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Volkswagen leitet die Automatisierung seiner Verwaltung ein

Der Volkswagenkonzern will seine Verwaltung digitalisieren und baut dafür tausende Arbeitsplätze ab.
09.06.2019 17:55
Lesezeit: 2 min

Volkswagen treibt mit Milliardeninvestitionen in die Digitalisierung die Umstellung auf Elektromobilität und neue Geschäftsfelder voran. In den kommenden vier Jahren sollen rund vier Milliarden Euro in Digitalisierungsprojekte von Verwaltung und Produktion fließen, wie der Autobauer am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte.

Bezahlt wird die Digitalisierung mit dem Abbau tausender Arbeitsplätzen. Vorstand und Gesamtbetriebsrat schlossen eine Vereinbarung ab, nach der ohne Kündigungen zugleich bis zu 4000 Stellen in der Verwaltung wegfallen und 2000 neue IT-Jobs entstehen sollen. Damit wolle der Autobauer schneller, schlanker und wettbewerbsfähiger werden, sagte der operative VW-Markenchef Ralf Brandstätter. Volkswagen verändere sich zwar mit der Digitalisierung, doch der Arbeitsplatz bleibe sicher, betonte Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Die deutsche Autoindustrie hat sich auf den riskanten Weg hin zur Elektromobilität, digitalen Diensten und neuen Mobilitätskonzepten begeben, obwohl E-Autos weiterhin trotz der seit Jahren angebotenen Subventionen weitgehend verschmäht werden, weil sie zu teuer sind und nicht die Leistungsfähigkeit von Benzinern oder Dieselfahrzeugen erreichen können. Der Umbruch geht mit hohen Investitionen, Sparprogrammen und dem Abbau von Stellen auch bei Daimler oder BMW einher.

Das Programm gilt für die Marke Volkswagen, die Komponenten-Sparte des Konzerns und die Volkswagen Sachsen GmbH. Da Aufgaben durch den verstärkten Einsatz von IT entfielen, sollten bis 2023 Arbeitsplätze beim Ausscheiden von Beschäftigten nicht wieder besetzt werden. Für den gesamten Konzern hatte VW im März den Wegfall von 5.000 bis 7.000 Bürojobs angekündigt. Darin sind einem Sprecher zufolge noch 1.600 Stellen mitgerechnet, die nach einer früheren Vereinbarung bis 2020 abzubauen sind.

Mit den Milliardeninvestitionen sollen Abläufe verbessert und beschleunigt sowie manuelle Tätigkeiten durch IT-Einsatz vereinfacht werden, letztlich auch, um Kosten zu senken. Unter anderem setzt VW dabei auf die SAP-Unternehmenssoftware S/4Hana. In der Produktion will VW durch die Digitalisierung nach dem Pakt bis 2023 die Produktivität um jährlich fünf Prozent steigern. Dadurch solle eine operative Rendite von 6 Prozent erreicht werden.

Digitalisierte Prozesse seien außerdem für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge von der Batteriefertigung über Ladeinfrastruktur bis hin zu Recycling notwendig, ergänzte Komponentenchef Thomas Schmall.

Der Abbau der rund 4.000 Stellen solle "so sozialverträglich wie möglich" umgesetzt werden, kündigte Brandstätter an. Bis Ende des Jahres soll feststehen, um welche Mitarbeiter es geht. Für die Jahrgänge 1962 bis 1964 soll es Angebote zur Altersteilzeit geben. Von den älteren Beschäftigten nutzten seit 2017 schon 9300 die Möglichkeit, früher in Rente zu gehen.

Management und Betriebsrat vereinbarten zudem eine Beschäftigungssicherung bei der VW AG und VW Sachsen bis 2029. Betriebsbedingte Kündigungen sind damit so lange ausgeschlossen. "Das ist ein wichtiges Signal", erklärte Osterloh. "Hier bei Volkswagen muss keiner Angst um seinen Arbeitsplatz haben". Es werde jetzt ermittelt, wie viel Personal mit welchen Kompetenzen gebraucht werde, erklärte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian. Das Budget für Umschulungen werde um 60 Millionen Euro auf rund 160 Millionen Euro erhöht.

 

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