US-Präsident Donald Trump hat die Notenbank (Fed) gut eine Woche vor deren nächster Sitzung erneut scharf kritisiert und zu einer Zinssenkung gedrängt. Die Zinsen seien "viel zu hoch", twitterte er am Dienstag. Trump bezeichnete die geldpolitische Strategie der politisch unabhängigen Währungshüter als "lächerlich" und fügte an: "Sie haben keine Ahnung." Der frühere Immobilien-Tycoon sieht den Euro und andere Währungen gegenüber dem Dollar als unterbewertet an, was den USA zum Nachteil gereiche.
Angesichts der zunehmenden Spannungen in den Handelsstreitigkeiten der USA hatten Fed-Spitzenvertreter zuletzt Bereitschaft signalisiert, die Wirtschaft gegebenenfalls mit einer Zinssenkung zu stärken. Die einflussreiche Fed-Direktorin Lael Brainard sagte dem Netzportal "Yahoo Finance" jüngst, die Währungshüter seien darauf vorbereitet, die Geldpolitik bei Bedarf zur Stützung des Wachstums anzupassen. Auch wenn die Wirtschaft rund laufe, gingen von der Handelspolitik Risiken für die Konjunktur aus. Damit beweisen die Währungshüter praktisch, dass eine Rückkehr zur geldpolitischen Normalität nicht mehr möglich ist und weitere Interventionen folgen dürften.
Der Leitzins liegt derzeit in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Fed hatte ihn 2018 wegen der gut laufenden Wirtschaft mehrfach angehoben. Angesichts des Handelsstreits und der schwächeren Weltwirtschaft fuhren die Währungshüter dieses Jahr auf Sicht und tasteten den Schlüsselsatz nicht an. An den Märkten wird allerdings damit gerechnet, dass sich dies innerhalb des nächsten halben Jahres ändern wird und die Zinsen sinken werden. Für die anstehende Sitzung am 19. Juni gilt eine Senkung jedoch als wenig wahrscheinlich.