Deutschland

Waffen-Deal mit Katar: 28 Millionen Euro gingen an Briefkastenfirma

Im Zusammenhang mit dem milliardenschweren Waffen-Deal zwischen dem deutschen Rüstungsbauer KMW und Katar sollen 28 Millionen Euro an eine Briefkastenfirma geflossen sein.
19.06.2019 17:10
Lesezeit: 1 min

Am 6. August 2012 hatte das Auswärtige Amt einen Rüstungs-Vertrag zwischen dem deutschen Waffenhersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und dem Emirat Katar genehmigt. Der Deal mit der Vertragsnummer GHQ/3/CA/008/12 hatte einen Wert von 1,9 Milliarden Euro und umfasste die Lieferung von 65 Panzern des Typs Leopard 2A7, 24 Panzerhaubitzen, 5 Bergepanzer, 7 Fahrzeuge Fennek und Übungs- Gefechts- und Rauchmunition Kaliber 155.

KMW soll im Verlauf des Deals 28 Millionen Euro an die Briefkastenfirma Kingdom Projects gezahlt haben. Die Firma begründet die Zahlung als “Erfolgshonorar”. Die Schweizer Aargauer Zeitung führt aus: “Der Lieferant KMW, die Scheichs und die deutsche Bundesregierung waren sich alle einig über den Milliardendeal. Warum brauchte es dabei eine nebulöse Drittfirma? Von Kingdom Projects sind weder Umsatz noch die Zahl der Mitarbeiter bekannt. Auf der Internetseite findet sich nur Berater-Kauderwelsch. Als Adresse ist ein Briefkasten angegeben. Wie sollte so ein Partner sicherstellen, dass Mitglieder der Königsfamilie pünktlich Hunderte von Millionen Euro überweisen? KMW klärt diese Rätsel nicht auf.”

KMW geriet auch in den vergangenen Jahren aufgrund undurchsichtiger Waffen-Deals in die Kritik.

Im Jahr 2014 berichtete die SZ, dass KMW im Zusammenhang mit einem Panzer-Deal mit Griechenland zwischen 2000 und 2005 fünf Millionen Euro an eine Beratungsgesellschaft von zwei ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten (Dagmar Luuk und Heinz-Alfred Steiner) gezahlt hatte.

Im Jahr 2014 führte die Münchener Staatsanwaltschaft eine Razzia im Büro von KMW durch, berichtet die Mitteldeutsche Zeitung. KMW erklärte, dass im Zusammenhang mit dem Griechenland-Deal weder Steuern hinterzogen noch Bestechungsgelder gezahlt wurden.

Im Januar 2015 wurde ein ehemaliger Top-Manager von KMW wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung festgenommen. Der Spiegel führt aus: “Der Manager hatte für KMW im November 2001 über die zyprische Briefkastenfirma Oxylos Consultants Ltd. einen Provisionsvertrag mit dem Athener Repräsentanten der Firma geschlossen. Fahnder in München und Athen gehen davon aus, dass ein Teil der von KMW an Oxylos gezahlten 4,7 Millionen Euro von dem KMW-Repräsentanten als Schmiergeld eingesetzt wurde, um den Haubitzen-Auftrag an Land zu ziehen. Allein 950 000 Euro sollen an den damaligen Rüstungsdirektor im Athener Verteidigungsministerium geflossen sein; unter anderem auf dessen Konten bei der Discount Bank&Trust und der Dresdner Bank in Zürich.”

Die SZ berichtet, dass KMW eine Geldbuße von 175.00 Euro zahlen musste, während der verdächtige Top-Manager sich zu elf Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...