Finanzen

US-Justiz ermittelt gegen Danske Bank

Die US-Justiz ermittelt gegen die Danske Bank - und es könnten weitere europäischen Banken aus dem skandinavischen Raum folgen.
04.10.2018 17:08
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Geldwäsche-Skandal bei der Danske Bank hat auch die US-Behörden auf den Plan gerufen und verunsichert die Investoren, die hohe Strafen befürchten. Die größte dänische Bank habe Auskunftsersuchen wegen eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens des US-Justizministeriums erhalten, teilte das Institut am Donnerstag mit. Das Geldhaus kooperiere mit den Behörden. Zugleich stoppte die Bank ihre Aktienrückkäufe, nachdem die Aufseher die Kapitalanforderungen verschärften. An der Börse fielen die Aktien der Danske Bank um drei Prozent auf 160 Dänische Kronen - den niedrigsten Stand seit Januar 2015.

"Wir denken, dass ein Strafe von sechs Milliarden Dollar bereits im Aktienkurs eingepreist ist", schrieb Jefferies-Analyst Kapilan Pillai. Allerdings rechne er aktuell nicht mit einer so hohen Summe, da es bislang keine Hinweise auf Sanktionsverstöße oder Terrorfinanzierung gebe. Die französische Großbank BNP Paribas musste 2015 eine Rekordstrafe von 8,9 Milliarden Dollar an die US-Behörden zahlen, weil sie durch Geschäfte mit Sudan, Iran und Kuba gegen Sanktionen verstoßen haben soll.

Wegen der milliardenschweren Geldwäsche-Affäre ermitteln bereits seit einiger Zeit die Behörden in Dänemark, Estland und Großbritannien. Eine interne Untersuchung der Danske Bank hatte ergeben, dass der größte Teil des zwischen 2007 und 2015 über die Niederlassung in Estland geflossenen Summe von 200 Milliarden Euro verdächtig gewesen sei. Auf einer Liste tauchten dabei vor allem britische und russische Firmen auf.

Möglicherweise ist der estnische Geldwäsche-Skandal nicht auf die Danske Bank geschränkt: In dem Land mit seinen nur 1,3 Millionen Einwohnern wurden zwischen 2008 und 2017 grenzüberschreitende Überweisungen im Gesamtvolumen von 1,1 Billionen Euro getätigt, wie Daten der estnischen Zentralbank vom Mittwoch zeigten. "Das ist eine überraschende Zahl", sagte der Geldwäsche-Experte Jakob Dedenroth Bernhoft der Nachrichtenagentur Reuters: "Das deutet darauf hin, dass Danske kein Einzelfall ist und andere Banken involviert waren." Zum Vergleich: Zwischen 2008 und 2017 summierten sich die gesamten estnischen Importe und Exporte auf lediglich 232 Milliarden Euro.

Laut Sven Stumbauer, Managing Director des New Yorker Beratungsunternehmens AlixPartners, ist dies jedoch eher eine systemische Angelegenheit für das Baltikum. Die Region sei sehr daran interessiert, ein Private-Banking-Zentrum für Osteuropa zu werden, sagte er Bloomberg. "Anstatt des traditionelleren Private Banking haben sie mehr transaktionales Banking betrieben, was bedeutet, dass das Geld reinkommt und mehr oder weniger sofort ausgeht", sagte er. Die in Estland tätigen Banken wickelten zwischen 2008 und 2015 rund 900 Milliarden Euro oder 1,04 Billionen US-Dollar grenzüberschreitende Transaktionen im Ausland ab (die Zentralbank konnte für 2007 keine vergleichbaren Daten liefern). Nicht alle nicht ansässigen Flüsse sind verdächtig.

Aber im Fall Danske haben Geldwäscher angeblich solche Konten ausgesondert. Nicht nur Estland zog riesige Ströme an. Vergleichbare Zahlen für Lettland und Zypern - beide Hauptkanäle für russisches Kapital, das in die EU fließt - sind 2,8 Billionen Euro bzw. 3,4 Billionen Euro, nach Angaben der Europäischen Zentralbank und für den gleichen Zeitraum. Dies erklärt auch das Interesse der US-Behörden an den Vorgängen bei der Danske Bank.

Die Angst vor einer Ausweitung des Geldwäsche-Skandals drückte die Aktien großer skandinavischer Banken. Die schwedische Swedbank und die größte skandinavische Bank Nordea erklärten am Donnerstag, es gebe bei ihnen keine laufenden Untersuchungen der Behörden wegen Geldwäsche im Baltikum.

DANSKE BANK STOPPT AKTIENRÜCKKAUF

Wegen des Geldwäscheskandals erhöhten die dänische Finanzaufsicht die Kapitalanforderungen für die Danske Bank. Die Risiken bei dem Institut seien größer als bislang angenommen, begründeten sie den Schritt. Die Danske Bank betonte, die strengeren Vorgaben bereits zu erfüllen. Man hätte den Aktienrückkauf fortsetzen können, wolle aber ein Signal setzen, dass man auf der sicheren Seite sein wolle, sagte Finanzchef Morten Mosegaard.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Kommt die Vermögenssteuer? Die neue Regierung braucht Geld
21.02.2025

Kommt nach der Wahl die Wiedereinführung der Vermögenssteuer? SPD und Grüne haben konkrete Pläne. Auch Linke und BSW streben eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen: Jeder vierte deutsche Haushalt verfügt über keinerlei Ersparnisse
21.02.2025

Einer Erhebung der Direktbank ING zufolge, verfügen 23,5 Prozent aller Deutschen über keinerlei Kapital, über das sie kurzfristig...

DWN
Panorama
Panorama Elon Musk: Trump-Berater schwenkt Kettensäge - Symbol für Bürokratieabbau
21.02.2025

Auf einer Tagung der US-Konservativen lässt sich der Tech-Milliardär Musk für seine radikalen Stellenstreichungen im Regierungsapparat...