Die bei der Deutschen Bahn vereinbarte Wahlmöglichkeit zwischen einer Lohnerhöhung und mehr Freizeit ist nach Aussage des Tarifexperten Reinhard Bispinck ein Novum in Deutschland. „Das ist in der Tat neu“, sagte der Leiter des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf am Dienstag zu der Tarifregelung für rund 150.000 Bahn-Beschäftigte.
Die Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatten am Montag in ihr Tarifwerk ein Wahlmodell für Arbeitnehmer aufgenommen. Demnach kann sich jeder aussuchen, ob er 2,6 Prozent mehr Geld oder sechs Tage zusätzlichen Urlaub bekommt oder die Wochenarbeitszeit um eine auf 38 Stunden verringert wird.
„Es gab bislang schon flexible Regelungen zur Arbeitszeitverkürzung etwa mit Arbeitszeitkonten, aber noch nicht die Möglichkeit, eine Lohnerhöhung in Freizeit umzuwandeln“, sagte Bispinck der Deutschen Presse-Agentur. Bei der Bahn sei das „eine überzeugende Variante“, denn in einer Befragung hätten sich die EVG-Mitglieder zu ähnlich großen Teilen für mehr Geld, mehr Freizeit oder von beidem etwas ausgesprochen. Das Wahlmodell sei auch für anderen Branchen interessant, aber „nicht unbedingt“ ein Vorbild. Das hänge davon ab, welche Ziele eine Gewerkschaft in einer Tarifrunde verfolge.