Politik

Frankreich bereitet Verbot von Handys an Schulen vor

Frankreich will den Gebrauch von Handys durch Schüler an Schulen drastisch einschränken.
08.06.2018 00:44
Lesezeit: 1 min

In Frankreich soll ab September ein gesetzliches Handy-Verbot an Schulen gelten. Die Nationalversammlung in Paris stimmte den umstrittenen Plänen am Donnerstag in erster Lesung zu. Damit soll ein Wahlkampfversprechen von Präsident Emmanuel Macron umgesetzt werden.

Das Handy-Verbot soll an Vorschulen (Écoles maternelles), Grund- und weiterführenden Schulen gelten. Ausgenommen ist nur das französische Gymnasium, das Lycée. Betroffen wären damit Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Das Verbot gilt grundsätzlich auch in Pausen und außerhalb der Unterrichtsräume.

Bildungsminister Michel Blanquer begründete den Vorstoß laut AFP damit, dass die Schüler durch Mobiltelefone zunehmend abgelenkt würden, und das nicht nur im Unterricht. "Die Lehrer werden von der neuen Vorschrift begeistert sein", sagte er in einem Interview. Lehrerverbände zeigen sich bisher allerdings skeptisch.

Auch die Opposition kritisierte die Pläne scharf. Abgeordnete der konservativen Republikaner nannten das Gesetz in der mehrstündigen Parlamentsdebatte "völlig nutzlos" und "nicht umsetzbar", da bei Verstößen keine Sanktionen vorgesehen sind.

Vertreter der Sozialisten und der Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) nannten die Maßnahme "rein kosmetisch". Sie trage nicht dazu bei, die "Handy-Sucht" an Schulen zu beenden.

Bildungsminister Blanquer argumentierte, die Schulen hätten bei der Umsetzung viele Freiheiten. So könnten die Schüler ihre Handys in Schließfächern lassen, wie dies in vielen Einrichtungen bereits jetzt vorgesehen sei. Stimmt auch der Senat den Plänen zu, könnte das Verbot zum neuen Schuljahr im September in Kraft treten. Allerdings haben im Senat die Konservativen die Mehrheit, sie lehnen das Gesetz ab.

Bereits seit 2010 ist in französischen Schulen die Nutzung von Handys im Unterricht grundsätzlich untersagt. Allerdings wird die Vorgabe nach Angaben von Lehrer- und Schülervertretungen zum Teil sehr lax gehandhabt. Nach Schätzungen haben neun von zehn Schülern in Frankreich ein Mobiltelefon.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
17.05.2025

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär,...

DWN
Panorama
Panorama In Zeiten von Trump: Bleibt das Traumziel USA für Deutsche attraktiv?
17.05.2025

Die USA galten lange als Traumziel für deutsche Urlauber. Doch politische Entwicklungen und wachsende Unsicherheit verändern das Bild....

DWN
Immobilien
Immobilien Koalitionsvertrag 2025: Das bedeutet er für Mieter, Vermieter und Immobilienbesitzer
17.05.2025

Union und SPD haben nach längerem Hin und Her den Koalitionsvertrag für die kommende Regierungsperiode unterschrieben. Was dieser zu den...

DWN
Technologie
Technologie Batteriekrieg mit China: Europa setzt auf Start-ups, Peking baut Gigafabriken
17.05.2025

Der technologische Wettlauf gegen Pekings Expansionsstrategie hat begonnen. Start-ups wie Factorial und Industriegiganten wie Mercedes...

DWN
Politik
Politik Präsidentschaftswahlen in Rumänien: Wird George Simion Trumps „Werkzeug“ in Europa?
17.05.2025

Ein Trump-Verehrer an der Spitze Rumäniens? George Simion, der Favorit für die Präsidentschaft, ist zuversichtlich, dass er die Wahl am...

DWN
Politik
Politik Bundeshaushalt: Klingbeils Kraftakt mit zwei Haushalten und einem klaren Ziel
17.05.2025

Ein Kaltstart für Finanzminister Klingbeil: Treffen in Brüssel, die Steuerschätzung, Gespräche der G7 – alles binnen zwei Wochen. Der...

DWN
Politik
Politik Elon Musk: Der stille Umbau der USA in ein Tech-Regime
17.05.2025

Nie zuvor in der modernen Geschichte der USA hat ein einzelner Unternehmer derart tief in den Staat eingegriffen. Elon Musk, offiziell ohne...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...