Dem auf Rohstoffe spezialisierten Portal Oilprice.com zufolge würde eine Eskalation zwischen den USA und dem Iran zu deutlich höheren Ölpreisen führen. Im optimistischen Szenario, in dem die Straße von Hormus im Verlauf des Iran-Konflikts nur für einige Tage für den kommerziellen Verkehr gesperrt würde, wären die Auswirkungen auf die globale Ölversorgung relativ gering, aber die anfängliche Unsicherheit würde zu einem kurzen Anstieg über 100 US-Dollar pro Barrel führen, schreibt Oilprice.
Der Transport von täglich 20,7 Millionen Barrel über die Straße von Hormus würde bei einer vollständigen Sperrung sehr stark eingeschränkt werden. Abgemildert würde ein Komplettausfall dadurch, dass vier Millionen Barrel pro Tag über eine Pipeline durch Saudi-Arabien an die Export-Anlagen am Roten Meer und über die Abu Dhabi-Pipeline gepumpt werden könnten.
Darüber hinaus hat Saudi-Arabien in einer Reihe von Lagerstätten auf der ganzen Welt, darunter in Rotterdam, Okinawa und China sowie an der US-Golfküste, eine unbekannte Menge Öl gelagert.
Im ersten Monat nach einer Blockade könnten maximal 14,4 Millionen Barrel aus den Reserven der Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) freigesetzt werden und im zweiten Monat rund 12,5 Millionen Barrel.
Auf China und Indien entfällt inzwischen etwa ein Fünftel der globalen strategischen Reserven. Basierend auf einer Studie des in Riad ansässigen King Abdullah Petroleum Studies and Research Centers (KAPSARC) vom April 2018 würden die Ölpreise in einer Welt ohne Ölkapazitäten schnell auf etwa 325 US-Dollar pro Barrel steigen.
Im Rahmen des negativsten Szenarios, bei dem die Ölförder- und Exportinfrastruktur des Persischen Golfs erheblich beschädigt wird und die Straße von Hormus drei Monate lang gesperrt wird, würden die Ölpreise weiter in die Höhe schießen. Ein direkter Militärschlag auf die Ölverarbeitungsanlage Abqaiq von Saudi Aramco könnte dem Weltmarkt für ein Jahr oder länger sieben Millionen Barrel pro Tag entziehen, schreibt Oilprice.
Matthew Simmons, dem Vorsitzenden und Gründer der spezialisierten Energieinvestmentbank Simmons & Company International, zufolge ist ein Ölpreis von 100 US-Dollar pro Barrel ohnehin “zu billig”. Allerdings gebe es ein größeres Problem. “Was mir am meisten Sorgen macht, sind keine hohen Preise, sondern Engpässe, denn dann machen sich die Leute Sorgen”, sagte er dem Magazin Arabian Business. Wenn es zu nachhaltigen Lieferengpässen kommen sollte, könnte der Ölpreis auf bis zu 378 US-Dollar pro Barrel steigen, so Simmons.