Deutschland

Nur ein Viertel aller Unternehmen arbeitet DSGVO-konform

Nur rund ein Viertel aller deutschen Unternehmen arbeitet komplett konform mit den Vorgaben der DSGVO.
27.09.2018 13:27
Lesezeit: 1 min

Vier Monate nach der Einführung der neuen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hapert es bei vielen deutschen Unternehmen an der Umsetzung der Vorgaben. Erst ein Viertel der Firmen arbeitet vollständig konform mit dem Regelwerk, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Branchenverbandes Bitkom hervorging. 40 Prozent hätten die Neuerungen größtenteils umgesetzt. Fünf Prozent befänden sich noch ganz in der Anfangsphase.

Damit haben sich die Zahlen im Vergleich zur vorangegangenen Bitkom-Erhebung im Mai kaum verändert. "Die Bilanz ist ernüchternd", sagte Bitkom-Rechtsexpertin Susanne Dehmel. Einige Firmen hätten sich verschätzt und andere hielten eine Umsetzung offenbar gar nicht für machbar. "Das überrascht mich. In den letzten vier Monaten ist offensichtlich gar nicht mehr viel passiert. Über die Beweggründe kann ich nur spekulieren", fügte die Datenschutz-Beauftragte für Niedersachsen, Barbara Thiel, hinzu.

Der Studie zufolge kämpfen mehr als die Hälfte der Unternehmen mit dem schwer vorherzusagenenden Umsetzungsaufwand und der Rechtsunsicherheit. Diese wird laut Thiel auch noch anhalten. "Wir als Aufsichtsbehörden müssen die Rechtsbegriffe erstmal praktisch handhabbar machen. Ich gehe davon aus, dass wir drei bis fünf Jahre benötigen, bis ein gewisses Maß an Rechtssicherheit eingetreten ist." So gehe es etwa um Fragen zur Löschung personenbezogener Daten oder der Veröffentlichung von Fotos durch Vereine. Ausreichend zu tun haben Thiels Mitarbeiter auf jeden Fall: Die Zahl der Beschwerden in Bezug auf den Datenschutz hat sich in Niedersachsen vom ersten zum zweiten Quartal auf 500 verdoppelt.

Vollkommen zufrieden mit der DSGVO ist laut der Bitkom-Erhebung kaum jemand. Fast alle Befragten sprachen sich für Änderungen aus. Am häufigsten wurden Erleichterungen für kleine Betriebe und praxisnähere Informationspflichten genannt. Trotzdem sehen viele auch Vorteile durch die europaweiten Vorgaben. So rechnen sechs von zehn Unternehmen damit, dass die DSGVO zu einheitlicheren Wettbewerbsbedingungen in der EU führt. Auch weltweit kommt Bewegung in die Debatte um mehr Datenschutz: Inzwischen spricht auch der US-Kongress über die Einführung von nationalen Standards.

Die seit 25. Mai geltende DSGVO verpflichtet Unternehmen dazu, sorgsamer mit den Informationen ihrer Kunden umzugehen, sie umfassender zu informieren und Einwilligungen einzuholen. Zudem müssen Kunden in der Lage sein, die Löschung ihrer Daten in Auftrag zu geben oder ihre Daten zu einem anderen Anbieter zu übertragen. Unternehmen drohen bei Verstößen hohe Strafen von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes. "Die Aufsichtsbehörden haben ein breites Spektrum an Befugnissen. Wir werden auch von Strafen Gebrauch machen", warnte Thiel. Bisher sei dies aber noch nicht geschehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Aus Müll wird Luxus: Pilzleder soll Tierhaut und Plastik ersetzen
12.06.2025

Tierhaut ist grausam, Kunstleder giftig – jetzt soll Abfall die Rettung bringen: Schwedische Forscher züchten edles Leder aus Pilzen,...

DWN
Politik
Politik Fall Gelbhaar: Grüne gestehen Fehler ein
12.06.2025

Erst lösten die Vorwürfe gegen den damaligen Grünen-Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar Aufregung aus – dann kamen Zweifel an ihrer...

DWN
Technologie
Technologie Wenn Klimarettung zur Illusion wird: Die Selbsttäuschung der Tech-Eliten
12.06.2025

Sie predigen Nachhaltigkeit, verbrauchen aber gigantische Energiemengen: Während Tech-Milliardäre den Planeten retten wollen, heizen ihre...

DWN
Politik
Politik Trump spielt mit dem Welthandel – und riskiert den Crash
12.06.2025

Ex-Handelsminister Wilbur Ross warnt: Trump führt einen Wirtschaftskrieg gegen die ganze Welt – kalkuliert, aggressiv und ohne...

DWN
Technologie
Technologie Mittelstand: mehr als 100.000 Euro jährlich durch Solaranlage und E-Autos sparen
12.06.2025

Solaranlagen und E-Autos sind für Unternehmen längst mehr als Prestigeprojekte. Eine neue Analyse zeigt anhand konkreter Lastgänge und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis treibt Zentralbanken: Gold überholt den Euro
12.06.2025

Rekord beim Goldpreis: Gold wird zur zweitgrößten Reserve nach dem Dollar. Die EZB zeigt, warum Zentralbanken den Euro zunehmend...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biontech Curevac Übernahme: Milliarden-Deal für mRNA-Krebstherapien
12.06.2025

Biontech greift nach Curevac – und verfolgt damit ehrgeizige Pläne in der Krebsmedizin. Der milliardenschwere Deal soll Know-how...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ohne VW, BMW & Mercedes-Benz: Das neue Playbook für Automotive-Investments
12.06.2025

Trumps Zölle, Chinas Plattformstrategie und strukturelle Schwächen bei Software und Skalierung zwingen deutsche OEMs zum Umdenken. Für...