Die Inflation in der Euro-Zone steigt: Die Verbraucherpreise stiegen im April um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Im März lag die Teuerungsrate lediglich bei 1,5 Prozent.
Die Energiepreise zogen im April um 7,6 Prozent an und damit etwas stärker als im März. Dienstleistungen verteuerten sich mit 1,8 Prozent wesentlich kräftiger als im Vormonat, als diese Kosten nur um 1,0 Prozent stiegen. Für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mussten die Bürger 1,5 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr.
Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Ihr Präsident Mario Draghi hatte jüngst betont, trotz aufgehellter Wirtschaftsperspektiven und abnehmender Risiken sei weiter ein "sehr substanzieller" Konjunkturimpuls nötig. Finanzstaatssekretär Jens Spahn warnte, ohne eine baldige Normalisierung werde es negative Nebenwirkungen geben. Die EZB müsse sicherstellen, dass der Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik nicht "zu spät" eingeleitet werde, sagte der CDU-Politiker in Berlin.
Allerdings sehen die Anleger aktuell keine Tendenz zur Zinserhöhung: Langfristige französische Staatsanleihen waren am Dienstag massiv überzeichnet.
Die Einschätzung der EZB bezieht sich nicht auf absolute Werte, sondern auf einen mittelfristigen Durchschnitt: Daher wäre auch eine monatelange Phase von vier Prozent Inflation kein Problem, weil die offizielle Teuerung in den vergangenen Jahren stets weit unter dem angepeilten Mittelwert von zwei Prozent gelegen hat.
Die Währungshüter planen noch bis mindestens Dezember, Wertpapiere im Umfang von 60 Milliarden Euro pro Monat aufzukaufen, um damit die Wirtschaft anzuschieben und für einen nachhaltigen Preisauftrieb zu sorgen. An den Finanzmärkten wird darüber spekuliert, dass sie ab Januar 2018 damit beginnen werden, diese Summe abzuschmelzen und 2018 eine Abkehr von der Nullzinspolitik einzuleiten.
Ein grundsätzliches Problem in der Euro-Zone besteht darin, dass die Inflation den Ölpreis übergewichtet und damit die tatsächliche Steigerung der für den Alltag relevanten Preise verzerrt abbildet.