Finanzen

EU verspricht, Flüssiggas-Importe aus den USA deutlich zu erhöhen

Lesezeit: 2 min
02.05.2019 11:56
Die EU wird in den kommenden Jahren ihre LNG-Importe steigern, um US-Importzölle auf Autos abzuwehren.
EU verspricht, Flüssiggas-Importe aus den USA deutlich zu erhöhen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EU-Kommission will in den nächsten Jahren deutlich mehr Flüssiggas (LNG) aus den USA einführen. Diese Importe sollen bis 2023 auf mindestens acht Milliarden Kubikmeter im Jahr verdoppelt werden, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel anlässlich einer LNG-Konferenz mit.

 

Die geplante Steigerung ist Teil einer Vereinbarung zwischen Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump vom vorigen Sommer. Die beiden verständigten sich damals auf einen Abbau von Handelsbarrieren. Die LNG-Lieferungen aus den USA in die EU seien seitdem um 272 Prozent nach oben geschnellt, teilte die Kommission mit. Die EU konnte durch die Absprache höhere US-Zölle auf in Europa produzierte Autos vorerst abwenden.

LNG aus den USA ist vergleichsweise teuer, weil es mit großen Tankschiffen über den Atlantik gebracht werden muss.

Gemessen am gesamten EU-Gasverbrauch von rund 480 Milliarden Kubikmetern pro Jahr ist der US-Anteil immer noch klein. Aus den USA kommen auch nur 13,4 Prozent des in die EU importierten Flüssiggases. LNG selbst macht deutlich weniger als die Hälfte des Verbrauchs aus. Das meiste Gas kommt über Leitungen.

EU-Energieminister Rick Perry übte bei der Konferenz in Brüssel erneut scharfe Kritik an der neuen Ostsee-Gasleitung Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. Diese mache Europa noch abhängiger von russischem Gas und erlaube Moskau, Druck auf europäische Staaten auszuüben. Er sei aber ermutigt von der Entscheidung der Bundesregierung, mehr Flüssiggas aus den USA zu importieren und zwei neue Anlandeterminals in Deutschland finanziell zu unterstützen.

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hatte Nord Stream 2 zuvor verteidigt. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur, die CDU insgesamt habe "immer gesagt, wir stehen auch zu diesem Projekt, ob es jetzt ein Herzensanliegen ist oder nicht". Gleichzeitig erkannte sie Besorgnisse von Nachbarstaaten an.

US-Minister Perry räumte in Brüssel ein, dass Flüssiggas deutlich teurer ist als sogenanntes Röhrengas aus Russland. Doch könne es nicht nur um den Preis gehen, sondern auch um die Verlässlichkeit der Lieferungen.

"Wenn man sich nur darum kümmert, wie billig das Angebot ist, dann wird man womöglich keinen BMW oder Mercedes Benz kaufen oder ein anderes der schönen Automobile aus der Europäischen Union", sagte Perry. "Man kann vielleicht woanders billiger kaufen, aber das ist vielleicht nicht zuverlässig. Das ist dasselbe mit russischem Gas."

LNG galt lange als nicht wettbewerbsfähig und zu teuer, weil das Gas zum Transport mit großem Aufwand verflüssigt werden muss. Als Vorteil von LNG-Importen gilt, dass die Abhängigkeit von einzelnen Lieferquellen sinkt und Wettbewerb auf dem Gasmarkt die Preise insgesamt drücken dürfte.

Umweltschützer haben jedoch große Bedenken. Sie kritisieren die sogenannte Fracking-Methode, mit der das Gas in den USA gewonnen wird. Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...