Finanzen

Europas Energie-Unternehmen ziehen aus dem Iran ab

Die europäische Energie-Firmen ziehen sich aus dem Iran zurück. Die Abhängigkeit von US-Investoren und US-amerikanischen Banken ist zu groß, um die US-Sanktionen zu umgehen.
24.06.2018 01:36
Lesezeit: 2 min

Energiekonzerne wie Frankreichs Total, Italiens Eni und Saras, Spaniens Repsol und Sepsa und Griechenlands Hellenic Petroleum haben begonnen, ihre Einkäufe von iranischem Öl einzuschränken. “Wir können den USA nicht trotzen (...) Es ist noch nicht klar, was die US-Regierung tun kann, aber in der Praxis können wir in Schwierigkeiten geraten”, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des italienischen Ölraffinerien- und Stromerzeugers Saras dem englischsprachigen Dienst von Reuters. Die europäischen Regierungen hatten sich zuvor geweigert, der Wiedereinführung von verschärften Iran-Sanktionen durch die USA zu folgen. Allerdings befinden sich die internationalen Energiekonzerne in einer schwierigen Lage und haben nur wenig Spielraum.

Patrick Pouyanne, Chef des französischen Energiekonzerns Total, sagte im Gespräch mit dem Sender CNBC, dass kein ausländisches Energieunternehmen das Risiko eingehen könne, im Iran aktiv zu werden. Denn US-Banken seien in 90 Prozent der Finanzierungsaktivitäten von Total involviert. Zudem halten US-Investoren 30 Prozent der Anteile an Total. “Die USA könnten entscheiden, dass wir keine Finanzierung aus den USA bekommen (...) Es ist unmöglich, eine internationale Firma wie Total zu führen, ohne Zugang zu US-Finanzierungen oder US-Beteiligungen zu haben (...) Die Realität ist, dass die Hauptstadt der heutigen Welt in den Händen der USA liegt”, so Pouyanne. Totals Investitionen in den USA belaufen sich auf etwa zehn Milliarden Dollar. Im Vergleich dazu gab Total etwa 46 Millionen Dollar für sein Projekt zur Erschließung des riesigen Erdgasfeldes South Pars in den iranischen Gewässern aus.

Grundsätzlich ist es auch mittlerweile schwierig geworden, Reedereien und Versicherungsunternehmen zu finden, die sich bereit erklären, Öl aus dem Iran nach Europa zu transportieren. “Es geht darum, einen Tanker und einen Versicherer zu finden, der das abdeckt. Es ist definitiv nicht einfach im Moment”, sagte ein Sprecher von Repsol Reuters.

Weitere internationale Energieunternehmen, die ihre Operationen im Iran stoppen  - oder gestoppt haben - sind Lukoil und die Dover Corporation. Ende Mai entschied Lukoil, aufgrund der bevorstehenden US-Sanktionen keine Joint Ventures mit iranischen Ölgesellschaften mehr zu betreiben, so der englischsprachige Dienst von Reuters. Die Dover Corporation, die Pumpen und andere Produkte in der Ölindustrie herstellt, hat im Jahr 2017 erstmals Verträge mit dem Iran abgeschlossen. Sie plant nun, alle Geschäfte mit dem Iran im Einklang mit Sanktionen zu beenden, berichtet das Wall Street Journal.

Weitere europäische Energiefirmen, die im Iran aktiv sind, sind die TGE Gas Engineering GmbH (DE), die Wintershall Iran Holding GmbH (DE), GDF SUEZ (FR), Ansaldo Energia SpA (ITA), Breda Energia SpA (ITA), Energy Deployment Co. Ltd. (UK), Royal Dutch Shell (UK), SGS Iran Limited (CHE), Esproenko Pars (SPA), Star Petroleum Middle East (SPA), TAIM WESER (SPA), Welltec Oilfield Services Iran (DEN), Bresson Energy (CZ), BAF Valves Pars (NL), NYNAS (SWE), OMV (A), ABE Power Co. (MK) und die Robust Star Group (ROM).

Der polnische Energiekonzerne PGNiG und Saga Energy aus Norwegen haben bereits angekündigt, ihre Operationen im Iran komplett einzustellen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...