Die Börse Frankfurt verzeichnete am Mittwoch Verluste – ein Durchbruch ist dem Dax verwehrt geblieben, berichtet die dpa. Während die Wall Street am Vorabend neue Rekordstände verbuchte, büßte der deutsche Leitindex am Nachmittag 0,65 Prozent auf 10 643,81 Punkte ein. Der entscheidende Schritt zu neuen Höhen, den Börsianer erst bei 10 800 Punkten sehen, ist damit wieder weiter in die Ferne gerückt. Die psychologisch wichtige Hürde hat sich seit August mehrfach als zu hoch erwiesen.
Experten wie Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar sehen Anleger derzeit eher auf den US-Markt als auf europäische Aktien setzen. Während der New Yorker Leitindex Dow Jones am Vorabend erstmals die Marke von 19 000 Punkten knackte, ist der Dax weit von seinem Rekordstand bei knapp 12 400 Zählern entfernt. Sorgen um die Außenhandelspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump und die politische Zukunft in Italien bremsen derzeit hierzulande die Risikobereitschaft der Anleger.
Folglich war das Bild bei den hiesigen Indexkollegen ähnlich negativ wie beim Dax. Der EuroStoxx 50 als Kursbarometer der Eurozone verlor zuletzt 0,61 Prozent auf 3025,81 Zähler, während der TecDax als Heimat der Technologiewerte sogar 1,13 Prozent auf 1720,52 Punkte einbüßte. Angetrieben von freundlichen Immobilienwerten schlugen sich die mittelgroßen Werte im MDax etwas besser. Für ihn ging es zuletzt nur knapp um 0,09 Prozent auf 20 694,23 Punkte nach unten.
Im Handelsverlauf veröffentlichte Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA konnten dem Markt am Mittwoch nicht ihren Stempel aufdrücken. Am Abend wird nach Handelsschluss an der Frankfurter Börse noch auf die Mitschrift der jüngsten Fed-Sitzung geblickt. Gleichwohl eine Zinserhöhung im Dezember am Markt als sicher gilt, dürften Anleger dabei wie üblich auf mögliche Hinweise zur zukünftigen Geldpolitik achten.
Mit Infineon stand zur Wochenmitte ein Nachzügler der Berichtssaison im Fokus. Nach schwankendem Auftakt etablierten sich die Papiere bis zuletzt mit rund 0,8 Prozent im Plus. Obwohl das Gesamtbild der Zahlen als durchwachsen angesehen wurde, fanden die Aktionäre zunehmend Gefallen am längerfristigen Ausblick des Chipherstellers.
Freundlich zeigten sich auch die Aktien von Volkswagen, die entgegen einer schwachen Branchentendenz um gut 1,3 Prozent stiegen. Goldman Sachs rät bei den Papieren des Autobauers nunmehr zum Kauf. Während Analyst Stefan Burgstaller sektorweit mit Gegenwind rechnet, hält er die Wolfsburger mittlerweile für gut gewappnet. Daimler und BMW hingegen gehörten mit nahezu 2 Prozent zu den Dax-Verlierern.
Gefragt waren außerdem Stahlwerte, was am Markt mit fortgesetzter Hoffnung auf bessere Zeiten im Sektor begründet wurde. Thyssenkrupp knüpften mit plus 0,8 Prozent an ihre deutlichen Vortagsgewinne an. Zwischen Immobilien- und Finanzwerten setzte sich die zuletzt schon häufiger beobachtete Sektorrotation fort: Während Vonovia dieses Mal im Dax um 0,6 Prozent kletterten, büßten Commerzbank-Papiere mehr als 2 Prozent ein.
Lufthansa-Aktionäre mussten sich am Mittwoch einmal mehr mit Streiks auseinandersetzen. Eine von den Piloten angekündigte Ausdehnung des Ausstands auf Donnerstag versetzte sie aber nicht mehr in große Aufregung. Mit einem Anstieg um fast 1 Prozent machten die Papiere der Fluggesellschaft einen Großteil ihrer Verluste vom Vortag wieder wett, obwohl am Mittwoch jeder zweite Lufthansa-Flug ausfällt. Händler sahen die Aktien weiterhin im Aufwärtstrend, nachdem sie seit Wochen von der Hoffnung profitierten, dass es die Fluggesellschaft in die Erfolgsspur zurückschafft.