Die Geschäfte der Industrie in der Euro-Zone sind im November so schwach gewachsen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 0,2 auf 52,0 Punkte, wie das Institut IHS Markit am Montag zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Firmen mitteilte. Das Barometer hielt sich zwar über der Wachstumsschwelle von 50, doch fiel es zugleich auf den tiefsten Stand seit August 2016.
"Die Hoffnungen, dass es sich lediglich um eine kurzfristige Delle handelt, werden konterkariert vom schlechtesten Ausblick auf die Geschäftsentwicklung der kommenden zwölf Monate seit der Staatsschuldenkrise 2012", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "So wie es aussieht, stellen sich die Unternehmen auf eine anhaltend schwache Nachfrage ein."
Pessimistisch gestimmt sind die Manager nicht nur wegen Handelskonflikten und höheren Zöllen, sondern auch wegen der gestiegenen politischen Unsicherheit. "Mit der Folge, dass die Unternehmen in zunehmenden Maße Risiken scheuen und ihre Ausgaben, insbesondere Investitionen, gekürzt haben", erklärte Williamson. Den stärksten Nachfragerückgang meldeten im November die Hersteller von Investitionsgütern wie Anlagen und Maschinen.
Die deutsche Industrie kann sich dem Abwärtstrend nicht entziehen, im Gegenteil: Ihr Barometer fiel um 0,4 auf 51,8 Punkte und damit auf den schlechtesten Wert seit mehr als zweieinhalb Jahren. "Aufgrund der nach wie vor schwächelnden Automobilindustrie sowie der anhaltenden geopolitischen Spannungen verzeichneten die deutschen Industrieunternehmen erneut ein spürbares Minus im Auftragseingang, und zwar insbesondere bei den Exportordern", sagte Markit-Experte Phil Smith.
Im dritten Quartal war die deutsche Wirtschaftsleistung bereits aufgrund der Abschwächung in der Weltwirtschaft mit etwa 0,2 Prozent zurückgegangen.
Der deutschen Wirtschaft droht Ökonomen zufolge ein schwaches Jahr 2019. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte dann nur noch um 1,2 Prozent wachsen und damit so langsam wie seit 2013 nicht mehr, sagen sowohl das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) als auch die Commerzbank-Volkswirte voraus. 2017 hatte es noch zu 2,2 Prozent gereicht, im zu Ende gehenden Jahr werden 1,5 Prozent erwartet. Die Bundesregierung rechnet sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr mit 1,8 Prozent. "International droht weiterhin Ungemach: Der drohende Handelskonflikt, den die USA befeuern, und der Brexit bremsen die deutsche Konjunktur", sagte IW-Experte Michael Grömling am Montag. "Das trübt die Aussichten für 2019."
So gehen nur noch 23 Prozent der mehr als 2250 vom IW befragten Unternehmen im Exportgeschäft von einem Zuwachs aus. Im Frühjahr waren es noch 31 Prozent. Diese gedämpfte Zuversicht dürfte auf die Inlandskonjunktur überspringen. "Die Investitions- und Beschäftigungserwartungen haben sich ebenfalls merklich eingetrübt", so die IW-Forscher.
Treiber für die Konjunktur bleibt laut Commerzbank der private Konsum. Dieser sollte von der steigenden Beschäftigung und ordentlichen Lohnzuwächsen profitieren. Außerdem sorge die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank weiter für günstige Finanzierungsbedingungen, die auch die Bauinvestitionen beflügeln dürften.