Politik

Erstmals Widerstand gegen Total-Überwachung in China

In China hat es zum ersten Mal breiten Widerstand gegen eine Überwachungs-Maßnahme gegeben.
22.11.2018 21:03
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Plan der „Guilin University of Electronic Technology“, alle elektronischen Kommunikationsmittel der Studenten sowie der Lehrkräfte auf unerwünschte Inhalte zu untersuchen, hat breiten Widerstand ausgelöst. Das berichtet die „South China Morning Post“. Nachdem eine Kopie des Plans an die Öffentlichkeit durchgesickert war, wurde sie auf Chinas größtem Mikroblogging-Dienst „Weibo“ veröffentlich und anschließend fast 80 Millionen Mal angeklickt. Viele Blogger äußersten ihr Missfallen über die geplante Aktion, verglichen sie unter anderem mit in den Kopf eingepflanzten Computer-Chips und den von George Orwell in „1984“ beschriebenen Maßnahmen zur Erlangung der totalen Kontrolle. Besonders ungewöhnlich war, dass die Aktion auch in staatlichen Zeitungen heftig kritisiert wurde. Mehrere Kommentatoren schrieben, dass das Vorgehen der Universität das in der Verfassung garantierte Recht auf freie Kommunikation sowie das Rechts auf Vertraulichkeit dieser Kommunikation verletze.  Die „Tägliche Pekinger Jugendzeitung“, das offizielle Organ des „Komitees der Kommunistischen Jugendliga“, kommentierte: „Wenn Colleges und Universitäten die Telefone, Computer und Festplatten ihrer Studenten und Professoren überprüfen, geraten sie in Verdacht, das Recht auf freie Kommunikation und Privatheit zu verletzen. Die dominierende Stellung, die die Universitätsleitung an der Hochschule innehat, ist altmodisch und überholt.“ Die staatliche „Guangming Daily“ schrieb: „Es ist völlig natürlich, dass eine Gesellschaft reagiert, wenn grundlegende Rechte verletzt werden.“

Als Reaktion auf die Proteste sagte ein Sprecher der Universität der staatlichen Tageszeitung „Die Zeitung“, die Überprüfungen hätten noch nicht stattgefunden und die Universität überdenke noch einmal ihren Umfang. Weitere Fragen würde ein Medienbüro beantworten. Dieses war für Journalisten allerdings nicht erreichbar.

Wie die Reaktionen von Öffentlichkeit und Zeitungen einzuschätzen sind, ist unter Experten umstritten. Laut dem amerikanischen Politikwissenschaftler Christopher Colley akzeptieren Chinesen Online-Zensur und „tolerieren Big Brother-Methoden, so lange sie zur gesellschaftlichen Stabilität beitragen“. Aber die chinesische Gesellschaft sei schon so weit, dass viele ihrer Mitglieder eine so drastische Maßnahme wie die willkürliche physische Überprüfung von Telefonen und Laptops nicht mehr akzeptieren würden.

Der australische Politologe James Leibold sieht das anders. Peking habe in der autonomen Region Xinjiang, in der hauptsächlich Angehörige der uigurischen Minderheit leben, ein umfassendes Überwachungssystem eingerichtet. Die Region im äußersten Nordwesten Chinas habe als eine Art Versuchslabor gedient. Die dort erprobten Methoden würden in Zukunft in ganz China zur Anwendung gelangen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Die Revolution frisst das Geldsystem: Bitcoin auf dem Vormarsch
17.07.2025

Bitcoin schlägt Gold, überholt Tech-Aktien und weckt das Interesse von Zentralbanken – während Regierungen zwischen Kontrolle und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warum gute Führungskräfte ein seltenes Kapital sind – und was Sie ändern können!
17.07.2025

Gute Führung zahlt sich aus – messbar. Doch viele Unternehmen setzen ungeeignete Mitarbeiter in Leitungspositionen. Der Preis:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vom Pandemie-Hype zum Kursabsturz: Nur Netflix überlebt
17.07.2025

Zoom, Peloton und Co. stürzten nach dem Lockdown brutal ab – doch ein Streaming-Riese trotzt dem Trend, kassiert Milliarden und lässt...

DWN
Politik
Politik Kanzler Merz: Ernüchternde Bilanz
17.07.2025

Seit zweieinhalb Monaten ist Friedrich Merz Kanzler, doch seine Bilanz fällt schwach aus. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Deutsche...

DWN
Politik
Politik EU-Haushalt: Bauern und Berlin stellen sich gegen Brüssels 2-Billionen-Euro-Entwurf
17.07.2025

Die EU-Kommission will den neuen EU-Haushalt massiv aufstocken und Milliarden in Sicherheit, Verteidigung und die Ukraine stecken. Doch...

DWN
Technologie
Technologie TSMC Gewinnsprung: KI-Boom sorgt für Rekordzahlen
17.07.2025

Kaum ein Unternehmen profitiert so stark vom weltweiten KI-Hype wie TSMC. Der taiwanesische Chipfertiger liefert die nötige Hardware für...

DWN
Politik
Politik Reiche zur Energiewende: "Kosten müssen runter"
17.07.2025

Die Energiewende ist teuer, der Stromnetzausbau stockt – und die Verbraucher zahlen die Zeche. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wachsende US-Schulden machen globale Finanzbranche nervös
17.07.2025

Die USA häufen Schulden in Rekordhöhe an – und das unter den skeptischen Blicken der Finanzwelt. Während die Zinslast steigt, geraten...