Politik

Web of Trust: Firefox und Chrome schmeißen WOT raus

Lesezeit: 2 min
04.11.2016 22:19
Web of Trust hat massiv Nutzer ausspioniert. Mozilla und Google haben reagiert und die Anwendung aus ihrem Programm geworfen.
Web of Trust: Firefox und Chrome schmeißen WOT raus

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Web of Trust: Firefox und Chrome schmeißen WOT raus. Das teilte ein Mozilla-Sprecher Heise Online mit. Google gab wenige Stunden später bekannt, das Spionage add-on ebenfalls entfernt zu haben.

Eigentlich soll die Browser-Erweiterung „Web of Trust“ die Anwender vor Gefahren im Web schützen. Doch nun steht die Software aus Finnland im Verdacht, die Daten von Millionen Anwendern auszuspähen, die dann als „Big Data“-Pakete auf dem Markt angeboten werden.

Die populäre Browser-Erweiterung „Web of Trust“ („WOT“) späht nach einem Bericht des NDR-Fernsehens im großen Stil Nutzerdaten aus und gibt diese offenbar ungefragt an Dritte weiter. WOT ist eine kostenlose Erweiterung („Add-on“) für gängige Browser wie Mozilla Firefox, Google Chrome, Internet Explorer, Safari und Opera, die eigentlich anzeigen soll, ob man einer Webseite vertrauen kann oder nicht. Die Software wurde nach Angaben des finnischen Herstellers allein bis November 2013 über 100 Millionen mal heruntergeladen und installiert.

Nach den Recherchen der NDR-Reporter wurde unter anderem mit Hilfe von „WOT“ ein Datensatz erstellt, der die besuchten Webseiten von drei Millionen Menschen in Deutschland beinhaltet. Die Daten seien angeblich anonymisiert worden. Es habe sich aber schnell herausgestellt, wie leicht die sensiblen Informationen mitunter eben doch einzelnen Internetnutzern zuzuordnen seien.

„WOT“ soll die Integrität von Websites prüfen und besuchte Seiten anhand eines Ampel-Systems im Hinblick auf Sicherheit bewerten. Im Hintergrund übermittelt die Erweiterung nach Darstellung des NDR die Daten zum Surfverhalten des Nutzers an einen Server im Ausland. Dort werde ein Profil erstellt und Datum, Uhrzeit und angesteuerte Webadresse werden gemeinsam mit einer Nutzerkennung abgespeichert. Diese Daten würden dann an Zwischenhändler weitergegeben.

In dem NDR-Bericht meinten Experten, „WOT“ sei nicht die einzige Erweiterung sei, die ungefragt Daten ausspähe. Die Datensammler bedienten sich Dutzender, wenn nicht Hunderter unterschiedlicher Browser-Erweiterungen. „WOT“ weise zwar in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen darauf hin, dass Daten an Dritte übermittelt würden, diese würden aber zuvor anonymisiert, so dass sie keinem einzelnen Anwender zuzuordnen seien.

Das stellen jedoch die Reporter des NDR in Zweifel: Sie konnten demnach in Stichproben anhand des Datensatzes mehr als 50 Nutzer persönlich identifizieren, zum Beispiel über E-Mail-Adressen, Anmeldenamen oder andere Bestandteile der aufgerufenen URLs. Mit Hilfe der Daten ließen sich Reisen einzelner Nutzer nachverfolgen, Rückschlüsse auf Krankheiten, sexuelle Vorlieben und Drogenkonsum schließen. Auch Geschäftsgeheimnisse wie vertrauliche Umsatzzahlen eines Medienhauses und Details zu Ermittlungen eines Polizisten hätten sich rekonstruieren lassen.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar kritisierte im NDR-Interview das Vorgehen des finnischen Software-Anbieters: „Zur Weitergabe von personenbezogenen Daten brauchen Unternehmen grundsätzlich eine Einwilligung der Betroffenen.“ Dazu müsse der Nutzer genau wissen, wozu er zustimmt. Dies sei bei „WOT“ nicht der Fall. „Hier wird ja deutlich gesagt, es handelt es sich nicht um personenbezogene Daten, was nicht stimmt“, sagte Caspar. „Die Bezeichnung 'anonymisiert' ist hier nicht richtig.“ Eine massive Auswertung der Daten sei daher nach deutschem Recht „nicht zulässig“.

 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mineralreiche Staaten werden sich ihrer Marktmacht bewusst – doch ein Kartell ist weiterhin keine Option
21.09.2023

Wenn auch das Zeitalter der fossilen Energieträger bei weitem noch nicht abgelaufen ist, so nimmt die Bedeutung von Alternativen in...

DWN
Politik
Politik Ende der Geduld: Polen stoppt Waffenlieferungen an Ukraine
21.09.2023

Polen will die Ukraine nicht mehr mit Waffen versorgen und sich stattdessen auf die eigene Aufrüstung konzentrieren. Ist damit der Weg...

DWN
Finanzen
Finanzen Yuan überholt Dollar in Chinas Außenhandel
21.09.2023

Der Yuan baut seinen Vorsprung auf den Dollar in Chinas Außenhandel aus – Symptom strategischer Verschiebungen im globalen Handels- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation gebannt? Schweiz lässt Zinsen unverändert
21.09.2023

Die Schweiz hat überraschend auf eine Zinserhöhung verzichtet, auch weil die Inflation zuletzt niedrig war. Weitere Anhebungen könnten...

DWN
Politik
Politik Steuereinnahmen steigen deutlich, aber Geld ist schon verplant
21.09.2023

Die Steuereinahmen von Bund und Ländern lagen im August knapp 9 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Doch dies ist in der Haushaltsplanung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Additive Fertigung: Wo Deutschland an der Spitze steht
20.09.2023

In einer Zeit, in der Deutschland auf fast allen Feldern zurückzufallen scheint, meldet das Europäische Patentamt (EPA) Hoffnungsvolles:...

DWN
Politik
Politik Steigende Preise bei Munition belasten NATO-Staaten
20.09.2023

Die höheren Militärausgaben bringen nicht automatisch mehr Ausrüstung und Munition, warnt ein hochrangiger NATO-Beamter. Denn die Preise...