Politik

USA wollen Chinas Neuer Seidenstraße Konkurrenz machen

Die US-Regierung will ihren wirtschaftlichen Einfluss in Süd- und Ostasien deutlich ausbauen.
31.07.2018 00:01
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung beabsichtigt offenbar, ihren wirtschaftlichen Einfluss in Süd- und Ostasien deutlich auszubauen. Es zeichnen sich die Grundzüge einer Gegenstrategie zum chinesischen Großprojekt der „Neuen Seidenstraße“ ab.

Die USA haben im Zuge der Fokussierung auf den "indo-pazifischen" Raum Investitionen in Höhe von 113 Millionen Dollar angekündigt. Sie sollen in die Branchen Digitalwirtschaft, Energie und Infrastruktur fließen, sagte Außenminister Mike Pompeo am Montag vor der US-Handelskammer. Dies sei Ausdruck eines neuen wirtschaftlichen Engagements der USA für Frieden und Wohlstand in der Region. Er werde in dieser Woche Malaysia, Singapur und Indonesien besuchen und dabei auch neue Hilfen im Bereich der Sicherheit bekanntgeben.

Pompeos Berater Brian Hook hatte zuvor gesagt, das US-Engagement stehe nicht in Konkurrenz zur staatlichen chinesischen Initiative "Ein Band, Eine Straße", das auch unter dem Begriff "Neue Seidenstraße" bekannt ist. Sie zielt auf die Schaffung eines interkontinentalen Infrastrukturnetzes ab, das Asien, Afrika und Europa verbinden soll. Das Herangehen der USA zeichne sich dadurch aus, dass der Staat sich zurückhalten solle und nur die Wirtschaft darin unterstütze, das zu tun, was sie am besten könne. Pompeo selbst machte aber deutlich, dass die USA sich "gegen jedes Land stellen" würden, das versuche, die Region zu beherrschen. Daraus ist zu erkennen, dass die US-Regierung sehr wohl versuchen wird, eine Konkurrenz zur Seidenstraße zu etablieren. Das chinesische Projekt wird maßgeblich von der Infrastrukturbank AIIB getragen, mit der auch zahlreiche westliche Staaten wie Großbritannien und Deutschland kooperieren.

Die US-Handelskammer geht davon aus, dass die Region in den nächsten Jahrzehnten für die Hälfte der Weltwirtschaft stehen könnte. Für das Ausschöpfen des Potenzials seien aber fast 26 Billionen Dollar an Investitionen nötig.

Die "Indo-Pazifik-Strategie" wird in Diplomaten-Kreisen als Ersatz für den Begriff "Asien-Pazifik" gesehen, der aus Sicht mancher Vertreter das autoritär regierte China zu stark ins Zentrum gerückt hat. Trump ficht derzeit einen Handelsstreit mit der Volksrepublik aus, der durch Zölle und Gegenzölle beider Seiten immer stärker eskaliert ist. Allerdings sind andere Länder in der Pazifik-Region wegen der "America first"-Politik Trumps und seines Rückzugs aus dem Transpazifischen Handelsabkommen TPP ebenfalls besorgt. Zudem könnte der Handelsstreit zwischen den USA und China in ihren Augen die Lieferketten in der Region durcheinanderbringen. Die US-Regierung hatte erstmals im vergangenen Jahr eine Strategie angekündigt, mit deren Hilfe die Staaten der Region – etwa Indien, Indonesien oder Thailand – entwickelt werden sollen. Unübersehbar ist, dass die Strategie der USA als Alternative und Gegenmodell zum chinesischen Infrastrukturprojekt der „Neuen Seidenstraße“ konzipiert wurde.

Neben Pompeo und dem amerikanischen Handelsminister Wilbur Ross werden am Montag auch Abgesandte aus Japan, Australien, Singapur, Indien und Indonesien an einem Treffen in Washington teilnehmen, bei dem es um die konkrete Ausgestaltung der Strategie gehen soll.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...