Gemischtes

Autobauer aus Japan hängen Konkurrenten aus Europa und den USA ab

Lesezeit: 2 min
20.04.2019 07:49
Die Automobilindustrie verzeichnete im abgelaufenen Jahr zum ersten Mal seit 2009 Rückgänge beim Gewinn und den Umsätzen.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der Gewinn der größten Autohersteller der Welt ist im vergangenen Jahr eingebrochen. Wie die Unternehmensberatung EY am Dienstag mitteilte, stieg zwar der Gesamtumsatz der 16 größten Autobauer um 2,5 Prozent - der Absatz sank aber erstmals seit 2009, nämlich um 0,9 Prozent. Der operative Gewinn der Firmen zusammengenommen ging 2018 um neun Prozent zurück. Dabei konnten sechs Firmen ihren Gewinn steigern, zehn mussten Einbußen vermelden.

"Globale Handelskonflikte, höhere Zölle, steigende Innovationsausgaben und Probleme bei der Umstellung auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP führten im vergangenen Jahr zum Teil zu erheblichen Belastungen für die Autoindustrie", erklärte EY-Autoexperte Constantin Gall.

Die deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW traf es besonders hart: Sie konnten ihren Umsatz nur um zwei Prozent steigern, verloren aber zehn Prozent operativen Gewinn. Besser schnitten die japanischen Konzerne Toyota, Mitsubishi, Suzuki, Mazda, Honda und Nissan ab. Deren Umsatz stieg zusammengenommen um drei Prozent, der operative Gewinn stieg um fünf Prozent. Besonders schwach entwickelten sich hingegen die US-Konzerne General Motors, Ford und Fiat Chrysler, deren Gewinn um 31 Prozent einbrach.

Weltweit größter Autobauer nach Umsatz und Absatz ist dennoch Volkswagen mit 10,7 Millionen verkauften Autos und 235,8 Milliarden Euro Umsatz. Knapp dahinter folgt aber schon Toyota mit 230,6 Milliarden Euro Umsatz und 10,6 Millionen verkauften Fahrzeugen.

Allerdings verdiente Toyota fast die Hälfte mehr an seinen Autos als Volkswagen. Suzuki stieß BMW als profitabelsten Autobauer vom Thron. Dahinter folgen Toyota und Daimler.

"Die japanischen Konzerne profitierten vom schwachen Yen und waren weniger stark betroffen von den Strafzöllen im Zusammenhang mit dem chinesisch-amerikanischen Handelsstreit", erklärte Gall. "Zudem hatten sie aufgrund der relativ geringen Bedeutung des europäischen Markts kaum mit WLTP-Problemen zu kämpfen."

Trotz der durchwachsenen Geschäftsentwicklung gaben die Autokonzerne 2018 durchweg mehr für Forschung und Entwicklung aus als im Vorjahr. Insgesamt kletterten die Ausgaben der analysierten Unternehmen um sechs Prozent auf 68,4 Milliarden Euro. Die mit Abstand höchsten Ausgaben tätigte Volkswagen mit 12,1 Milliarden Euro vor Toyota mit 8,2 Milliarden Euro. Den höchsten Anteil am Umsatz hatte hingegen BMW mit 5,5 Prozent.

"Gerade die deutschen Autokonzerne geben viel Geld aus, um ihre Position als Technologieführer zu verteidigen", erklärte EY-Experte Peter Fuß. Der Trend werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen. "Es stehen Milliardeninvestitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und digitale Geschäftsmodelle an" – auch wenn derzeit noch niemand wisse, ob sich die Elektromobilität "tatsächlich so rasch durchsetzt, wie die Politik und viele Unternehmen wünschen".

Auch bei den neuen Geschäftsmodellen sei weitgehend unklar, wohin die Reise geht. "Teure Fehlinvestitionen müssen also auch eingeplant werden", erklärte Fuß. Mittelfristig würden sich die Autokonzerne an niedrigere Gewinne gewöhnen müssen, erwartete Gall. Auch könnten nicht alle ihre Unabhängigkeit behalten. "Neben Fusionen und Übernahmen werden wir auch noch mehr sehr weitgehende Kooperationen zwischen Wettbewerbern und zwischen Auto- und Technologiekonzernen sehen." Kaum ein Autokonzern könne die anstehenden Zukunftsinvestitionen noch alleine stemmen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Politik
Politik Deutschland prüft Vorgehen nach Haftbefehl für Netanjahu
23.11.2024

Die Bundesregierung steht nach dem Haftbefehl gegen Israels Regierungschef vor einem Dilemma. Noch ist offen, wie sie sich positioniert....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...