Unter der Führung des polnischen Notenbankpräsidenten Adam Glapiński hat die Zentralbank NBP in den Jahren 2018 und 2019 ihre im eigenen Land lagernden Goldvorräte weit mehr als verdoppelt. Wie die polnische Notenbank in einer offiziellen Erklärung mitteilte, erhöhten sich damit die Volumina auf 228,6 Tonnen. „Etwa die Hälfte des polnischen Goldes, über das wir jetzt verfügen, wurde aus dem Ausland wieder nach Polen transferiert“, heißt es.
Die NBP weist darauf hin, dass derzeit generell Zentralbanken Gold, das im Ausland lagert, wieder nach Hause zurückholen. Damit „soll unter anderem das geopolitische Risiko verringert werden,“ steht in der Presseinformation. „Dies könne nämlich dazu führen, dass der Zugang zu diesen Auslandsreserven begrenzt oder unmöglich wird“, mahnt die Bank, ohne konkrete Vorwürfe an jemanden zu erheben.
Vorräte lagerten in der Bank von England
Die Vorräte lagen bisher in den Kammern der Bank von England (BoE). So waren gerade im Juni des laufenden Jahres noch einmal Mitarbeiter der polnischen Notenbank in der britischen Hauptstadt London, um sich mit ihren englischen Kollegen von der BoE auszutauschen und um die Lagerung der verbliebenen Goldvorräte zu überwachen.
Das politische Verhältnis zwischen London und Warschau ist derzeit aufgrund des Brexits angespannt, auch wenn es niemand zugeben will. Denn polnische Bürgerinnen und Bürger, die auf der britischen Insel leben, waren in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren Zielscheibe rassistischer Angriffe durch Briten geworden. Beide Regierungen äußern sich offiziell nicht dazu. Und so gab auch die NBP auf Anfrage der DWN kein zusätzliches Statement.
Dass sich die BoE durchaus stark in politische Auseinandersetzungen einmischt, hat sie schon einmal zum Jahreswechsel 2018/ 2019 gezeigt. Damals weigerten sich die Briten, 14 Tonnen an Venezuela herauszurücken, und intervenierten damit direkt in den politischen Machtkampf um den sozialistischen Staatspräsidenten Nicolas Maduro.
Auch in Deutschland haben die Fachleute in den vergangenen Jahren schon darüber diskutiert, ob es nicht besser sei, das einheimische Gold zurückzuholen. Denn sollte es politische Spannungen geben, könne es sein, dass man die Reserven nicht mehr zurückbekommen, war auch ihre Argumentation.
Auch Bundesbank hat schon Gold zurückgeholt
Die Bundesbank gab letztlich nach und zog Teile davon aus dem Ausland wieder ab. In aktuellen Zahlen vom Ende 2017 liest sich der Gold-Bestand folgendermaßen: Deutschland verfügte zu diesem Zeitpunkt über insgesamt 3374 Tonnen. 37 Prozent der Gesamtmenge liegt noch in New York und 13 Prozent bei der BoE. Die restlichen 50 Prozent lagern in Deutschland.
Auch in Deutschland hatte die Diskussion damals große Emotionen geweckt – ähnlich wie jetzt auch in Polen. „Indem wir unsere verfassungsrechtliche und patriotische Verpflichtung erfüllen, stärken wir nicht nur die Wirtschaft des polnischen Staates, sondern bauen wir zudem eine Reservebestand auf, der die finanzielle Stabilität garantiert“, sagte der polnische NBP-Präsident Adam Glapiński – nicht ohne patriotischem Stolz.