An den Währungsmärkten finden derzeit weitreichende Entwicklungen statt. Die chinesische Zentralbank hat den Binnenkurs der Landeswährung Yuan am Freitag den elften Tag in Folge abgewertet. Der Kurs lag damit so tief wie in den vergangenen acht Jahren nicht mehr. Den Mittelpunkt der 4-prozentigen Schwankungsbreite legte sie bei 6.8796 Yuan je Dollar fest, wie die Financial Times berichtet. Der Außenkurs des Yuan – welcher frei gehandelt werden kann – fiel am Freitag auf einen Kurs von 6,9102 Yuan je Dollar und damit so tief wie noch nie seit seiner Einführung im Jahr 2010.
Der Kurs des Binnen-Yuan hat seit Jahresbeginn fast 6 Prozent zum Dollar verloren. Gegenüber dem August des vergangenen Jahres beträgt das Minus etwa 10 Prozent. Die seit Monaten anhaltenden Kapitalabflüsse aus dem Yuan-Raum könnten durch den Abwertungstrend zementiert werden. „Es könnte sein, dass weitere Abwertungen gegen einen starken Dollar die Kapitalabflüsse wieder verstärkt. Die Zentralbank könnte intervenieren, um den Yuan gegen den Dollar zu stabilisieren, aber sie müsste eine neue handelsgewichtete Aufwertung in Kauf nehmen – einen Preis, den sie bisher nur zögerlich zahlen wollte“, sagt der Finanzmarktexperte Ambrose Evans Pritchard.
Von dem schwächeren Yuan profitieren vor allem chinesische Exporteure, welche durch die als protektionistisch geltenden wirtschaftspolitischen Pläne Donald Trumps unter Druck geraten waren. Die günstigen Preise kurbeln die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Unternehmen wieder an. Die Überkapazitäten in vielen Branchen des Landes werden quasi exportiert. Das zeigt sich nicht nur in der Stahlbranche, sondern auch in der Schifffahrt, der Solar-Branche oder der Plastikherstellung. Die US-amerikanische Industrie, welche ohnehin unter starkem Lohndruck steht, könnte hingegen infolge des starken Dollar auf den Weltmärkten noch stärker unter Druck geraten.
Der Kurs des Dollar steigt seit dem Wahlsieg Trumps gegenüber wichtigen Handelswährungen. Seit der Präsidentenwahl wetten viele Anleger darauf, dass die US-Wirtschaft unter Trump stärker wächst und die Zinsen steigen. Grund dafür ist die Erwartung, dass die Regierung Steuern senken und Ausgaben erhöhen wird. „Die USA haben die Globalisierung angeführt“, sagte Masayuki Kichikawa, Chefstratege beim Finanzhaus Sumitomi Mitsui. Aber jetzt hätten die Wähler verlangt, dass die Talfahrt ihrer Löhne mit einer protektionistischen Handelspolitik gestoppt werde. „Das ist eine sehr, sehr großer Trendwende.“ Zuletzt deuteten auch starke Konjunkturdaten auf Zinserhöhungen hin, die nach Andeutungen von US-Notenbankchefin Janet Yellen im Dezember kommen könnten. Eine Erhöhung der Leitzinsen führt dazu, dass Investoren ihre Gelder wegen der höheren Rendite vermehrt im Dollarraum anlegen.
Am Freitag fiel der Kurs des Euro erstmals seit Dezember 2015 unter die Marke von 1,06 US-Dollar. Im Tief wurden 1,0582 Dollar erreicht. Hintergrund der Euro-Schwäche ist der zu vielen Währungen starke Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0717 Dollar festgesetzt. Besonders deutlich wird die Stärke der US-amerikanischen Währung auch am Verlauf des Dollar-Index, der die US-Währung ins Verhältnis zu wichtigen Devisen setzt. Dieser Index liegt aktuell auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 2003. Auch die Landeswährungen von Schwellenländern wie Mexiko, Südafrika oder der Türkei verlieren seit Tagen gegenüber dem Dollar an Wert.
Der Euro kann dem Dollar laut UBS -Verwaltungsratschef Axel Weber den Rang als Weltleitwährung auf absehbare Zeit nicht streitig machen. Die Bedeutung der europäischen Gemeinschaftswährung gehe international derzeit eher zurück, sagte der frühere Bundesbankchef am Freitag in Berlin. Der Euro sei jedoch nicht mehr in einer Position, auf die amerikanischen Währung aufschließen zu können. Gemeinsam mit dem Yen und dem chinesischen Renminbi sehe er sich international in Zukunft vielmehr einer wachsenden Vormachtstellung des Dollar gegenüber und müsse sich in einer Art „zweiter Liga der Währungen“ dahinter positionieren.
Die europäische Gemeinschaftswährung habe ohnehin ihre Krise noch nicht überwunden. „Der Euro ist nur etwas aus den Nachrichten verschwunden. Aber es wird nicht dabei bleiben“, prophezeite Weber, der 2011 nach Differenzen über den geldpolitischen Kurs der EZB als Bundesbankchef zurückgetreten war. „Die Kosten, den Euro stabil zu halten, werden uns noch eine Weile begleiten.“