Der Chemiekonzern Bayer verliert nach Berichten über weitere Klagen gegen Monsanto massiv an Wert. Am Donnerstagvormittag lag die Aktie des Bayer-Konzerns, der das US-Unternehmen übernommen hat, mehr als fünf Prozent im Minus. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche berichtet, dass US-Farmer eine Klage wegen des Unkrautvernichtungsmittels Dicamba eingereicht hätten. Der Unkrautvernichter wird bei genveränderten Pflanzen eingesetzt, steht aber in Verdacht, Schäden auf konventionell bepflanzten Nachbarfeldern anzurichten.
Farmer aus den US-Bundesstaaten Arkansas und South Dakota reichten die Sammelklage laut Wirtschaftswoche am Bezirksgericht St. Louis ein. Die Klagen richten sich demnach auch gegen den Bayer-Konkurrenten BASF.
Monsanto sieht sich rund 5000 ähnlichen Klagen in den USA gegenüber. Glyphosat zählt weltweit zu den meist verwendeten Herbiziden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die Chemikalie 2015 als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Die US-Umweltschutzbehörde schloss dagegen 2017 eine jahrzehntelange Bewertung der Risiken von Glyphosat ab und erklärte, dass die Chemikalie für Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend sei.
Bayers Aktie hatte bereits am Montag einen heftigen Schlag bekommen, nachdem ein Gericht in den USA den Agrarkonzern Monsanto zur Zahlung von 290 Millionen Dollar an einen Krebskranken verurteilt hatte. Dieser führte seine Erkrankung auf das Herbizid Glyphosat zurück, Monsanto bestreitet aber einen Zusammenhang. Tausende weitere Krebspatienten haben deshalb haben Klage gegen Monsanto eingereicht.
Seit Beginn der Woche hat der Konzern wegen des Monsanto-Desasters somit rund 15 Milliarden Euro an Wert verloren, das entspricht fast einem Fünftel des Gesamtwerts. Die Aktie notierte so niedrig wie seit März 2013 nicht mehr. Bayer hatte Monsanto erst im Juni für rund 63 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro) übernommen und dafür Schulden in Milliardenhöhe aufgenommen. Jetzt erweist sich Monsanto als schwere Belastung für den Traditionskonzern.
Bayer ist somit neben der Deutschen Bank, Volkswagen, Daimler und Siemens ein weiterer deutscher Konzern, welcher aufgrund von Klagen aus den USA unter Druck gerät.