Politik

Handy-Nutzer haben die Kontrolle über ihre Daten verloren

Lesezeit: 2 min
17.02.2019 17:57
Google erhebt auch dann Daten, wenn sich ein Smartphone im Ruhezustand befindet. Beobachter sind überrascht, wie sorglos die meisten Nutzer mit ihren persönlichen Daten umgehen.
Handy-Nutzer haben die Kontrolle über ihre Daten verloren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Initiative SpardaSurfSafe der Sparda-Bank erklärt, wie Nutzer die Abschöpfung ihrer Daten eindämmen können:

Googles Android ist weltweit das am weitesten verbreitete Betriebssystem für Smartphones und Tablets. Hinzu kommen Millionen Nutzer von Chrome, Google Maps oder der klassischen Google-Suche über andere Betriebssysteme. Dabei fallen schier unendliche Mengen an Daten an, die das Mutterunternehmen Alphabet sammelt, fein säuberlich ablegt – und natürlich auch nutzt, sei es für zielgerichtete Werbung oder indem es die Daten verkauft.

Doch was weiß der Tech-Riese, der oft auch als Datenkrake bezeichnet wird, wirklich über seine Nutzer und wie kann man sich dagegen wehren? SpardaSurfSafe, eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, hat sich einmal genauer angesehen, welche Daten Google speichert und was man dagegen tun kann.

Daten sind die Währung des digitalen Zeitalters. Mit ihnen zahlen wir Verbraucher viele der vermeintlich kostenfreien Dienste, die wir auf Computer, Smartphone oder Tablet nutzen – oft, ohne dass wir uns darüber tatsächlich bewusst sind. Und allen Warnungen der Datenschützer zum Trotz nutzen wir die Dienste fleißig weiter, erteilen Zugriffsgenehmigungen und teilen Informationen mit Freunden und Fremden im Netz.

Besonders Googles Mutterkonzern Alphabet steht immer wieder in der Kritik, denn der Tech-Riese verfügt mit seinem Betriebssystem Android, dem Chrome-Browser, der Google-Suche und Google Maps über die besten Voraussetzungen für einen Datensammler. Allein in Deutschland erreichte Android Ende 2018 einen Marktanteil von über 75 Prozent bei Smartphones, weltweit sogar von über 85 Prozent. Und jeder dieser Nutzer benötigt einen Google-Account, um sein Gerät zu nutzen.

Es sind unglaubliche Datenmengen, die Google allein bei den Nutzern von Android-Handys erheben kann: Von genauen Standort- und Bewegungsprofilen über Vorlieben beim Essen und der Freizeitgestaltung bis hin zu Urlaubsplänen und dem Beziehungsstatus. Auch Krankheitsprofile oder beispielsweise Familienzuwachs werden von intelligenten Algorithmen anhand der Sucheingaben und des Einkaufsverhaltens erkannt und ausgewertet. „Wer seine Nutzerkonten geräteübergreifend oder die Cloud-Services nutzt, liefert dann auch noch zusätzliche Daten“, warnt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e. V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe. Für ihn gehen die meisten Menschen viel zu freigiebig mit ihren Daten im Netz um. Sie wissen überhaupt nicht, wer welche Daten wofür erhebt, speichert und nutzt. Dabei gäbe es durchaus Möglichkeiten, den Datenhunger der Technik zumindest einzuschränken, auch wenn das mit einigem Aufwand verbunden sein kann.

„In den Profileinstellungen von Google können die Nutzer nachvollziehen, welche Daten erhoben werden. Hier gibt es auch einen Verlauf, in dem man sehen und teilweise sogar hören kann, welche Eingaben und Befehle Google gespeichert hat“, so der Experte. Besonders Bewegungsprofile und Standortdaten dürften für viele dabei von Interesse sein. Zu finden sind viele dieser Daten unter „Meine Aktivitäten“, wo sich von angesehenen YouTube-Videos über den Standortverlauf bis hin zu den angemeldeten Geräten viele Daten einsehen lassen. „Unter dem Punkt ‚Daten & Personalisierung‘ können Nutzer außerdem die Datenschutz- und Aktivitätseinstellungen prüfen, personalisierte Werbeeinstellungen festlegen oder Daten herunterladen und gegebenenfalls löschen“, so Schartner. Auch auf dem Smartphone finden Nutzer entsprechende Menüpunkte, die es ihnen erlauben, beispielsweise die Standortverfolgung zu deaktivieren.

Doch wie gut funktioniert die Kontrolle über die eigenen Daten eigentlich? „Nach der Datenschutz-Grundverordnung haben Nutzer das Recht zu erfahren, welche Daten erhoben, wo diese gespeichert und wie sie genutzt werden. Auch ein Widerspruchsrecht ist gesetzlich verankert“, klärt Schartner auf. In der Praxis funktioniert das jedoch nicht immer. Erst im vergangenen August konnten Sicherheitsforscher nachweisen, dass Google trotz Widerspruch in den Konteneinstellungen weiter Standortdaten erhebt. Darüber hinaus kommuniziert auch ein Android-Gerät im Ruhemodus mehrmals pro Stunde mit den Google-Servern, wie die Studie ebenfalls feststellte. Wie sicher und weitreichend die Kontrollmöglichkeiten für Android-Nutzer also tatsächlich sind, weiß wohl nur Alphabet selbst. Trotzdem rät der Sicherheitsexperte, die eigenen Daten regelmäßig in den Einstellungen zu überprüfen und ansonsten so sparsam wie möglich mit Informationen im Netz umzugehen.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder Baerbock und Nauseda intensivieren...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...