Technologie

Künstliche Intelligenz verbessert Krebs-Diagnostik

Eine aktuelle Studie bestätigt: Prostatakrebs kann per Ultraschall in Verbindung mit künstlicher Intelligenz effektiv erkannt werden.
03.08.2018 15:20
Lesezeit: 2 min

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Jährlich werden rund 63.400 Neuerkrankungen diagnostiziert. Neben einer Tast- und einer Blutuntersuchung spielen bei der Diagnose Ultraschallverfahren eine entscheidende Rolle. Eine aktuelle Langzeitstudie zeigt, dass bei 97 Prozent der Patienten, deren Tumor mit einer Kombination aus künstlicher Intelligenz und ultraschallbasierter Biopsie entdeckt wurde, eine so exakte Diagnose gestellt werden konnte, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs zeigten oder mit einer entsprechenden Therapie geheilt werden konnten. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) begrüßen diese Erkenntnis.

Die Prostata zählt zu den männlichen Fortpflanzungsorganen. Entartet das Gewebe, so kann eine Krebserkrankung entstehen. Doch wenn diese früh entdeckt wird, ist sie gut behandel- und heilbar. Eine aussagekräftige Früherkennung ist deshalb also von zentraler Bedeutung. „Bei Verdacht auf ein Prostatakarzinom wird zunächst eine Tastuntersuchung, die sogenannte digitale rektale Untersuchung (DRU), durchgeführt“, so Professor Dr. med. Tillmann Loch, Leiter der DEGUM-Sektion Urologie von der Urologischen Klinik aus dem Diakonissenkrankenhaus Flensburg. „Dabei tastet der Arzt die Prostata vom Mastdarm (Rektum) aus mit dem Finger ab. Der Nachteil an der Methode ist jedoch, dass eine Vielzahl von Tumorerkrankungen so nicht diagnostiziert, bzw. nicht rechtzeitig entdeckt werden kann.“

Auch die Bestimmung des Prostataspezifischen Antigen-Wertes (PSA-Wertes) im Blut spielt eine zentrale Rolle. Das PSA wird von Prostatazellen gebildet, in der Regel auch und vermehrt von bösartigen.

Deshalb steigt mit dem PSA-Blutspiegel auch die Wahrscheinlichkeit für Prostatakrebs. „Dennoch beweist ein erhöhter Wert noch keinen Krebs“, sagt der DEGUM-Experte. „Wenn der PSA-Wert erhöht ist, geben Biopsien Aufschluss darüber, ob tatsächlich eine bösartige Erkrankung vorliegt.“

Auswertung durch KI

Wie wirkungsvoll eine frühzeitige Verlaufskontrolle mit transrektalem Ultraschall (TRUS) und Auswertung durch KI sein kann, zeigt eine aktuelle Studie aus dem „World Journal of Urology“ (Vol 16; 2018). Das Ergebnis: Bei 97 Prozent der Patienten konnte durch eine mittels künstlicher Intelligenz gezielte Gewebeprobe eine so exakte Diagnose gestellt werden, dass sie nach zwölf Jahren entweder keinen Prostatakrebs nachgewiesen oder geheilt werden konnten. Diese computergestützte Ultraschall-Diagnostik (ANNA) brachte so exakte Ergebnisse hervor, dass 50 bis 75 Prozent der üblicherweise notwendigen Biopsien nicht mehr durchgeführt werden mussten. Für die Studie wurden 71 Patienten mit Prostatakrebs über einen Zeitraum von zwölf Jahren untersucht.

Doch warum ermöglicht diese neue ultraschallgezielte Biopsie besonders korrekte Ergebnisse? „Die Verwendung von der Kombination aus Ultraschall und KI ermöglicht eine besonders exakte und zielgenaue Probenentnahme“, erläutert Loch. „Dabei führt der Arzt die Biopsie-Nadel gemeinsam mit dem Ultraschallkopf in den Enddarm ein. Mit Hilfe des Ultraschalls steuert er die Nadel dann ganz gezielt durch die Darmwand in die Prostata.“ Ein weiterer Vorteil der Methode: Die hohe technische Auflösung des modernen Ultraschalls ermöglicht mittlerweile nicht mehr nur sehr gute Bilder vom Tumor selbst, sondern auch von krebsverdächtigen umliegenden Gebieten ohne Einsatz von schädigenden Strahlen oder eines Kontrastmittels.

Wann sollte gehandelt werden?

Kleine Tumoren an der Prostata werden von den Betroffenen oft gar nicht bemerkt. Beschwerden treten erst bei fortgeschrittenen Karzinomen auf, die sich beispielsweise durch Störungen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Prostata oder Blut im Urin zeigen. Die DEGUM rät Männern, die solche Symptome spüren, sich untersuchen zu lassen. Zudem sollten Männern über 40 Jahren regelmäßig Untersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...