Politik

Türkei: Investoren erwarten Erholung der Lira bei Erdogan-Sieg

Türkei: Investoren erwarten Erholung der Lira bei Erdogan-Sieg. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich).
16.04.2017 03:02
Lesezeit: 2 min

Timothy Ash von BlueBay Asset Management sagte der Nachrichtenagentur Anadolu, dass sich die Türkische Lira erholen werden, falls am Sonntag das Referendum Erfolg hat. In solch einem Fall würde die türkischen Notenbank dazu übergehen, den Leitzins zu senken. "Die Inflationrate dürfte bis zum Jahresende zwischen acht und neun Prozent liegen. Ich erwarte, dass sich nach dem Referendum die politischen Risiken auf ein moderates Level einpendeln werden. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass beim Referendum die Ja-Stimmen überwiegen ist hoch. Wenn dies geschieht, wird dies auf dem Kapitalmarkt zu einer Erholung führen", so Ash.

Doch andere Analysten sind nicht so optimistisch wie der Brite Timothy Ash. Der Trader von der Mizuho Bank, Makatsu Fukaya, sagte dem türkischsprachigen Dienst von Bloomberg: "Der Rubel steht aufgrund der Sorgen um die russisch-amerikanischen Beziehungen unter Druck. Der Ausverkauf der Türkischen Lira geht angesichts der Syrien-Krise und der damit verbundenen geopolitischen Risiken weiter".

Allerdings sehen Beobachter wie Roger Boyle die Notwendigkeit, dass die Türkei künftig eine starke Rolle im Nahen Osten spielt - und wünschen sich deshalb einen Sieg Erdogans. 

Am Montag kostete ein Dollar 3,7535 Türkische Lira. Bis zum Mittwochnachmittag konnte die Türkische Lira zum Dollar etwas an Wert gewinnen. Um 15 Uhr kostete ein Dollar 3,6770 Türkische Lira. "Wir können erkennen, dass der Dollar aufgrund der Drohungen des US-Präsidenten Trump gegen Nordkorea etwas an Wert verloren hat. Insbesondere im Verhältnis Dollar zur Türkischen Lira hat der Dollar an Wert verloren", sagte die türkische Forex-Analystin Özgecan Özdemir der Zeitung Dünya Gazetesi.

Der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci ist der Ansicht, dass es einen Tag nach dem Referendum, also am 17. April, zu einer wirtschaftlichen Erholung in der Türkei kommen werde. Der türkische Sender NTV zitiert den Minister: "In den kommenden zwei Wochen werden wir eine hohe Nachfrage nach türkischen Staatsanleihen und Aktien an der Borsa Istanbul sehen. Wir erwarten zudem, dass die Türkische Lira gegenüber den Fremdwährungen an Wert gewinnen wird."

Die Zeitung Vatan berichtet: "Der Wertverlust hatte vor dem US-Angriff auf Syrien und inbesondere aufgrund der Entwicklungen in Südafrika begonnen. Präsident Zuma hatte seinen Finanzminister Gordhan seines Amtes enthoben. Darufhin hatten die Ratingagenturen S&P und Fitch die Kreditwürdigkeit Südafrikas herabgestuft. Moody’s verkündete, dass die Entwicklungen in Südafrika beobachtet werden. Diese Entwicklungen führten zu einem Wertverlust des Rand gegenüber dem Dollar. Da die Türkische Lira ein ,Gefährte' des Rand ist, wurde auch sie negativ beeinflusst und verlor an Wert."

Es gebe angesichts des Referendums vier Szenarien.

Sollten die Ja-Stimmen bei mindestens 60 Prozent liegen, würde es ein bis zwei Tage lang eine positive Atmosphäre geben. Die Türkische Lira würde an Wert gewinnen. Bei 3,60 Türkischer Lira pro Dollar würden die Händler anfangen, die türkische Währung zu kaufen. Doch wenn die türkische Regierung darauf beharren sollte, weitere Referenden zum EU-Beitrittsprozess des Landes oder zur Todesstrafe durchzuführen, könnte diese positive Atmosphäre schnell vorüber ziehen. Innerhalb dieses Szenarios würde die Regierung auch die Parlamentswahlen vorziehen.

Wenn die Ja-Stimmen bei etwa 51 Prozent liegen würden, wäre eine positive Atmosphäre auf dem Kapitalmarkt nach spätestens zwei Tagen vorüber. Eine Umgestaltung des Regierungskabinetts wäre sehr wahrscheinlich, wobei vorgezogene Parlamentswahlen unwahrscheinlich wären. Aufgrund der Ungewissheit bezüglich des neuen Kabinetts würde sich ein volatiles Umfeld ergeben.

Wenn die Nein-Stimmen bei etwa 51 Prozent liegen würden, könnte eine Ungewissheit bezüglich der Zukunft des Landes eintreten. Ein Dollar könnte dann bis zu 3,7950 Türkische Lira kosten. Innerhalb dieses Szenarios gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit für Neuwahlen, was zu einem volatilen Umfeld führen würde.

Sollten die Nein-Stimmen bei mindestens 60 Prozent liegen, wären die ersten Statements des türkischen Präsidenten wichtig. Seine Interpretationen des Wahlausgangs würden sich auf den Kapitalmarkt auswirken. Falls er sich mit dem Wahlergebnis einverstanden zeigen sollte und den ,Willen des Volks' akzeptiert, würde es keinerlei Schwankungen auf dem Markt geben. Falls er allerdings versuchen sollte, auf verschiedenen Wegen das Präsidialsystem doch noch umzusetzen, würde dies ernsthafte negative Konsequenzen auf dem Kapitalmarkt nach sich ziehen. Dann wäre es auch möglich, dass die Türkische Lira astronomisch an Wert verliert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...