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Banken kündigen neue Welle von Gebühren für Kunden an

Lesezeit: 3 min
06.04.2017 16:16
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Die deutschen Banken gehen in die Offensive und verkünden, dass sie ihren Kunden wieder mehr Geld für Standarddienste berechnen werden. Hauptgrund seien die Niedrigzinsen, die das Geschäft belasten, wie Vertreter der Finanzbranche am Donnerstag auf dem Bankentag in Berlin sagten. Die hohen Kosten der strengeren Regulierung führten zusätzlich zu Druck auf dem Kessel. „Die Zeiten einer Kostenlos-Kultur sind da wahrscheinlich schon vorbei“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Privatbankenverbands BdB, Michael Kemmer, in Anspielung auf Girokonten und Überweisungen, die hierzulande in vielen Fällen bislang nichts kosteten. Nun gehen immer mehr Häuser dazu über, Gebühren wieder einzuführen, neuerdings auch für das Geldabheben am Automaten.

In den vergangenen Tagen hatten verschiedene Zeitungen die Sparkassen ins Visier genommen, weil diese dazu übergegangen sind, Gebühren für das Abheben am Geldautomaten zu verlangen. Die Sparkassen schreiben dazu:

1. Die deutschen Sparkassen bieten ihren Kunden unterschiedliche Kontomodelle an. Dabei haben einige Institute neben Konten mit einem monatlichen Pauschalpreis, bei denen keinerlei Kosten für die einzelnen Buchungen auf dem Konto entstehen, Angebote mit einem niedrigeren Grundpreis, bei denen auch einzelne Buchungsposten bepreist werden. Hiervon können auch Buchungen, die nach Verfügungen an Geldautomaten von Sparkassen entstehen, betroffen seien.

2. Das Angebot unterschiedlicher Kontomodelle bezweckt, dass die Kunden gemäß ihren Nutzungsgewohnheiten die für sie günstigste Variante wählen können. Dabei wird bei vielen Sparkassen auch bei der Wahl eines Kontomodells mit Buchungsentgelten eine bestimmte Anzahl von Buchungen nicht berechnet. Hierzu zählen selbstverständlich auch Buchungen nach Geldautomatenverfügungen.

3. Dem DSGV sind keine Fälle bekannt, in denen allein für die Nutzung des Geldautomaten durch Sparkassenkunden von Sparkassen Entgelte erhoben werden.

4. Im Ergebnis ist die Verfügung an den rund 25.000 Geldautomaten der Sparkassen-Finanzgruppe für Sparkassenkunden weiterhin kostenfrei, wenn diese ein entsprechendes Kontomodell gewählt haben oder sich im Rahmen der von ihrer Sparkasse gesetzten Freimenge von Geldautomatenverfügungen bewegen.

Tatsächlich ist bei allen Banken offenbar nun das große Abkassieren beim Kunden angesagt: Dass die niedrigen Zinsen nur ein vorgeschobener Grund sind, lässt Kemmer ganz unverhohlen erkennen. Er sagt, dass dieser Trend auch mit einem – noch nicht absehbaren – Ende der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank weitergehen wird: „Ich glaube, dass das dauerhaft sein wird bei allen Banken.“

Früher hätten es sich die Banken dank sprudelnder Zinsüberschüsse leisten können, bestimmte Dienstleistungen querzusubventionieren. „Diese Zeiten sind nun bedauerlicherweise vorbei“, sagte Kemmer. „Jedes Institut muss jetzt schon ein bisschen genauer gucken: 'Wie kann ich die Kosten decken, die anfallen?'.“

Bundesbankpräsident Jens Weidmann appellierte an die Banken, die Digitalisierung zu nutzen, um Kosten zu senken. „Denn sie erlaubt es, Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten.“ Hier will auch die Commerzbank deutlich zulegen. Im vergangenen Jahr seien rund 30 Prozent aller internen Prozesse voll automatisiert gewesen, sagte Konzernchef Martin Zielke. Dies sei im Vergleich mit anderen Banken weitgehend in Ordnung, aber „ein unfassbar schlechter Wert“ im Vergleich mit anderen Branchen. „Wir haben gesagt, wir wollen auf 80 Prozent kommen innerhalb von vier Jahren.“ Zielke räumte ein, dass dadurch Jobs wegfallen. Die Commerzbank hatte Ende September angekündigt, bis 2020 rund 9.600 Stellen abzubauen. Die Gespräche mit den Arbeitnehmern laufen gerade an.

Der Aufsichtsratschef des Vermögensverwalters Blackrock-Deutschland, Friedrich Merz, sieht etwa bei innovativen Produkten und Zahlungssystemen einen klaren Vorsprung der US-Finanzbranche. „Wir sind hier in Europa einfach zu langsam.“

Merz war jahrelang eine der Nachwuchshoffnungen der CDU, überwarf sich dann mit der Parteivorsitzenden Merkel und ist heute der führende Kopf bei einem der mächtigsten Unternehmen der Finanzbranche.

Die schwache Ertragslage deutscher Häuser insgesamt führen Fachleute darauf zurück, dass es hierzulande zu viele Banken gibt. Das sieht auch Commerzbank-Chef Zielke so. „Hier wird es Konsolidierung geben müssen.“ Falls es zu Zusammenschlüssen kommt, dürften sie nach seiner Einschätzung aber nur innerhalb der drei Säulen – Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken – passieren. Die genossenschaftliche DZ Bank hatte es unlängst vorgemacht und das Schwesterinstitut WGZ angedockt. Nach der Bilanzsumme ist die neue DZ Bank nun die zweitgrößte Bank in Deutschland hinter der Deutschen Bank – und hat die Commerzbank abgelöst.

Die Commerzbank musste in der Finanzkrise vom Steuerzahler gerettet werden und hat Schwierigkeiten, wieder in die Spur zu finden.

Laut Finanzkreisen hatte die Deutsche Bank im vergangenen Sommer kurz mit der Commerzbank geflirtet und ausgelotet, ob beide Institute zusammenpassen würden. Damals waren sich aber alle Beteiligten einig, dass jeder erst seine eigenen Hausaufgaben machen muss, wie Reuters berichtete. Deutsche-Bank-Chef John Cryan bekräftigte diese Linie nun und betonte, Fusionen seien derzeit kein Thema, auch nicht im europäischen Rahmen. „Die Deutsche Bank denkt nicht darüber nach.“ Es gebe viele andere Dinge, die sein Haus abarbeiten müsse. So läuft derzeit – als Begleitung zur neuen Strategie – eine acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung, mit der die Deutsche Bank wieder in die Offensive kommen will. Zum Ergebnis hielt sich Cryan noch bedeckt. „Wir sind zufrieden damit“, sagte er Reuters lediglich. Die Zeichnungsfrist endete am Donnerstag.

Cryan plädierte auch für einheitliche Kapitalmarktregeln in Europa als Gegengewicht zur Konkurrenz in den USA. Auch BdB-Präsident Hans-Walter Peters warnte vor nationalen Alleingängen – etwa als Konsequenz aus dem Brexit. „Für uns ist wichtig, dass wir weiter international abgestimmte Regulierung betreiben.“ Die EU-Kommission, Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und die Chefin der EU-Abwicklungsbehörde SRB Elke König betrachten die Banken in Europa generell zwar als erheblich sicherer als noch vor wenigen Jahren, Einigkeit herrschte aber auch darüber, dass in etlichen Mitgliedsländern noch weiter Handlungsbedarf bestehe, um den Finanzsektor zu stärken.


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