Politik

EU-Finanzminister gegen neue Kapital-Anforderungen für Banken

Die EU-Finanzminister kämpfen gegen eine Verschärfung der Kapitalvorschriften für Banken. Doch der Kampf findet am falschen Schauplatz statt. Die europäischen Banken werden erst sicherer, wenn das Trennbankensystem wieder eingeführt wird.
12.10.2016 00:54
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die EU-Finanzminister haben bei der internationalen Reform des Bankensektors vor einer zu starken Belastung europäischer Institute gewarnt. Die Minister hätten bei ihrem Treffen in Luxemburg die Position bekräftigt, dass die verlangte Aufstockung des Eigenkapitals nicht zu hoch liegen dürfe, sagte EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis am Dienstag. Er präsentierte dort laut EU-Vertretern eine Studie, die durch die Reformpläne eine Erhöhung um bis zu 25 Prozent in Europa vorhersagt.

Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht überarbeitet derzeit die sogenannten Basel-III-Regeln, die bereits eine schrittweise Anhebung der Kapitalanforderungen für Banken weltweit vorsehen. Auch der Bundesverband deutscher Banken warnt davor, dass noch strengere Vorgaben die Finanzierungskapazitäten der Institute weiter einschränken könnten und damit eine Kreditvergabe an die Wirtschaft erschwert wird.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach von einer drohenden Benachteiligung europäischer gegenüber US-Banken durch die Reform. Denn in den Bilanzen der US-Institute spielten Hypotheken anders als in Europa "keine große Rolle". Aus Sicht der Europäer sei der bisherige Reformvorschlag deshalb keine "faire" Gleichbehandlung.

Das Engagement der Finanzminister ist zwar löblich, hat jedoch einen gravierenden Schönheitsfehler. Das Problem der europäischen Banken wird solange bestehen, solange Europa nicht, wie die USA, zum Trennbankensystem zurückkehrt und jenen Banken, die Kundengelder verwalten, Spekulationsgeschäfte untersagt. Das haben die Amerikaner nach der Finanzkrise konsequent gemacht - mit der Folge, dass die US-Banken heute sicherer sind als die europäischen.

Frankreichs Finanzminister Michel Sapin sagte, Frankreich halte eine Aufstockung des Eigenkapitals von jenseits der fünf Prozent für zu weitgehend. Diese Position werde auch von "Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern geteilt".

Dombrovskis verwies darauf, dass die Verhandlungen über die Reform noch liefen. Der Kommissionsvizepräsident zeigte sich zuversichtlich, dass es noch möglich sein werde, "eine ausgewogene Lösung" zu finden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...