Der Euro hat mit deutlichen Kursgewinnen auf den Erfolg des europafreundlichen Ex-Wirtschaftsministers Emmanuel Macron bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl reagiert. Die Gemeinschaftswährung legte im frühen Handel in Fernost am Montag zeitweise um rund zwei Prozent auf 1,0940 Dollar zu und damit den höchsten Wert seit fünf Monaten. Im weiteren Verlauf notierte sie dann immer noch rund 1,5 Prozent höher bei 1,0889 Dollar. Zur japanischen Währung gewann der Euro sogar 2,4 Prozent auf 119,80 Yen.
Der Markt sei erleichtert, dass es Macron in die Stichwahl am 7. Mai geschafft habe und es nicht zu einem Duell der beiden Euro-Gegner Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National und dem Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon komme, erklärten die Analysten der US-Bank Citigroup. "Angesichts des Pro-EU-Programms von Macron sollten sich die Aussichten für Europa verbessern." Neue Umfragen nach der Wahl am Sonntag sagen dem Linksliberalen Macron bei der Stichwahl gegen Le Pen fast eine Zwei-Drittel-Mehrheit vorher.
Der Erfolg der früheren Investmentbankers Emmanuel Macron hat bei den Banken für Erleicherung gesorgt. Reuters hat die Positionen von einigen Banken gesammelt.
HOLGER SCHMIEDING, CHEFVOLKSWIRT BERENBERG BANK:
"Das scheint für Frankreich und Europa das richtige Resultat zu sein. Es ist so gekommen, wie die Meinungsumfragen es vorausgesagt hatten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Frankreich den Reformer Macron wählt und seine Botschaft der Hoffnung gegen Le Pens Botschaft der Wut gewinnt. Damit wird es wahrscheinlicher, dass Frankreich die Reformen bekommt, die es ökonomisch stärker macht und wirtschaftlich näher an Deutschland heranrücken lässt."
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
"Es ist nicht zu einem Horror-Ergebis gekommen, das die Stabilität der Währungsunion bedroht hätte. Es werden nicht Links- und Rechtsradikale gemeinsam in die zweite Runde gehen. Das ist sehr gut. Le Pen war auch nicht stärker als in den Umfragen. Das senkt die Risiken, dass es in der entscheidenden zweiten Runde schief geht. Deshalb gehen wir davon aus, dass Macron neuer Präsident wird.
Das ist - gemessen an den anderen Kandidaten - das beste Ergebnis für Frankreich. Macron ist aber kein Heilsbringer und kein echter Reformer. Er scheut vor tiefgreifenden Reformen am Arbeitsmarkt zurück. Insbesondere die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Problem. Auch seine Pläne zur Haushaltskonsolidierung sind vage. Er ist zudem für gemeinsame Anleihen der Euro-Länder und damit auf Konfrontationskurs zu Berlin. Der Euro-Raum kommt nicht zur Ruhe, auch wenn die Märkte erst einmal positiv reagieren dürften."
HOLGER SANDTE, EUROPA-CHEFVOLKSWIRT NORDEA:
"Emmanuel Macron wird aller Wahrscheinlichkeit nach der neue französische Präsident – eine gute Nachricht für Frankreich, die EU und Deutschland. Auch die Finanzmärkte werden zumindest vorsichtig aufatmen. Das Reformtempo in Frankreich dürfte steigen, vor allem wenn die Parlamentswahl im Juni Unterstützung für ihn bringt. Die Hoffnungen und Vorschlusslorbeeren muss er dann allerdings auch rechtfertigen. Das deutsch-französische Tandem kann wieder Fahrt aufnehmen, auch wenn man sich nicht in allem einig sein wird."