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Drohender Brexit hat der deutschen Wirtschaft bereits schwer geschadet

Wegen des drohenden Brexit sind die deutschen Exporte nach Großbritannien bereits um 9,2 Prozent abgesackt. Im Falle eines ungeordneten EU-Austritts erwarten BDI und DIHK schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft.
09.03.2019 17:32
Lesezeit: 2 min
Drohender Brexit hat der deutschen Wirtschaft bereits schwer geschadet
(Grafik: DIHK)

Im Jahr 2015 war Großbritannien noch der drittgrößte deutsche Exportmarkt. Doch am 23. Juni 2016 stimmten die Briten für einen Austritt ihres Landes aus der EU. Wegen der daraus folgenden Unsicherheit sackte das Land 2018 auf den fünften Rang ab.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) betrachten die schrumpfende Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien wegen des drohenden Brexit mit Sorge.

Während Deutschland im Jahr 2015 noch Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 89 Milliarden Euro exportierte, waren es im letzten Jahr nur noch 82 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang um erhebliche 7,9 Prozent.

"Besonders aussagekräftig ist der zurückgehende Export ins Vereinigte Königreich, wenn man ihm die Zuwächse (im zweistelligen Bereich im genannten Zeitraum) in die gesamte EU gegenüberstellt", sagte DIHK-Pressesprecher Christian Jekat den DWN.

Der erhebliche Rückgang der deutschen Exporte nach Großbritannien hat laut DIHK vor allem zwei Gründe. Zum einen ist der Kurs des britischen Pfunds seit dem Brexit-Referendum gefallen, wodurch Importe für die Briten teurer werden.

"Zudem wird in unserer aktuellen Brexit-Umfrage deutlich, dass knapp 70 Prozent der deutschen Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zum Vereinigten Königreich ihre dortige Geschäftsperspektive als schlecht einschätzen", sagt Jekat.

Derzeit plane jedes achte befragte deutsche Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach Großbritannien, Investition von dort nach Deutschland oder in andere Staaten der Europäischen Union zu verlagern.

Beim Bundesverband der Deutschen Industrie sieht man das ähnlich. "Obwohl noch gar nicht eingetreten, wirft der Brexit seine Schatten voraus", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang in der vergangenen Woche. Und weiter:

"Landete das Vereinigte Königreich bei den deutschen Exporten 2017 noch auf Rang vier, reichte es 2018 nur noch für Rang fünf. Im Ein- und Ausfuhren zusammenfassenden Ranking unserer Handelspartner sackte es von Platz fünf auf Platz sechs."

"Wenn es ganz dick kommt, rechnen wir mit einem Rückschlag für die deutsche Wirtschaft in der Größenordnung von mindestens einem halben Prozent des BIP. Das wären rund 17 Milliarden Euro weniger Wirtschaftskraft allein in diesem Jahr."

Wegen der anhaltenden Unsicherheit sind konkrete Vorbereitungen in den Unternehmen nur begrenzt möglich. Laut DIHK sind die konkreten Auswirkungen des Brexit für mehr als die Hälfte der Unternehmen weiterhin unklar.

Dreiviertel der Unternehmen sorgen sich wegen drohender zusätzlicher Zollbürokratie. Daneben bilden höhere Kosten infolge von Zöllen und Einfuhrsteuern sowie die rechtlichen Unsicherheiten die größten Risikofaktoren.

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen vor teuren Herausforderungen. Ein harter Brexit würde laut DIHK zu Mehrbelastungen durch die zusätzliche Zollbürokratie sowie die Zahlung von Zöllen in Milliardenhöhe führen.

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