Finanzen

USA werfen der Schweiz Manipulation des Franken vor

Die USA führen die Schweiz auf einer Liste der Währungsmanipulatoren.
05.05.2018 22:46
Lesezeit: 1 min

Die Schweiz bleibt weiterhin auf der Beobachtungsliste des amerikanischen Finanzministeriums. Auf der halbjährlich erscheinenden Liste befinden sich Länder, die Amerika der Manipulation des Außenhandels verdächtigt. Dazu gehören neben der Schweiz Deutschland, China, Japan, Südkorea und seit neuestem auch Indien.

Der Manipulation des Außenhandels machen sich nach Definition der Amerikaner Länder dann schuldig, wenn sie drei Bedingungen erfüllen. Bedingung Nummer eins: Ein Leistungsbilanz-Überschuss in Höhe von mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Einen solchen Überschuss weist die Schweiz auf – und zwar deutlich: 2017 betrug er 9,8 Prozent. Bedingung Nummer zwei: Regelmäßige Aufkäufe von Fremdwährungen zur Schwächung der eigenen Währung. Auch diese Bedingung erfüllt die Schweiz – im letzten Jahr kaufte sie Fremdwährungen im Wert von insgesamt fast 45 Milliarden Franken. Bedingung Nummer drei: Ein Außenhandelsüberschuss gegenüber den USA von mindestens 20 Milliarden Dollar. Diese Bedingung erfüllt die Schweiz nicht. 2017 betrug der Überschuss 14 Milliarden Dollar.

Länder, die nur eine der drei Bedingungen erfüllen, werden von der Liste gestrichen. Da die Schweiz seit der zweiten Jahreshälfte 2017 keine Aufkäufe von Fremdwährungen mehr durchgeführt hat, ist es sehr gut möglich, dass sie beim nächsten Erscheinen der Liste – im Herbst 2018 – nicht mehr auf ihr erscheint. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist umso größer, als dass die Amerikaner die Schweizer Währungs-Aufkäufe der letzten Jahre in ihren Erläuterungen zum Zustandekommen der Liste als nachvollziehbar bezeichneten.

Dass die Schweiz vermutlich nicht mehr auf der nächsten Liste erscheint, bedeutet allerdings nicht, dass ihre Wirtschaftspolitik den Beifall der Amerikaner findet. Die USA legten Basel beim Erscheinen der Liste in ihren Kommentaren nahe, die Staatsausgaben zu erhöhen, um die Binnennachfrage anzukurbeln.

Als Währungsmanipulator gilt ein Land, wenn es alle drei Kriterien erfüllt. Ist das der Fall, drohen dem Land nach bisheriger Lesart der amerikanischen Wirtschaftspolitik keine unmittelbaren Strafaktionen. Vielmehr würden die USA bilaterale Gespräche suchen. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump haben sich allerdings viele Koordinaten verschoben, die amerikanische (Handels)Politik ist ein Stück weit unberechenbar geworden.

Die Schweiz steht seit Herbst 2016 auf der Beobachtungsliste.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...