Politik

T-Mobile US kauft Sprint für 26 Milliarden Dollar

Lesezeit: 3 min
30.04.2018 01:34
Für 26 Milliarden Dollar will die Tochter T-Mobile US den kleineren Rivalen Sprint kaufen.
T-Mobile US kauft Sprint für 26 Milliarden Dollar

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nadine Schimroszik und Greg Roumeliotis von Reuters berichten:

Paukenschlag der Deutschen Telekom: Für 26 Milliarden Dollar will die Tochter T-Mobile US den kleineren Rivalen Sprint kaufen. Es entstehe das "schlagkräftigste Mobilfunk-Unternehmen in den USA", kündigte Telekom-Chef Timotheus Höttges am Sonntagabend an. Lange Zeit arbeitete der Bonner Dax-Konzern hinter den Kulissen an diesem Deal. Zwei Anläufe waren in der Vergangenheit gescheitert, der letzte erst im November an Unstimmigkeiten über die Machtverhältnisse. Diese haben sich nun komplett zugunsten der Deutschen Telekom entschieden, die 42 Prozent am Gesamtkonzern besitzt, ihn komplett konsolidiert und über eine Stimmrechtsvereinbarung mit dem Sprint-Eigner Softbank die Kontrolle in den Händen hält.

Der Zusammenschluss soll über einen Aktientausch erfolgen. Bargeld wird demnach nicht fließen. Für die Telekom ist es - einschließlich der Schulden, die übernommen werden, - mit rund 60 Milliarden Dollar die größte jemals getätigte Transaktion. Sie übertrifft auch die Übernahme des US-Mobilfunkers VoiceStream Anfang des Jahrtausends. Damals bekamen die Deutschen erst einen Fuß ins wichtige Geschäft auf der anderen Seite des Atlantiks, das sich zuletzt immer stärker zum Umsatztreiber entwickelt hat.

Sollte der Sprint-Kauf wie geplant bis zur ersten Jahreshälfte 2019 über die Bühne gehen, wird es für die bisherigen Platzhirsche Verizon und AT&T ungemütlicher. Mit dann etwa 127 Millionen Kunden und einem Unternehmenswert von 150 Milliarden Dollar rückt die neue T-Mobile US - der Name Sprint soll offenbar vom Markt verschwinden - den beiden deutlich auf den Leib. Als neues Ziel gibt Höttges selbstbewusst aus: "Jetzt geht es darum, eine führende Position einzunehmen."

T-Mobile US hat sich bereits einen Namen als Angreifer gemacht, der den Markt mit aggressiven Preisen, aber auch einem guten Service und umfangreichen Datenpaketen neu aufrollt. Ähnlich soll es offenbar weitergehen. Die Deutsche Telekom versprach zumindest schon mal "sinkende Preise" und neue Kombipakete aus Festnetz und Mobilfunk, wie sie die Bonner in fast allen Ländern anbieten, in denen sie aktiv sind.

Das gemeinsame Unternehmen ist zudem besser aufgestellt, um bei der Zukunftstechnologie 5G vorn mitzuspielen, die in den USA deutlich früher in Anwendung kommen wird als in Großteilen Europas. Dafür werden hohe Investitionen fällig. Eine Frequenzauktion soll im Herbst stattfinden. Ein 5G-Netz wird benötigt, damit riesige Datenmengen in Echtzeit transportiert und somit Milliarden Geräte vernetzt werden können. Das ist beispielsweise in der Industrie 4.0 und dem autonomen Fahren nötig.

Im Jahr 2014 scheiterte der erste Versuch beider Konzerne, zu fusionieren an der geringen Wahrscheinlichkeit, dass die Kartellämter den Deal durchwinken würden. Auch vier Jahre später könnte ein Zusammenschluss deswegen nicht zustande kommen. Allerdings erklärten T-Mobile US wie auch Sprint, die zuständige Behörde FCC einbezogen zu haben. Direktor Ajit Pai habe versprochen, die Transaktion "unvoreingenommen" zu prüfen. Im Mittelpunkt wird stehen, wie sich die Fusion auf die Kunden auswirkt. "Ob der Deal von den Wettbewerbsbehörden durchgewunken wird, hängt wahrscheinlich auch von der politischen Großwetterlage ab. Das lässt sich schwer vorhersagen", sagte Branchen-Experte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen. Derzeit sind mehrere große Übernahmen - wie der Time-Warner-Kauf durch AT&T - in der Prüfung.

Vereinbart wurde, dass die derzeitige Nummer drei alle Sprint-Anteile übernimmt. Für jeweils 9,75 Sprint-Anteile erhalten die Aktionäre eine neue Aktie der T-Mobile US. Nach Abschluss der Transaktion soll die Sprint-Mutter Softbank aus Japan 27 Prozent halten. Seit Herbst haben die Sprint-Papiere rund ein Fünftel an Wert verloren. Der neue Konzern soll vom bisherigen T-Mobile-US-Chef John Legere geführt werden. Sollte der Deal scheitern, sind die Bonner Insidern zufolge nicht verpflichtet, eine sonst in diesen Fällen übliche Strafgebühr zu zahlen.

Die Schulden des Bonner Konzerns steigen zumindest vorübergehend durch den Kauf von Sprint. Laut Telekom wird der Stand der Netto-Finanzverbindlichkeiten zum bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) wohl oberhalb des Zielkorridors von 2,0 bis 2,5 landen. Die Synergien durch den Kauf - in Form von Einsparungen und der Integration der Mobilfunknetze - sollen bei rund 43 Milliarden Dollar liegen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...