Deutschland

Radikaler Stimmungs-Umschwung in der deutschen Chemiebranche

Die deutsche Chemiebranche rechnet auf einmal mit einem deutlichen Einbruch der Geschäfte, nachdem man bislang von deutlichem Wachstum ausgegangen war.
12.03.2019 11:40
Lesezeit: 1 min

Für die deutsche Chemieindustrie geht es 2019 stärker bergab als zuletzt erwartet. Der Branchenverband VCI rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang der Produktion von 3,5 Prozent und einem Umsatzminus von 2,5 Prozent, wie er am Dienstag mitteilte.

Zuletzt hatte der VCI für 2019 noch ein Umsatzplus von 2,5 Prozent vorhergesagt, nachdem die Erlöse 2018 noch um gut vier Prozent auf 203,5 Milliarden Euro zugelegt hatten. Der Verband hatte zudem im Dezember noch einen Anstieg der Produktion um 1,5 Prozent prognostiziert. Bei leicht steigenden Rohstoffkosten sei unverändert mit einer Erhöhung der Preise um ein Prozent zu rechnen.

Der nun erwartete starke Rückgang der Produktion sei vor allem einer Normalisierung im Pharmageschäft geschuldet, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. In den ersten neun Monaten 2018 habe die enorme Nachfrage nach einem bestimmten Blockbuster-Medikament, das der VCI nicht nennen wollte, die Produktion noch stark anschwellen lassen.

Aber auch für die konjunkturellen Aussichten nehme der Pessimismus zu, die Stimmung in der Branche habe sich zuletzt deutlich eingetrübt. In der Autobranche - der wichtigsten Kundengruppe für die Chemieindustrie - hielten die Probleme an. "Und der Brexit-Prozess zeigt bereits negative Auswirkungen auf Investitionen und Handel, obwohl die endgültige Entscheidung noch aussteht."

Während Großbritannien auf einen ungeregelten Brexit zusteuere, gebe es im Handelsstreit zwischen den USA und China keinen Durchbruch, und auf dem Heimatmarkt habe sich die Industrieproduktion eingetrübt. „In Deutschland ist der Abschwung da, erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Die Probleme in der Autobranche rund um den Dieselskandal und die Umstellung auf den Abgasstandard WLTP drückten auch in diesem Jahr das Wirtschaftswachstum. Das wirke sich auf andere Branchen wie die Kunststoffindustrie aus.

Die Chemiebranche reagiert als Lieferant etwa für die Auto-, Bau- und Kosmetikindustrie früh auf Konjunkturschwankungen und hatte schon zum Jahresende vor Rückschlägen gewarnt. Im vierten Quartal 2018 wuchs der Umsatz wegen einer schwachen Nachfrage aus dem Ausland binnen Jahresfrist kaum noch, die Produktion brach um 6,3 Prozent ein. Das lag auch am Niedrigwasser im Rhein, das den Transport von Waren für Konzerne wie BASF einschränkte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...