Gemischtes

Erstes chinesisches Unternehmen baut Autos in Europa

Der chinesische Autobauer Geely drängt auf den europäischen Markt.
27.04.2018 17:07
Lesezeit: 1 min

Der chinesische Autobauer Geely will in Zukunft Fahrzeuge der Marke „Lynk & Co“ auch in Europa verkaufen. Laut einer Pressemitteilung von Volvo sollen die Autos ab 2019 im Volvo-Werk in Gent (60 Kilometer nordwestlich von Brüssel) produziert und ab Frühjahr 2020 in Europa verkauft werden. Später sollen sie auch auf den amerikanischen Markt kommen. Geely ist seit 2010 Eigentümer von Volvo und der erste chinesische Autohersteller, der Autos außerhalb von China baut und außerhalb von China, Südost-Asien und Afrika verkaufen will. Die Marke Lynk wurde 2016 von Geely gegründet und richtet sich an eine jüngere Käuferschicht.

Gründer und Vorstandsvorsitzender von Geely ist der chinesische Unternehmer Li Shufu, der sich im Februar dieses Jahres mit 9,69 Prozent bei Daimler einkaufte und seitdem größter Einzelaktionär des Stuttgarter Konzerns ist. Gegenüber Bloomberg sagte Shufu, es sei „Geelys Traum, ein globales Unternehmen“ zu werden.

Lynks Chancen, sich auf Märkten durchzusetzen, die von europäischen, amerikanischen und japanischen Autobauern dominiert werden, beurteilen Marktbeobachter unterschiedlich. „Wer soll chinesische Autos kaufen? Wo ist der Bedarf?“, fragt Doug Betts vom Auto-Marktforschungsinstitut J.D. Power. Bob Lutz sieht das ähnlich. Der ehemalige Europa-Chef von Ford und stellvertretende Vorstandsvorsitzende von General Motors glaubt, dass Lynx´ Stil nur diejenigen Käufer anspreche, die bereits jetzt schon Autos aus Japan und vor allem Korea favorisieren: „Im Endeffekt wird Lynx keinen großen Marktanteil bekommen.“

Der im April als VW-Vorstandsvorsitzender zurückgetretene Matthias Müller äußert sich anders: „Die Konkurrenz aus China muss ernst genommen werden – das Land hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen.“

Peking hat ausländischen Unternehmen erlaubt, ab 2022 auch ohne einheimischen Partner-Konzern in China Autos zu bauen. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen interpretiert das als „Druck auf die eigenen Autobauer, schneller international wettbewerbsfähig zu werden“.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...

DWN
Politik
Politik Was sich im Mai ändert: Neue Namensregeln, schärferer Biomüll-Kurs und Abschied von Skype
20.04.2025

Im Mai 2025 kommen wichtige Änderungen auf Bürger zu: Neue Nachnamensregeln für Familien, strengere Biomüll-Kontrollen, digitale...

DWN
Finanzen
Finanzen Ride Them Out: Den richtigen Moment in der Börsen-Blasen-Strategie finden
20.04.2025

Die Finanzwelt steht immer wieder vor der Frage, wie man in turbulenten Zeiten richtig handelt. Dieser Artikel beleuchtet, warum es oft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abschottung statt Gastfreundschaft: Trumps zweite Amtszeit trifft Amerikas Tourismusindustrie
20.04.2025

Internationale Reisende meiden die USA – Fälle willkürlicher Festnahmen an den Grenzen häufen sich. Europas Touristen ziehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shell: Asien als Haupttreiber des LNG-Wachstums bis 2040
20.04.2025

Shell prognostiziert einen Anstieg des globalen LNG-Verbrauchs um 60 Prozent bis 2040, vor allem getrieben durch die steigende Nachfrage in...

DWN
Politik
Politik Asien-Investor: „Jetzt beginnt Trumps Schicksalsvierteljahr“
20.04.2025

Ein schwedischer Analyst in Vietnam sieht das Weiße Haus vor einem Finanzbeben – und erkennt zugleich geopolitische Chancen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Brücken sind marode – reicht eine Finanzspritze aus?
20.04.2025

Deutschlands Brücken sind in einem kritischen Zustand – ein aktuelles Beispiel ist die A100-Brücke in Berlin. Die sogenannte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...