Finanzen

Goldpreis: Wie China und die USA den Markt dominieren

Gold erlebt ein Comeback – und diesmal greifen nicht nur Kleinanleger zu. Nach Jahren der Zurückhaltung investieren US-Vermögensverwalter und asiatische Notenbanken wieder kräftig in Edelmetalle. Chinas Zentralbank kauft seit Monaten massiv Gold auf und trennt sich gleichzeitig von US-Staatsanleihen. Auch der Goldsektor selbst gerät in Bewegung: Neue Übernahmefantasien und steigende Dividenden machen Minenaktien attraktiv. Doch es bleiben Risiken – und einige Beobachter warnen bereits vor den nächsten Preisrutschen.
16.07.2025 09:47
Aktualisiert: 16.07.2025 09:47
Lesezeit: 4 min
Goldpreis: Wie China und die USA den Markt dominieren
Gold: der Goldmarkt boomt wieder: Chinas Zentralbank stockt Reserven auf, US-Fondsmanager sichern Depots ab. Minenunternehmen profitieren von günstigen Energiekosten. (Foto: Tesoro)

Goldmarkt: Amis kaufen wieder Gold, China auch!

Drei Jahre lang gab es Netto-Abflüsse bei physisch besicherten Gold-ETF. Der Trend hat sich 2025 gedreht. Es fließt wieder Geld in diese Fonds, angeführt von US-Anlegern. Offenbar weckt der globale Handelskrieg erneut den Gold-Appetit der US-Vermögensverwalter. Unterdessen füllt auch die People Bank of China ihre Goldspeicher weiter auf. Seit acht Monaten befindet sich die Zentralbank Chinas nun schon auf der Käuferseite.

Gold-ETF verzeichnen erstmals wieder Netto-Zuflüsse

Drei Jahre lang mussten die physisch besicherten Gold-ETF Abflüsse verkraften. An den Aktienmärkten, insbesondere in New York, lief es gut. Themen wie die Absicherung des Portfolios spielten in dieser Zeit kaum eine Rolle. Das hat sich offensichtlich geändert. Wie der World Gold Council (WGC), der Verband der Goldproduzenten, mitteilte, melden die Gold-ETF für das erste Halbjahr 2025 erstmals seit 2020 wieder Netto-Zuflüsse. So flossen insgesamt 38 Mrd. US-Dollar netto in die physisch besicherten Vehikel. Das entspricht laut WGC rund 397,1 Tonnen Gold. Insgesamt befanden sich per 30. Juni 3.615,9 Tonnen Gold in diesen Fonds. Dies ist der höchste Stand seit drei Jahren und nur noch rund 300 Tonnen weniger als beim Allzeithoch im Oktober 2020. Angeführt wurden die Netto-Zuflüsse von in den USA gelisteten ETF mit einem Plus von 206,8 Tonnen. Es folgte Asien mit 104,3 Tonnen. Letztere verzeichnen allerdings die höchste Steigerungsrate mit plus 28 Prozent, während sie insgesamt nur 9 Prozent der weltweiten Gold-ETF-Anteile halten. Gold-ETF werden vor allem von Vermögensverwaltern genutzt, um ihr Depot abzusichern oder die Performance zu steigern.

Chinas Zentralbank stockt Gold-Reserven weiter auf

In Asien treiben allerdings vor allem die Notenbanken die hohe Nachfrage nach Edelmetallen. Etliche Länder erhöhen bereits seit Beginn des Kriegs in der Ukraine ihre Gold-Reserven. Beobachter sehen den Hauptgrund darin, dass man so weniger abhängig vom US-Dollar wird und seine Reserven breiter streut. Die USA hatten den Dollar nach Beginn des Kriegs als Waffe gegen Russland eingesetzt. Mit der Amtsübernahme durch Donald Trump hat sich dieser Trend bei vielen Notenbanken verstärkt. Angeführt wird Asien dabei stets von China. Die People Bank of China (PBoC) hat mit dem Juni nun schon acht Monate in Folge ihre Gold-Reserven aufgestockt. Im vergangenen Monat kaufte die Notenbank insgesamt 70.000 Unzen Gold. Seitdem die PBoC im November 2024 wieder Käufe tätigte, sind die Reserven insgesamt um 1,1 Mio. Unzen oder 34,2 Tonnen gestiegen. Allerdings weisen Marktbeobachter immer wieder darauf hin, dass die Zahlen der Notenbank nicht mit den offiziellen Handelsdaten des Landes übereinstimmen. Demnach dürfte China mehr Gold besitzen, als es offiziell angibt. Die Volksrepublik ist bereits seit rund 20 Jahren der weltweit größte Produzent von Gold, aber auch einer der größten Importeure. Während die Gold-Reserven Chinas steigen, reduziert das Land kontinuierlich seine Anteile an US-Staatsanleihen. Inzwischen hat Großbritannien China als größten Gläubiger der Vereinigten Staaten abgelöst. Neben politischen Gründen sichern sich Investoren und Banken mit Gold gegen mögliche Krisen infolge der Schuldenproblematik in den USA ab. Erst jüngst verabschiedete das Land ein neues Steuergesetz, was das Budgetproblem der USA weiter verschärfen dürfte. Inzwischen wird offen über die Bonität der größten Wirtschaftsmacht der Welt diskutiert.

Goldproduzenten bleiben die Gewinner

Zuletzt schwächelte der Goldpreis etwas und fiel vom Allzeithoch zurück. Dennoch bleibt der Positiv-Trend für die Branche ungebrochen. So dürfte der durchschnittliche Verkaufspreis im zweiten Quartal 2025 bei 3.300 US-Dollar je Unze gelegen haben, wie Analysten schätzen. Damit dürfte die Gewinnmarge der Produzenten gegenüber dem ersten Quartal weiter gestiegen sein. Näheres dürften die Vorlagen der Quartalszahlen der Firmen in den kommenden Wochen zeigen. Ein zusätzlicher Effekt auf der Kostenseite ergibt sich durch den zwischenzeitlichen Absturz des Ölpreises. So liegt dieser aktuell unter dem Niveau des Vorquartals. Als Daumenregel gilt: Energiekosten machen etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Kosten einer Goldmine aus. Aktuell schütten viele Goldminer deshalb hohe Dividenden aus und führen Aktienrückkäufe durch.

Übernahmen bleiben im Goldsektor ein heißes Thema

Ein Thema bleiben aber Übernahmen in der Branche. Zum einen sinken die Reserven der großen Produzenten seit Jahren rapide, weil diese in der Vergangenheit zu wenig in neue Vorkommen investierten. Zum anderen locken die niedrigen Bewertungen in der zweiten Reihe der Goldaktien. Zu dieser Kategorie zählt auch Tesoro Gold (0,015 Euro; AU0000077208). Das Unternehmen entwickelt das El Zorro-Projekt im Norden Chiles. Das Land gilt nicht nur bei Kupfer, sondern inzwischen auch bei Gold als eine der Top-Jurisdiktionen weltweit. El Zorro liegt in einer etablierten Bergbau-Region, wo auch Konzerne wie Gold Fields oder Lundin Mining Bergwerke betreiben. Für El Zorro liegt bereits eine Ressource mit 1,5 Mio. Unzen Gold vor. Das Areal erstreckt sich über eine Fläche von 570 km2, das Explorationspotenzial ist bisher noch nicht ausgeschöpft. An dem Unternehmen hat sich die oben genannte Gold Fields beteiligt. Der Bergbauriese hält 17,5 Prozent der Anteile an Tesoro Gold und ist damit der größte Einzelaktionär. Laut der aktuellen Scoping-Studie könnten auf El Zorro 651.000 Unzen Gold über acht Jahre abgebaut werden. Da die Exploration des Geländes aber noch am Anfang steht, sind bei entsprechenden Bohrerfolgen auch größere Mengen möglich.

Das Ziel des Unternehmens ist es, zunächst die Ressource zu steigern. Zudem will Tesoro eine größere Kapitalerhöhung im Volumen von elf Mio. Dollar durchführen. Dafür habe man bereits Zusagen von Investoren, meldete das Unternehmen. Mit den frischen Mitteln wäre Tesoro bis zur Erstellung einer neuen Scoping-Studie finanziert und würde damit einen großen Schritt Richtung Minenbau machen. Zudem startete das Unternehmen bereits eine Umweltstudie dazu, die die Voraussetzung für eine Genehmigung ist. Angesichts der jüngsten Meldungen bleibt Tesoro Gold eine Beimischungsmöglichkeit für langfristig orientierte Investoren. Die Analysten von Morgans finden die Tesoro-Aktie attraktiv und raten in ihrer Studie Mitte März zu "speculative buy" mit einem Kursziel von 0,11 AUD. Aktueller Kurs: 0,027 AUD. Das Brokerhaus Blue Ocean Equities hat sogar ein Kursziel von 0,15 AUD für die Aktie ausgegeben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...