchen, Erdgas aus Quellen außerhalb Russlands zu beziehen. Dies ist allerdings schwierig, da das Land auch Erdgas aus Europa, insbesondere aus Belgien bezieht. Im russischen Gashandel fungiert Belgien als Verteilknoten und leitet das Gas an andere EU-Staaten weiter. Laut dem britischen Energieregulierer Ofgem war Gazprom PJSC mit Sitz in Moskau im vergangenen Jahr der zweitgrößte Lieferant für industrielle Großverbraucher in Großbritannien.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte Unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
22.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...