Nach der Talfahrt zu Wochenbeginn wegen des Konflikts mit den arabischen Nachbarstaaten zeigte sich der Aktienmarkt Katars auch am Dienstag schwächer. Derzeit liegt der Kurs des Qatar Exchange Index mit rund 1,5 Prozent im Minus. Auch Staatsanleihen des Emirats standen am Dienstag weiter unter Druck, und auch die Landeswährung, der Katar-Riyal, war weiter schwach.
Der Aktienmarkt war am Montag eingebrochen und hatte den Handel mit einem Verlust von 7,27 Prozent auf 9202,62 Punkte beendet. Die Staatsanleihen blieben unter Abgabedruck. Im Gegenzug stiegen die Renditen der Papiere. Ein im Jahr 2020 fälliger, auf US-Dollar lautender Staatstitel rentierte am Dienstag mit 2,4 Prozent, nach gut zwei Prozent vor der diplomatischen Eskalation.
Der Katar-Riyal, der an den Dollar gebunden ist, kann nicht so einfach abwerten. Er lag in den vergangenen Jahren zum US-Dollar bei einem Kurs rund um 3,641 Riyal. Am Montag stürzte er dann auf etwa 3,649 Dollar ab und liegt seitdem wieder um die Schwelle von 3,641 Dollar. Versicherungen, mit denen sich Investoren gegen einen Ausfall katarischer Staatsanleihen absichern können, wurden seit Ausbruch der diplomatischen Krise deutlich teurer, allerdings von niedrigem Niveau aus.
Zahlreiche arabische Staaten hatten Katar am Montag vorgeworfen, Terrororganisationen wie den Islamischen Staat zu unterstützen und ihre Beziehungen zu dem kleinen Golfstaat abgebrochen. Dies dürften allerdings nur vorgeschobene Gründe sein- wahrscheinlich spielen die guten Beziehungen Katars zum Iran, des Widersachers von Saudi-Arabien, eine Rolle. Die dadurch ausgelöste schwerste diplomatische Krise in der Region seit Jahren hatte den Qatar Exchange Index (DSM) am Montag so stark abstürzen lassen wie zuletzt vor rund acht Jahren.
„Wir sehen die ersten Quittung der Reise Trumps nach Saudi-Arabien“, sagt der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour. „Denn Saudi-Arabien setzt nach der demonstrativen Unterstützung der USA nun seine Rolle als regionale Ordnungsmacht hart durch.“
Tatsächlich sehen viele Experten den jetzigen Streit im Lichte einer sehr viel breiteren Konfrontation mit dem Iran. Konflikte der Golf-Partner mit Katar selbst sind nicht neu. Dem Land wird seit Jahren von anderen arabischen Ländern vorgeworfen, Salafisten und islamische Extremisten zu finanzieren. Vorwürfe der Unterstützung radikaler Gruppen gab es aus Libyen, Somalia, Ägypten, Mali, Syrien, Irak und nun auch Jemen. Katar bestreitet dies - ebenso wie Saudi-Arabien seit Jahren Vorwürfe zurückweist, es unterstütze islamistische Strömungen in aller Welt. In Doha sitzt zudem mit Al Dschasira der einzige arabische Sender mit weltweiter Reichweite - der manchmal auch kritisch über die Lage in anderen Golf-Staaten wie Saudi-Arabien berichtet.
"Eine vergleichbare Reaktion gab es bereits 2007 und 2014", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Rolf Mützenich, mit Hinweis auf frühere Konflikte, als die Golfstaaten vorübergehend ihre Botschafter aus Katar abgezogen hatten. Es gebe seit langem selbst im Golf-Kooperationsrat (GCC), zu dem sowohl Saudi-Arabien als auch Katar gehören, fundamentale sicherheitspolitische Differenzen. „Neuer Streitpunkt könnte jetzt die von Trump befürwortete Einhegung des Iran durch ein militärpolitisches Bündnis am Golf und das militärische Vorgehen im Jemen sein“, glaubt aber auch Mützenich.
Ganz logisch erscheint die Eskalation seitens Riads auf den ersten Blick nicht: Immerhin kämpfen Soldaten aus Katar auch an der Seite der Saudis in Jemen gegen die Huthi-Rebellen - und sollen nun abgezogen werden. In Katar befindet sich zudem ein wichtiger US-Militärstützpunkt.
Nach dem Zerwürfnis bemühen sich die Großmächte um eine Entspannung, berichtet Reuters. Das US-Präsidialamt teilte mit, Präsident Donald Trump werde sich bemühen, die Lage zu deeskalieren. Die Vereinigten Staaten wollten keinen „dauerhaften Bruch“ zwischen den Golf-Staaten, erklärte ein ranghoher Vertreter der Trump-Regierung. Sollten die Staaten des Golf-Kooperationsrates angesichts der Spannungen einen Sondergipfel anberaumen, werde ein US-Vertreter dazukommen, kündigte er an. „Wir wollen sie in die richtige Richtung bringen.“ Zugleich bekräftigte die US-Regierung die Kritik an Katar. Viele Handlungen des Emirats seien „einigermaßen besorgniserregend“, nicht nur in den Augen der anderen Staaten der Region sondern auch aus US-Sicht.
Auch der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan riefen nach einem Telefonat zu einem Dialog zwischen den Konfliktparteien auf. Es müsse einen Kompromiss geben „im Interesse der Bewahrung von Frieden und Stabilität in der Golf-Region“, erklärte das russische Präsidialamt am Montagabend.