Politik

Fidel Castro: Kubas Revolutionsführer ist tot

Lesezeit: 3 min
26.11.2016 12:24
Kubas früherer Präsident Castro ist tot.
Fidel Castro: Kubas Revolutionsführer ist tot

Fidel Castro ist am Freitag im Alter von 90 Jahren gestorben. Das teilte sein Bruder und Amtsnachfolger Raul am Samstag mit. Fidel Castro war in den vergangenen Jahren gesundheitlich angeschlagen. 2006 wäre er an einem Darmleiden beinahe gestorben. Wegen dieser Probleme gab er das Präsidentenamt - zunächst vorläufig, 2008 dann endgültig - an seinen jüngeren Bruder Raul ab, der selbst mittlerweile 85 Jahre alt ist.

Fidel Castro regierte Kuba 49 Jahre lang. 1959 stürzte er eine pro-amerikanische Regierung und installierte unter dem Einfluss der damaligen Sowjetunion eine kommunistische Führung. Anschließend wurde er eine zentrale Figur im Kalten Krieg. Eine vom US-Geheimdienst CIA unterstützte Invasion von Exil-Kubanern 1961 in der Schweinebucht wehrte er ebenso ab wie zahlreiche Versuche, ihn zu ermorden. 1962 trug Fidel Castros Bündnis mit der Sowjetunion zur Kuba-Krise bei, während der die USA und die Sowjetunion am Rande eines Atomkriegs standen.

Für viele Linke in der ganzen Welt war der bärtige Revolutionsführer ein Symbol des Widerstandes gegen die USA. Vor allem sozialistische Revolutionäre in Lateinamerika und Afrika verehrten ihn als großes Vorbild. In den vergangenen Jahren hatte Fidel Castro nur noch wenige öffentliche Auftritte. Vereinzelt traf er sich noch mit ausländischen Staats- und Regierungschefs. Ansonsten lebte er zurückgezogen und nahm nur noch durch seine Zeitungsbeiträge zum Weltgeschehen an öffentlichen Debatten teil.

Sein Bruder Raul brachte Änderungen in Kuba. Er beschloss Reformen mit marktwirtschaftlichen Elementen und vereinbarte mit den USA eine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen nach jahrzehntelanger Feindschaft. Im März empfing Raul Castro US-Präsident Barack Obama zu einem historischen Treffen in Kuba.

Die dpa-Korrespondeten Denis Düttmann und Isaac Risco berichten zu den Reaktionen in Kuba:

Die Nachricht erreicht die Kubaner am späten Abend. Präsident Raúl Castro erscheint im Staatsfernsehen, in olivgrüner Uniform an einem schlichten Schreibtisch. Mit gefasster Stimme gibt er den Tod seines großen Bruders bekannt.

«Liebes kubanisches Volk. Mit tiefer Trauer informiere ich unser Volk und unsere Freunde in Amerika und aller Welt, dass heute - am 25. November 2016 - um 22:29 Uhr am Abend der Kommandeur der kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz, gestorben ist», sagt der kubanische Präsident am Freitagabend.

«Auf seinen Wunsch wird seine Leiche verbrannt. Am Samstag wird das Organisationskomitee für seine Beerdigung das Volk über die Veranstaltung zu Ehren des Gründers der kubanischen Revolution informieren. Immer bis zum Sieg.»

Die meisten Kubaner können sich ein Leben ohne den «Máximo Líder» gar nicht vorstellen. «Alle Kubaner weinen heute Nacht», sagt die 42-jährige Marbelys einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Samstag in der Hauptstadt Havanna.

Seit dem Sieg der Revolution 1959 hat Castro die Geschicke der Karibikinsel gelenkt. In seiner Amtszeit trotzte er zehn US-Präsidenten. Angeblich überlebte er mehr als 600 Mordanschläge. Ihn umgab die Aura eines Unsterblichen.

Andererseits sind die Kubaner eigentlich seit zehn Jahren auf diesen Tag vorbereitet. Bereits im Juli 2006 musste Fidel Castro nach einer schweren Darmerkrankung die Macht an seinen jüngeren Bruder Raúl abgeben. Bereits damals sei er am Rande des Todes gewesen, räumte er später ein.

«Ich werde 100 Jahre weinen», sagt Digna Maritza in Havanna. «Fidel hat uns Armen alles gegeben.» Junge Leute kommen aus den Clubs und Bars - ungläubige Gesichter. In einer Cafeteria warten die Leute auf weitere Nachrichten.

In Little Havanna in Miami hingegen feiern die Exil-Kubaner den Tod des ihnen verhassten Revolutionsführers. Sie schwenken kubanische Flaggen, skandieren «Er ist gestorben, er ist gestorben» und fahren in hupenden Autokorsos durch die Straßen, wie auf einem Video der US-Zeitung «Miami Herald» zu sehen ist.

Auch in Havanna gibt es einige Leute, die sich über den Tod des Revolutionsführers freuen. «Gut, dass er tot ist. Jetzt fehlt nur noch der Bruder», sagt Jorge Gonzalez. Der 22-Jährige sagt, er müsse sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. «Was wir brauchen, sind Jobs.»

Die internationale Linke hingegen hat eine Ikone verloren. Venezuelas sozialistischer Regierungschef Nicolás Maduro schreibt auf Twitter: «Fidel hat sich auf den Weg in die Unsterblichkeit jener gemacht, die ihr ganzen Leben kämpfen. Immer bis zum Sieg.»

Ecuadors Staatschef Rafael Correa sagt: «Ein Großer ist von uns gegangen. Fidel ist gestorben. Es lebe Kuba. Es lebe Lateinamerika.» Der salvadorianische Präsident und ehemalige Guerilla-Kommandeur Salvador Sánchez Cerén schreibt: «Fidel wird für immer im Herzen der solidarischen Völker leben, die wir für Gerechtigkeit, Würde und Brüderlichkeit kämpfen.»

Die Exil-Kubaner nahmen die Nachricht laut dpa mit ganz anderen Gefühlen auf:

Hunderte Exil-Kubaner haben in der Nacht zum Samstag im Stadtteil Little Havanna in Miami (US-Bundesstaat Florida) den Tod von Fidel Castro gefeiert. Kubanische Fahnen schwenkend zogen sie in hupenden Autos und zu Fuß mit Kleinkindern auf dem Arm eine Straße entlang, an der sich zahlreiche kubanische Lokale befinden. «Ich wünschte, mein Vater wäre noch hier, um dies zu erleben», sagte weinend der 27 Jahre alte Abraham Quintero der Zeitung «Miami Herald». Der kubanische Revolutionsführer und Ex-Präsident Castro war am Freitagabend im Alter von 90 Jahren gestorben.

«Fidel, Tyrann, nimm deinen Bruder mit!», skandierten die Demonstranten vor der Cafeteria Versailles, einem traditionellen Treffpunkt von Exil-Kubanern in Miami. Der in Kuba geborene Bürgermeister von Miami, Tomás Regalado, erklärte vor dem Restaurant, er habe einen verstärkten Polizeieinsatz angeordnet, um einen friedlichen Verlauf der Kundgebungen sicherzustellen.

Die republikanische Abgeordnete Ileana Ros-Lehtinen, die als Achtjährige ihre Heimat Kuba verließ, erklärte, der Tod Fidel Castros sei keine Freude, aber doch eine neue Gelegenheit für den kubanischen Staatschef Raúl Castro, sich den neuen Zeiten anzupassen.

«Wir feiern nicht den Tod eines Mannes, sondern den Tod einer Ideologie», sagte Carlos López (40), der seine 12-jährige Tochter mitgenommen hatte, damit sie später ihren Enkelkindern von dem historischen Ereignis erzählen könne. Im US-Bundesstaat Florida leben rund 1,4 Millionen Kubaner.

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