Politik

Sieg der Lasertechnik: Nobelpreise für Physik vergeben

Für die Erfindung hochpräziser Werkzeuge aus Laserlicht erhielten drei Forscher den diesjährigen Physik-Nobelpreis. 
02.10.2018 17:41
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Für die Entwicklung hochpräziser Werkzeuge aus Licht bekommen drei Laser-Physiker aus den USA, Frankreich und Kanada den diesjährigen Nobelpreis für Physik. Eine Hälfte des mit etwa 870 000 Euro (9 Millionen Schwedischen Kronen) dotierten Preises geht an Arthur Ashkin (96, USA). Gérard Mourou (74, Frankreich) und Donna Strickland (59, Kanada) teilen sich die zweite Hälfte.

Von der Erfindung, die Mourou und Strickland gemeinsam erarbeiteten, profitieren Millionen Patienten weltweit. Metallstents etwa, die Blutgefäße am Herzen offenhalten sollen, werden damit produziert. Am bekanntesten dürfte die Abtragung von Hornhaut durch Laser sein, die weltweit millionenfach vorgenommen wird. Künftig könnten auch neue Medikamente, effizientere Solarzellen oder bessere Katalysatoren erzeugt werden, betont das Komitee.

Bis zu den Entwicklungen der Forscher galt es als Science Fiction, die Kraft des Lichts zu nutzen. In der US-Serie «Star Trek» etwa verfügt das Raumschiff über einen Traktorstrahl, mit dem sich Objekte festhalten und bewegen lassen. Die von Ashkin entwickelten Optischen Pinzetten kommen dieser Vorstellung in der Realität zumindest nahe.

Ashkin begann in den 1960er Jahren unmittelbar nach der Entwicklung des ersten Lasers mit der Erforschung der Lichtkraft. Er erkannte, dass sich mit Laserstrahlen winzige Kügelchen bewegen lassen. Später ließen sich selbst einzelne Atome mit der Optischen Pinzette greifen. Ashkin studierte in den folgenden Jahren Bakterien, Viren und lebende Zellen mit der Methode.

Zahlreiche Anwendungen basierten auf den Entwicklungen von Ashkin, heißt es in der Begründung des Nobelkomitees. In vielen Laboren würden Laserpinzetten eingesetzt, um biologische Phänomene zu untersuchen, etwa Proteine, DNA oder das Innenleben von Zellen. «Es geht um die Basis des Lebens, um das, was in den Zellen passiert», sagte Heiner Linke, Mitglied der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Mit Hilfe einer Weiterentwicklung, dem Raman-Trapping-Mikroskop, ließen sich seltene, oft versteckte Bakterien in einer Bakterienkultur fangen und erkennen, sagte Karin Schütze, Geschäftsführerin von CellTool in Tutzing, die nach ihrem Studium mit Ashkin zusammengearbeitet hat. Damit könnten auch Krebszellen einmal beispielsweise im Blut oder Urin nachgewiesen werden. In der Testphase sei bereits eine schnelle Untersuchung von Blutproben auf die Funktionsfähigkeit von Zellen und bestimmte Bakterien.

Der mit 96 Jahren bisher älteste Nobelpreisträger reagierte gelassen auf die Würdigung seines Lebenswerks. Er sagte dem Nobelkomitee, er könne wohl keine Interviews geben, er sei sehr beschäftigt mit seiner aktuellen Veröffentlichung. Ausgelassener reagierte Strickland auf den Anruf des Komitees: «Zuerst muss man denken: Das ist verrückt.» Strickland ist erst die dritte Frau, die mit einem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wird - 55 Jahre nach der letzten Preisträgerin Maria Goeppert Mayer (1963). Marie Curie hatte 1903 einen Physik-Nobelpreis bekommen.

«Wir müssen Physikerinnen feiern, denn es gibt sie da draußen», sagte die Laserexpertin am Dienstag in einem Telefonat mit der königlich-schwedischen Akademie für die Wissenschaften. «Ich fühle mich geehrt, eine dieser Frauen zu sein.»

Strickland und Mourou hatten in den 1980er Jahren in den USA ein Verfahren entwickelt, Laserpulse zu verkürzen und zu verstärken. Damit bereiteten sie «den Weg für die kürzesten und intensivsten Laserpulse, die je von der Menschheit geschaffen wurden», so das Nobelkomitee. Schon in der ersten Version steigerte diese sogenannte Verstärkung gechirpter Pulse (Chirped Pulse Amplification; CPA) die Energieintensität um mehrere Größenordnungen.

Das Verfahren kann dazu genutzt werden, extrem schnell ablaufende Prozesse auf molekularer oder atomarer Ebene zu verfolgen. Zudem können Laserstrahlen dieser Intensität Materie verändern. Damit können präzise Löcher in diverse Materialien gebohrt werden. Zudem lassen sich Daten so nicht nur auf der Oberfläche eines Materials speichern, sondern in dem Material selbst.

Am Montag waren die Preisträger in Medizin bekanntgegeben worden: Der US-Amerikaner James Allison und der Japaner Tasuku Honjo erhalten dieses Jahr die höchste Medizin-Auszeichnung für die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs. Am Mittwoch sollten die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet werden. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russisches Schatten-Schiff vor Polens Küste: NATO greift ein
22.05.2025

Ein russisches Schiff kreuzt verdächtig nahe eines NATO-Kabels in der Ostsee – dann greift ein Bündnisstaat ein. Was steckt hinter dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ohne Bürokratieabbau, kein Handwerk: KMU geben Politik klare Handlungsempfehlung für Bürokratieabbau
22.05.2025

Rund 75 Arbeitstage pro Jahr verlieren Betriebe im Handwerk an produktiver Zeit durch Bürokratie. Eine Studie der Handwerkskammer Dresden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Briefträger als Beamter? Post, Telekom, Postbank haben noch tausende verbeamtete Mitarbeiter
22.05.2025

Wer Beamter ist, arbeitet für den Staat – oder? Das stimmt zwar in den allermeisten Fällen. Doch es gibt Ausnahmen: Mancher Beamter ist...

DWN
Panorama
Panorama Schüsse in Washington: Zwei Mitarbeiter der Israels Botschaft in den USA erschossen
22.05.2025

Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington sind am Mittwochabend gegen 21 Uhr Ortszeit durch Schüsse in der Nähe des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Automobilindustrie will nicht mehr in Deutschland investieren: Autozulieferer legen Investitionen auf Eis
22.05.2025

Laut einer Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) wollen mehr als drei Viertel der Zulieferer (76 Prozent) ursprünglich in...

DWN
Politik
Politik China spielt Schach, Trump wirft mit Steinen – Nobelpreisträger Stiglitz kritisiert US-Präsident Trump
22.05.2025

Joseph Stiglitz, Ex-Berater von Präsident Bill Clinton und früherer Chefökonom der Weltbank, warnt vor Trumps Wirtschaftspolitik: Die...

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...