Finanzen

EZB warnt überraschend deutlich vor dem Crash

Lesezeit: 1 min
25.11.2016 00:23
Die Europäische Zentralbank warnt überraschend deutlich vor schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten. Die Verwundbarkeit europäischer Banken sei hoch.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Zentralbank hat in überraschend deutlichen Worten vor schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten gewarnt. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Financial Stability Review liefert sie eine ungeschminkte Zustandsbeschreibung der gegenwärtigen Situation. Demnach habe sich das Risiko einer „abrupten“ Korrektur an den Anlagemärkten „intensiviert“. Grund dafür sei eine gestiegene politische Unsicherheit, welche Banken, die Finanzstabilität und das Wirtschaftswachstum bedrohe.

„Mehr Volatilität in naher Zukunft ist wahrscheinlich und das Potential eines abrupten Abschwungs bleibt signifikant aufgrund der erhöhten geopolitischen Unsicherheit weltweit und den unterschwelligen Marktverwerfungen in den Schwellenländern.“ Diese Faktoren könnten zusammen mit zahlreichen wichtigen Wahlen – wie dem Verfassungs-Referendum in Italien Anfang Dezember, den Parlamentswahlen in Frankreich und den Niederlanden im Frühjahr 2017 und der Bundestagswahl im Herbst 2017 – „eine weltweite Risikoaversion entzünden und einen großen Vertrauensverlust auslösen.“ Diese Unsicherheiten könnten sich negativ für Staaten oder Banken auswirken, die unter hohen Schuldenständen leiden.

Mit Sorge blickt die Notenbank insbesondere nach Italien. Dort könnten politische Unsicherheiten nach dem Ausgang des Verfassungsreferendums Turbulenzen an den Börsen auslösen. „Abhängig vom Ausmaß eines Schocks haben wir dann zu erwägen, ob wir etwas tun müssen oder nicht“, sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio am Donnerstag in Frankfurt bei der Vorlage des Berichts. Es gebe am Markt allerdings keine Sorge, dass die Euro-Zone auseinanderfalle. Die Italiener stimmen am 4. Dezember über Verfassungsänderungen ab. Ministerpräsident Matteo Renzi hat sein politisches Schicksal an den Ausgang der Wahl geknüpft.

Auch die Aussichten für den Welthandel seien ungewiss. Sollten die USA protektionistische Schritte in der Wirtschaftspolitik einleiten, könne das entsprechende Reaktionen in anderen Ländern auslösen. Ein ohnehin bereits schwacher Welthandel würde weiter gebremst – mit negativen Folgen für die Währungsgemeinschaft. „Dieses Risiko ist zuletzt gestiegen“, sagte  Constancio.

Die Situation im europäischen Bankensystem ist aus Sicht der EZB höchst angespannt. Wie die Zentralbank bekanntgab, bleibt die Verwundbarkeit der Banken der Eurozone signifikant hoch. „Die Gewinn-Aussichten bleiben in der Eurozone in einem schwächelnden wirtschaftlichen Gesamtumfeld schlecht.“ Ein Lichtblick sei, dass der nächste US-Präsident Donald Trump die Regulierung der Banken zurückdrehen wolle und so neue Wachstumsaussichten schaffe. Sie merkte jedoch auch an, dass der Sieg Trumps zu jenen Faktoren gehöre, welche neue Unsicherheiten an den Finanzmärkten auslösen könnten. „Die Implikationen zur Finanzstabilität in der Eurozone, die sich aus Spekulationen zur neuen amerikanischen Wirtschaftspolitik ergeben, sind zu diesem Zeitpunkt hochgradig ungewiss.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...