Politik

Ökonom erwartet, dass die EZB weiter Anleihen kauft

Lesezeit: 2 min
13.11.2018 23:32
Ein DWS-Ökonom hält eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik der EZB für denkbar.
Ökonom erwartet, dass die EZB weiter Anleihen kauft

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Haushaltskrise in Italien könnte die EZB nach Ansicht der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS zu einer Fortsetzung ihrer Anleihekäufe bringen. "Die Überraschung für die Märkte könnte nächstes Jahr sein, dass die EZB sie nicht auslaufen lässt", sagte Georg Schuh, DWS-Investment-Chef für Europa, den Nahen Osten und Afrika, am Dienstag bei einer Brachenveranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters in London. Bisher wird davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zukäufe von Euro-Staatsanleihen zum Jahresende auslaufen lässt.

Diese in Fachkreisen als "Quantitative Easing" bekannten Maßnahmen sollten Banken dazu bewegen, mehr in Kredite an die Wirtschaft zu investieren. Damit sollte die Konjunktur in der Euro-Zone angekurbelt werden. Dort ist Italien nach Griechenland das am höchsten verschuldete Land mit einer Quote von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist mehr als doppelt so hoch wie nach EU-Regeln erlaubt. Dennoch will die Regierung in Rom das Wachstum unter anderem mit Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben ankurbeln.

Die italienische Regierung lehnt die von der EU geforderte Nachbesserung ihres Haushaltsentwurfs ab. Der Budgetplan bleibe unverändert, kündigte Vize-Regierungschef Luigi Di Maio am Dienstagabend kurz vor Ablauf einer von der EU gesetzten Frist an. "Wir sind der Überzeugung, dass dies der Haushalt ist, den das Land braucht, um wieder in Gang zu kommen", sagte Di Maio nach einer Kabinettssitzung in Rom.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat an die Euro-Länder appelliert, sich an die Regeln zu halten. Wer darauf setze, Probleme allein durch neue Schulden zu lösen und vorherige Verpflichtungen zu missachten, der stelle den Euro-Raum infrage, sagte Merkel am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg. Der Euro könne nur funktionieren, wenn jedes einzelne Mitglied die Verantwortung für tragfähige Finanzen erfülle.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hält sich auch unmittelbar vor Ablauf der von der EU-Kommission gesetzten Frist für Italien zur Änderung seiner Haushaltspläne mit Kritik an Rom zurück. Er halte es für einen Erfolg, dass es zur Lage in Italien eine "super-aufgeregte Diskussionen" in Europa hätte geben können, es aber bei "leicht aufgeregten" Debatten" geblieben sei, sagte Scholz am Dienstag in Berlin laut Reuters. Er habe den Eindruck, dass man in Italien sehr genau wisse, dass man angesichts von Staatsschulden von gut 130 Prozent der Wirtschaftsleistung keine großen Spielräume habe. Es gehe hierbei allerdings zu allererst um ein italienisches, kein europäisches Thema.

Wäre er italienischer Finanzminister, würde Scholz nach eigenen Worten wohl denken: "Mein größtes Problem sind meine schon vorhandenen Schulden." Diese Wirklichkeit könne niemand wegreden. Für die Verhältnisse in einem Landes trage aber als erstes die jeweilige Regierung Verantwortung. In Europa gebe es zu dem Thema einen "sehr klugen Diskussionsprozess", sagte er mit Blick auf die relativ gemessene Debatte. Das sollte so weitergeführt werden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...

DWN
Technologie
Technologie Patentamt: Deutsche Industrie macht Tempo bei KI-Entwicklung
18.03.2024

Vom Patentamt kommen gute Nachrichten: Industrie und Wissenschaft in Deutschland machen in Forschung und Entwicklung deutlich mehr Tempo...