Finanzen

Risiken im Markt für US-Firmenanleihen steigen

Im Markt für US-Unternehmensanleihen drohen Herabstufungen der Bonität und Zahlungsausfälle.
10.12.2018 17:27
Lesezeit: 2 min

Im Markt für US-Unternehmensanleihen drohen in den kommenden Monaten deutliche Herabstufungen bei der Kreditwürdigkeit, höhere Zinsen und damit verbunden verstärkt Zahlungsausfälle.

So hat sich der Anteil der sehr schlecht bewerteten Anleihen (B minus oder schlechter) an allen als unsicher (Ramsch – non investment grade) eingestuften Anleihen in den vergangenen 4 Jahren von 17 Prozent auf über 25 Prozent erhöht, berichtet die Financial Times. Einer Analystin von S&P zufolge bestehe bei solchen Unternehmen ein achtfach höheres Risiko für Zahlungsausfälle als bei anderen Ramsch-Anleihen.

Tatsächlich finden in allen Bonitätskategorien Verschiebungen statt, welche auf bevorstehende Schwierigkeiten hindeuten könnten. Der Investmentbank Cantor Fitzgerald zufolge weisen ein Drittel aller als vergleichsweise sicher (investment grade) eingestuften Unternehmen einen Verschuldungsgrad auf, welche eigentlich zu einer Herabstufung in den riskanten Bonitätsbereich führen müsste, berichtet die FT. „Die Verschuldung im Markt für Unternehmensanleihen hat seit der Finanzkrise einen extremen Umfang angenommen“, wird ein Analyst von Cantor zitiert.

Seit einiger Zeit verlangen Geldgeber auch von investment grade-Unternehmen höhere Zinsen. So weitete sich die Differenz zwischen den Durchschnittsrenditen von relativ sicheren Firmenanleihen zu den Renditen von Staatsanleihen weltweit seit Anfang des Jahres deutlich aus. Die Zinsdifferenz betrug im Februar noch 87 Basispunkte – heute liegt sie bei 149 Basispunkten.

Entscheidend dürfte sein, wie sich die Bonität jener Unternehmensanleihen entwickelt, welche nur noch knapp über der Ramsch-Schwelle angesiedelt sind und deren Bewertung meist mit BBB angegeben wird. Deren Anteil an allen risikoarmen Anleihen beläuft sich inzwischen auf etwa 50 Prozent und ist damit so hoch wie noch nie. Dies bedeutet auch, dass so viele Anleihen durch eine Bonitätssenkung in den Ramschbereich sinken könnten wie noch nie.

Der Deutschen Bank zufolge stehen Anleihen im Volumen von rund 150 Milliarden Dollar aus der Kategorie BBB möglicherweise vor einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Sollten diese Herabstufungen kommen – etwa infolge einer weiteren Abkühlung der Weltwirtschaft – müssen viele Unternehmen über Nacht höhere Zinsen für ihre aufgenommenen Schulden zahlen.

Ursächlich für den Druck zu höheren Zinsen ist auch die geldpolitische Normalisierungsstrategie der Zentralbank Federal Reserve. Die Investitionsgesellschaft Oaktree Capital rechnet mit Anleihen im Umfang von bis zu einer Billion Dollar, welche durch eine Abwertung der Bonität in ernste Schwierigkeiten geraten könnten: Jay Wintrob, der Vorstandsvorsitzende von Oaktree, sagte kürzlich auf einer Konferenz, dass er „eine Flut von problematischen Krediten erwarte, welche eine Billion US-Dollar übersteigen, da die steigenden Leitzinsen der Fed Zinssätze Anleihen und Kredite mit schlechter Qualität überwinden werden.“

Wintrob rechnet damit, dass der nächste Umschwung am Anleihenmarkt aufgrund der hohen Zahl gerade noch als risikoarm eingestufter Schuldtitel massiver ausfallen und schneller kommen wird, als angenommen. „Es wird einen Funken geben, der dieses Feuer entfachen wird“, sagte Wintrob.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot
18.06.2025

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
18.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis und Platinpreis explodieren – verdrängen diese Metalle bald das Gold als Krisenwährung?
18.06.2025

Der Silberpreis und der Platinpreis schießen in die Höhe – und Anleger wenden sich zunehmend vom teuren Gold ab. Droht dem einstigen...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.

DWN
Politik
Politik Neuer BND-Chef wird Martin Jäger - bisher deutscher Botschafter der Ukraine
18.06.2025

Der deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, wird neuer Präsident des Bundesnachrichtendienstes. BND-Präsident Bruno Kahl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstundenabbau: Ansammeln von Überstunden - Welche Rechte haben Arbeitgeber?
18.06.2025

Das Überstundenvolumen liegt in Deutschland, auch ohne steuerfreie Überstunden, auf einem hohen Niveau: 2024 wurden 1,2 Milliarden...