Die Deutsche Bahn wird auch 2019 nicht aus der Krise fahren und rechnet mit einem weiter schrumpfenden Gewinn. Angesichts verspäteter Züge, fehlender Fahrzeuge und eines Investitionsstaus im Netz rechnet der Staatskonzern im kommenden Jahr noch mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 1,9 Milliarden Euro, wie aus Konzernunterlagen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. In der bisherigen Mittelfrist-Planung war noch von 2,7 Milliarden Euro die Rede gewesen. Nun schrauben fast alle Sparten von der Güterbahn bis hin zum Fernverkehr ihre Erwartungen herunter.
Parallel dazu sollen die Schulden bis 2023 um weitere vier auf dann 24 Milliarden Euro steigen, um mehr Geld investieren zu können. Dagegen regt sich allerdings Widerstand bei Arbeitnehmervertretern. Der Aufsichtsrat will sich am 12. Dezember mit der Planung befassen. Die Bahn wollte sich zu den Informationen am Montag nicht äußern.
Schon dieses Jahr musste der Konzern seine Prognosen wiederholt senken. Das zuletzt genannte Gewinnziel für 2018 - 2,1 Milliarden Euro - soll aber auch dank eines Ausgabenstopps geschafft werden. Während das Ergebnis im kommenden Jahr schrumpfen dürfte, ist die Bahn beim Umsatz etwas optimistischer: Er soll 2019 leicht auf 45,4 Milliarden Euro steigen. Aber auch dies liegt unter der bisherigen Planung.
Ein Grund für den getrübten Ausblick ist die Dauerkrise bei der Güterbahn. Eigentlich sollte DB Cargo schon dieses Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Laut Unterlagen wird damit nun aber erst 2021 gerechnet. Auch beim Nahverkehr von DB Regio wurden die Planungen zusammengestrichen. 2019 werden hier rund 200 Millionen Euro weniger Gewinn erwartet. Selbst der Fernverkehr mit IC und ICE, der zuletzt trotz Unpünktlichkeit Rekord-Passagierzahlen meldete, wird 2019 seine ursprünglichen Vorgaben nicht schaffen. Das Ziel für dieses Jahr von 82 Prozent annähernd pünktlichen Zügen dürfte wohl erst 2025 erreicht werden. Die Sparte Netz mit ihren rund 33.000 Kilometern Gleisen wird den Unterlagen zufolge ebenfalls im nächsten Jahr rund 100 Millionen Euro weniger Gewinn machen als vorgesehen.
Hauptstreitpunkt sind aber die hohen Schulden: Hier hat der Haushaltsausschuss des Bundes dem Konzern eigentlich eine Netto-Grenze von 20,4 Milliarden Euro vorgegeben. Diese würde jetzt deutlich überschritten. Als Alternative brachte Bahnchef Richard Lutz zeitweise auch einen Verkauf der Auslandstochter Arriva ins Gespräch, wo der internationale Nahverkehr gebündelt ist.
Arbeitnehmervertreter aus dem Aufsichtsrat der Netz-Sparte verfassten bereits ein Protestschreiben, das Reuters vorliegt. Darin drohen sie, die Budget-Planung für 2019 abzulehnen. Dem Gremium lägen "keine ausreichende Informationen" vor. Man betrachte das Zahlenwerk daher als vorläufig und wollte das Budget nur für das erste Halbjahr freigeben. In Gewerkschaftskreisen hieß es, auch in anderen Sparten sei man unzufrieden. Unklar ist, wie sich die Arbeitnehmer-Vertreter bei der Sitzung des Gesamtaufsichtsrates kommende Woche positionieren werden.