Finanzen

US-Regierung erwägt neue Importzölle auf chinesische Waren

Die US-Regierung droht mit neuen Importzöllen auf chinesische Waren.
11.07.2018 11:20
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung verschärft den Zollstreit mit China und läutet so eine neue Runde im Handelskonflikt der beiden Wirtschaftsgiganten ein. US-Präsident Donald Trump droht auf weitere Produkte im Wert von 200 Milliarden Dollar zusätzliche Zölle zu erheben, wie aus einer Liste der Regierung in Washington hervorgeht.

Auf diese Waren sollen zusätzlich zehn Prozent bei der Einfuhr in die USA fällig werden - darunter Nahrungsmittel, Kohle und Unterhaltungselektronik. Regierungskreisen zufolge sollen die Zölle aber erst in zwei Monaten greifen: Zuvor gebe es die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben. China kritisierte die US-Pläne als inakzeptabel. Die Volksrepublik sei schockiert und werde darauf reagieren müssen, erklärte das Handelsministerium am Mittwoch.

Die Regierung in Peking werde umgehend eine Klage bei der Welthandelsorganisation WTO einreichen. China rufe zudem die Welt auf, sich gemeinsam gegen Handelsschikanen zu stellen und die Freihandelsregeln zu schützen. Trumps Handelsbeauftragter Robert Lighthizer verteidigte die US-Linie. Die Regierung habe China mehr als ein Jahr lang aufgefordert, eine unfaire Handelspolitik zu beenden, den eigenen Markt zu öffnen und sich dem Wettbewerb zu stellen. Statt auf diese Sorgen einzugehen, übe China Vergeltung: „Für einen solchen Schritt gibt es keine Rechtfertigung.“

Die Regierung in Washington hatte bereits in der vergangenen Woche zusätzliche Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar eingeführt, worauf China mit Gegenmaßnahmen reagierte. Zuvor hatten sich die USA bereits mit Schutzzöllen auf Stahl und Aluminium vor ausländischer Konkurrenz abgeschottet. In der neuen Liste tauchen Stahl und Aluminium erneut auf, wodurch diese Einfuhren weiter verteuert werden dürften.

Womöglich ist mit den nun angedrohten US-Zöllen das Ende der Fahnenstange im Konflikt mit der zweitgrößten Volkswirtschaft noch nicht erreicht: Trump hatte schon damit gedroht, chinesische Produkte im Gesamtwert von 500 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen zu belegen. Dies entspricht etwa dem Volumen der US-Importe aus China im vergangenen Jahr. Sollte sich der Konflikt weiter hochschaukeln, drohe eine gefährliche Eskalationsspirale in Gang zu kommen, befürchtet Chefökonom Uwe Burkert von der Landesbank LBBW: „Die Zahlen sind gewaltig, die Aufheizung des Konflikts dramatisch.“ Bislang sei die Belastung für viele Firmen und Verbraucher jedoch noch verhältnismäßig gering.

Auch der Handelsstreit mit der EU könnte sich verschärfen, falls es zu zusätzlichen US-Zöllen auf europäische Autos kommt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will bei einem Besuch in Paris dafür werben, dass Deutschland und Frankreich in der Auseinandersetzung mit den USA gemeinsam vorgehen. Der CDU-Politiker sagte in der ARD, es gehe darum, die Verhandlungen der EU-Kommission zu unterstützen und einen Handelskrieg zu vermeiden. Deshalb sei es besser, Zölle zu senken als in einen Wettlauf um immer höhere Zölle einzutreten: „Das hängt nicht nur allein von Europa ab.“

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, hatte den Chefs von BMW, Daimler und Volkswagen eine Lösung in dem Konflikt unterbreitet, der auf ein Streichung der Zölle hinausläuft. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist bereit dazu, dass die EU mit den USA darüber verhandelt. Bedingung sei aber, dass die Regelung auf alle Länder übertragen wird, mit denen die EU Autos handelt.

Während im transatlantischen Handelsstreit somit noch eine Entspannung möglich erscheint, könnte der Konflikt der USA mit China mit immer höheren Zöllen auf die Spitze getrieben werden. Dann würden es auch die US-Verbraucher direkt bei teureren Waren wie Möbeln, Handtaschen, Koffern, Teppichen oder Fahrrädern zu spüren bekommen.

Die US-Pläne setzten Anlegern am deutschen Aktienmarkt zu. Der Dax startete 0,9 Prozent tiefer bei 12.497 Punkten. Auch an den asiatischen Börsen wurden Investoren verschreckt. In China ging der Shanghai-Composite 1,8 Prozent tiefer bei 2777 Punkten aus dem Handel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...