Der US-Rivale General Electric wird Siemens laut Reuters "wohl einen großen Teil eines staatlichen Milliardenauftrags für den Aufbau der Energieversorgung" im Irak abnehmen. Die US-Regierung habe zugunsten von GE interveniert und Druck auf die Regierung in Bagdad ausgeübt, berichtete die Financial Times am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Der angeschlagene US-Konzern könnte seinen Erfolg womöglich schon mit den Geschäftszahlen für das dritte Quartal am 30. Oktober melden. Siemens hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Unsere Gespräche mit der Regierung gehen weiter und wir freuen uns darauf, uns über eine günstige, verlässliche und stabile Energieversorgung des Irak zu einigen", sagte ein Sprecher am Mittwoch in München zu Reuters.
Die FT schreibt:
"Die Hoffnungen von Siemens, einen großen Vertrag zur Lieferung von Strom an den Irak zu gewinnen, wurden zunichte gemacht, nachdem die Trump-Regierung im Namen des US-Rivalen General Electric intervenierte, so die mit der Angelegenheit vertrauten Personen. In den vergangenen Wochen hatte es so ausgesehen, als ob Siemens mit Sitz in München kurz vor dem Abschluss eines Vertrags über die Lieferung von 11 Gigawatt Stromerzeugungsanlagen für den Irak stehen würde, was einem Deal von 15 Milliarden Dollar entspricht. Aber als der Wettbewerb zwischen der deutschen Ingenieursgruppe und GE seine Endphase erreichte, übte die Trump-Regierung Druck auf die irakische Regierung aus und erinnerte Bagdad daran, dass nach der Invasion von 2003 7.000 Amerikaner gestorben seien, um Saddam Hussein zu stürzen. Es wird erwartet, dass GE nun einen wesentlichen Teil des Verkaufs übernimmt. Ein großer Vertragsgewinn wäre eine willkommene gute Nachricht für GEs unter Druck geratene Energie-Sparte, die in den vergangenen zwei Jahren Gewinneinbußen meldete und davor warnte, dass es im dritten Quartal zu einer nicht liquiditätswirksamen Abschreibung von bis zu 23 Milliarden Dollar kommen würde Quartal. Es wird erwartet, dass das Unternehmen bald seinen Erfolg bekannt geben wird, möglicherweise wenn es am 30. Oktober Ergebnisse im dritten Quartal meldet."
Vorstandschef Joe Kaeser war im September eigens nach Bagdad gereist, um mit dem damaligen Regierungschef Haider al-Abadi über den Auftrag zu sprechen. Seit Anfang Oktober ist aber Adel Abdul Mahdi Ministerpräsident. Siemens hatte bereits im Februar angeboten, in den nächsten vier Jahren im Irak Kraftwerke mit einer Leistung von elf Gigawatt zu bauen. Mit einer Erhöhung der Energieproduktion um 50 Prozent ließen sich 23 Millionen Iraker zuverlässig mit Strom versorgen. Der Münchner Industriekonzern könnte mit dem auf rund elf Milliarden Euro veranschlagten Auftrag seine schwächelnde Energie-Sparte besser auslasten.
Dem "FT"-Bericht zufolge haben die Regierungen der USA und des Irak bereits eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet, wie sie bei der Öl- und Gasförderung und bei der Energieerzeugung zusammenarbeiten wollen. Die Amerikaner wollten auch einen kritischen Punkt "pragmatisch" aus dem Weg räumen. 35 bis 40 Prozent des irakischen Stroms wird bisher mit Gas aus dem Iran erzeugt, gegen den die USA Sanktionen verhängt haben. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, drängt deutsche Unternehmen massiv, keine Geschäfte mehr mit dem Iran zu machen